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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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auf der Straße. Einige von ihnen betrachteten die Vorgänge innerhalb der Falle mit ungeteiltem Interesse, andere gingen in der gleichen Richtung wie Mowry. Die meisten wollten mit der Inspektion nichts zu tun haben und entsannen sich, daß sie anderswo dringende Geschäfte hatten. Mowry ging mitten unter ihnen. Die Polizei verlor kostbare Sekunden, weil sie nach jemand suchte, der auf der Flucht war.
    Diese kleine Verzögerung genügte Mowry, um in die Seitenstraße einzubiegen. Gleichzeitig aber verloren auch die Agenten der Geheimpolizei die Geduld, durchbrachen die Kette der Polizisten und rannten hinter dem verschwundenen Flüchtling her. Mindestens ein halbes Dutzend Polizisten folgte.
    Mowry überholte gerade einen jungen Mann, der, langsam vor sich hindösend, seines Weges ging. Er gab ihm einen Schlag auf die Schulter.
    „Schnell, sie sind hinter dir her! Die Kaitempi!“
    „Ich habe nichts getan …“
    „Wie lange wird es dauern, bis du sie davon überzeugt hast? Los, bring’ dich in Sicherheit, du Narr!“
    Der andere benötigte einige Sekunden, ehe er die Rufe und Schreie der Verfolger hörte und glaubte, was der Fremde ihm gesagt hatte. Er verlor die Farbe aus seinem Gesicht und nahm die Beine in die Hand. Er raste mit einer geradezu unwahrscheinlichen Geschwindigkeit davon.
    Mowry betrat den nächsten Laden und sagte:
    „Ich möchte gern zehn von diesen kleinen Kuchen …“
    Die Meute des Gesetzes bog heulend um die Ecke und fegte an dem kleinen Laden vorbei. In der Ferne war die flüchtige Gestalt des jungen Mannes noch sichtbar. Ein Triumphgeheul erhob sich. Das Tempo erhöhte sich. Der korpulente Sirianer hinter dem Verkaufstisch hatte ganz traurige Augen.
    „Was war das?“ fragte Mowry.
    „Sie jagen jemand“, entgegnete der Dicke. Er seufzte: „Sie jagen immer irgend jemand. Was für eine Welt! Was für ein Krieg!“
    „Sie sind ihn wohl auch leid, was?“
    „Wenn ich ehrlich sein soll, ja. Gestern wurde, wenn man den Nachrichten Glauben schenken soll, zum zehntenmal die Hauptflotte der Wanzen vernichtet. Heute verfolgen sie die Reste, wie behauptet wird. Seit Monaten schon ziehen wir uns siegreich zurück, während der Feind in völliger Auflösung vordringt. Zehn Kuchen, sagten Sie …?“
    Mowry wiederholte die Bestellung und suchte noch andere Süßigkeiten aus. Zwanzig Minuten vergingen. Das würde genügen. In diesem Viertel war es nun ruhig geworden. Die Jagd würde in einem anderen Stadtteil fortgesetzt werden.
    Auf halbem Weg nach Hause begegnete er einem niedergeschlagenen Polizisten und widerstand nur mühsam der Versuchung, dem armen Kerl seine Kuchen zu schenken. Er erreichte seine Wohnung und legte sich angezogen auf das Bett, um die Ereignisse des Tages in Ruhe zu überdenken. Er war aus einer Falle geschlüpft, die sich fast vor ihm geschlossen hätte. So ungefähr konnte er sich vorstellen, was geschehen war:
    Einer der Offiziere hatte ihn durch die Sperre gehen sehen. Er mußte sich an den Agenten gewandt haben.
    „Wer war das, den Sie da laufen ließen?“
    „Ein Offizier, Captain.“
    „Was soll das heißen, ein Offizier?“
    „Ein Offizier der Kaitempi, Sir. Ich kenne ihn nicht, aber er hatte einen Ausweis. Er sagte, er käme von Diracta.“
    „Haben Sie sich die Nummer des Ausweises gemerkt?“
    „Nein, das nicht, Sir. Wenigstens nicht so genau. Warten Sie … ja, es könnte SXB80131 gewesen sein, oder auch SXB 80313 …“
    „Major Sallanas Paß hatte die Nummer SXB80131, Sie Narr! Vielleicht haben Sie Sallanas Mörder laufen lassen!“
    „Haltet ihn!“
    Ja, so etwa konnte es gewesen sein, dachte Mowry. Wenn nun in der Tat kein Offizier von Diracta heute im Hauptquartier der Kaitempi auftauchte, würden sie sicher sein, Sallanas Mörder in der Falle gehabt zu haben. Bis heute hatten sie keinen Anhaltspunkt besessen, wo sie ihn suchen sollten, aber nun wußten sie, daß der Mörder in Pertane weilte. Sie besaßen sogar eine Beschreibung von ihm, und mindestens ein Agent würde ihn sofort wiedererkennen können.
    Mit anderen Worten: der Boden wurde verdammt heiß unter seinen Füßen. Hier in Pertane würde es künftig nicht leicht sein, sich erfolgreich zu verbergen.
    So schlimm diese Entwicklung aber auch war, sie hatte ihm auf der anderen Seite auch Erfreuliches gebracht. Er entsann sich der Worte des Agenten:
    „… sie ist bei uns genauso eine Gefahr wie auf allen anderen Planeten. Sie wissen ja selbst, wie es auf Diracta aussieht …“
    Das

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