TS 55: Die Wespe
und drückte sich in einen Hauseingang. Es war ein Mannschaftswagen der Polizei. Er konnte die Gesichter der Männer deutlich erkennen, die nach ihrem Opfer Ausschau hielten. Er wartete, bis sie vorbei waren, dann stürmte er weiter.
Die Suche nach ihm hatte also begonnen. Da bemerkte er, wie ein staubbedeckter Personenwagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite anhielt. Ein Mann stieg aus und ging zur nächsten Haustür, die er mit einem Schlüssel zu öffnen versuchte.
Mowry hatte keine Sekunde zu verlieren. Er raste über die Straße, sprang in den Wagen und fuhr an. Hinter ihm benötigte der unglückliche Besitzer des Wagens fast eine halbe Minute, um sich von seiner Überraschung zu erholen. Dann stieß er einen Fluch aus, eilte ins Haus und riß den Hörer von der Gabel des Visifons.
Mowry bog auf die hell erleuchtete Hauptstraße ein und verminderte das Tempo. Zwei Polizeiautos rasten an ihm vorbei, aber im Augenblick war er sicher. Sie hielten nicht nach einem verschmutzten Personenwagen Ausschau, sondern nach einem gehetzten Flüchtling, der zu Fuß versuchen würde, sich in Sicherheit zu bringen. Es würde sicherlich noch zehn Minuten dauern, ehe sie ihre Meinung änderten.
Sieben Minuten später erreichte er den Stadtrand und fuhr auf einer ihm unbekannten Straße in die dunkle Landschaft hinein. Mit Höchstgeschwindigkeit raste er dahin und ließ den Hexenkessel von Radine weit hinter sich zurück.
Zwanzig Minuten später. Ein schlafendes Dorf. Ein Kilometer dahinter tauchte im Dunkel der Nacht plötzlich Licht auf. Mowry erkannte flüchtig blitzende Uniformknöpfe und einen weißen Schlagbaum. Er biß die Zähne zusammen und gab Vollgas. Das Holz zersplitterte, einige Geschosse ließen die Scheibe des Rückfensters auf den Sitz rieseln. Dann war es wieder dunkel.
Sie hatten also Generalalarm gegeben, und die Jagd begann. Das Durchbrechen der Straßensperre hatte ihnen verraten, in welcher Richtung er geflohen war. Dumm nur war, daß Mowry selbst nicht wußte, wo er sich befand. Er besaß keine Karte, nach der er sich hätte orientieren können. Außerdem hatte der Verlust seines Beutels ihn um sein gesamtes Geld gebracht. Er besaß nur noch einen gestohlenen Wagen und eine Schußwaffe.
Im Licht seiner Scheinwerfer tauchte eine Kreuzung auf, die ihm bekannt erschien. Er hielt an und las die Hinweise. Nach Radine waren es 60 Kilometer. Nach Pertane nur noch 20. Rechts gelangte er auf die Straße, die zur Höhle führte. Das war seine einzige Chance.
Aber er durfte nicht leichtsinnig werden, wenn auch von einer Verfolgung im Augenblick nichts zu bemerken war.
Also fuhr er in Richtung Pertane weiter und ließ dann den Wagen einfach stehen. Automatisch würde man nun annehmen, er habe eine Panne gehabt und sei zu Fuß weitergegangen, um in der Hauptstadt Schutz zu suchen.
Mowry aber kehrte um und war froh, als er endlich den Wald erreichte. In seinem Schutz wanderte er die Straße entlang, bis er den Baum mit dem waagerechten Ast sah. Er benötigte für die Strecke ganze zwei Stunden. Währenddessen rasten die Patrouillenwagen der Polizei an ihm vorbei und hielten Ausschau nach dem gestohlenen Personenauto.
Immerhin war nun fast eine ganze Armee unterwegs, um ihm den Garaus zu machen. Das war die Mühe wert, wenn man Wolf glauben wollte.
Mowry erreichte die ihm bekannte Stelle und drang in den Wald ein, um seinen langen Marsch zu beginnen.
*
Bei der Höhle war alles unberührt. Mowry war dankbar, wieder in Sicherheit zu sein. Hierher kam niemand, denn überall würden sie ihn suchen, nur nicht dreißig Kilometer im Urwald.
Er setzte sich auf einen der Behälter und nahm sich Zeit, in Ruhe über seine weiteren Pläne nachzudenken. An sich war es seine Pflicht, jetzt einen Bericht abzusenden, aber dazu verspürte er im Augenblick nicht die geringste Lust. Er war erkannt worden, und die Kaitempi wußte, wie er aussah. Vielleicht würde der irdische Geheimdienst es nun für richtig halten, ihn nicht mehr auf Jaimec einzusetzen. Sie würden ihn abholen lassen und auf einem anderen Planeten absetzen, wo er von vorn beginnen müßte. Irgendein Nachfolger würde Jaimec übernehmen.
Mowry schüttelte den Kopf. Nein, das wäre so gut wie eine Niederlage. Immerhin hatte er Phase 1 seines Auftrages erfüllt und bereits mit Phase 2 begonnen. Phase 3 bedeutete, daß er den Gegner derart beschäftigte, daß ihm keine Gelegenheit mehr blieb, den Hauseingang zu verteidigen, weil am Hintereingang
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