TS 55: Die Wespe
versäumte nichts.
Es lag auf der Hand, daß die Kaitempi ihn nur in den überfüllten Städten suchte. Auf die Idee, er könne sich in der Wildnis aufhalten, waren sie bisher noch nicht gekommen.
In dieser Nacht schlief Mowry unbeschwert, verbrachte den nächsten Vormittag damit, sich im Fluß zu baden und am Strand zu sonnen. Er kochte sich langentbehrte irdische Mahlzeiten und fühlte sich ungemein wohl. Gegen Abend schnitt er sich das Haar kurz und gab sich mit Hilfe einer Injektion einen anderen Teint. Künstliche Zähne ließen sein Gesicht breiter erscheinen. Das Kinn stand ein wenig vor und unterstrich sein militärisches Aussehen.
Wieder wechselte er die Kleidung. Er zog Schuhe an, die unzweifelhaft aus militärischen Beständen stammten. Der Zivilanzug war von erstklassigem Schnitt, während der Knoten des Halstuches an das Muster der Marine erinnerte. Um die Maskerade zu vollenden, legte sich Mowry ein Armband um, an dem die übliche Erkennungsmarke baumelte.
Nun sah er in der Tat wie jemand aus, der weit über der Mittelschicht stand. Seine Papiere bestätigten diesen Eindruck. Er war nun Oberst Krasna Halopti vom militärischen Geheimdienst und hatte als dieser Anspruch auf die Unterstützung aller behördlichen Stellen.
Befriedigt darüber, daß seine Verkleidung so gut mit dem Träger des Ausweises übereinstimmte und daß ihn bestimmt niemand wiedererkennen würde, der ihn vorher einmal gesehen hatte, setzte er sich auf einen der Behälter und schrieb einen Brief.
„Ich versuchte, im Café Sunsun mit dir Verbindung aufzunehmen, aber die Kaitempi war bereits dort. Dein Geld hatte ich vorher unter dem Brückenpfeiler in Richtung Asako vergraben. Wenn du noch frei bist und mehr Geld verdienen möchtest, dann hinterlasse hier an dieser Stelle eine Botschaft. Wir müssen einen Treffpunkt vereinbaren.“
Mowry verzichtete auf eine Unterschrift, faltete den Zettel zusammen und legte ihn in einen wasserdichten Nylonbeutel. Er vergaß auch nicht, eine Pistole sirianischer Machart in die Tasche zu schieben. Den dazu gehörenden Waffenschein besaß er natürlich.
Seine Rolle als Offizier des Militärgeheimdienstes war nicht ungefährlich. Es ließ sich bei einer Kontrolle sehr schnell feststellen, ob seine Papiere echt waren oder nicht. Aber die Rolle besaß auch ihre unschätzbaren Vorteile. Wenn er die notwendige Arroganz zeigte, würden sich die Sirianer bluffen lassen, vielleicht sogar die Agenten der Kaitempi.
Zwei Stunden nach Beginn der Dunkelheit schaltete er Behälter 22 wieder ein und machte sich auf den Weg. Diesmal trug er eine etwas größere Tasche bei sich und bedauerte es aufrichtig, daß sein Versteck so abseits der Straße lag. Aber die Sicherheit ging vor. Auch dauerte der Marsch diesmal länger, weil er es nicht wagen konnte, in der neuen Verkleidung einen Wagen anzuhalten. So wanderte er bis zu der ersten größeren Kreuzung und wartete hier, bis der Überlandbus kam. Ohne aufzufallen, stieg er ein und ließ sich nach Pertane bringen. Innerhalb einer halben Stunde fand er einen Wagen, stieg ein und fuhr davon. Niemand schien den Diebstahl bemerkt zu haben. Auf der Straße nach Radine überzeugte er sich davon, daß niemand in der Nähe weilte und vergrub den Beutel mit dem Brief bei Kilometerstein 33. Dann kehrte er nach Pertane zurück und stellte den gestohlenen Wagen wieder ab. Es war sehr wahrscheinlich, daß der Besitzer das einstündige Fehlen seines Fahrzeuges nicht bemerkt hatte. Als nächstes begab er sich in ein Postamt, zog ein halbes Dutzend kleiner, aber sehr schwerer Pakete aus seiner Reisetasche, adressierte sie und gab sie auf. In jedem dieser Pakete befand sich ein Hohlzylinder, in dem ein einfaches Uhrwerk tickte. Dabei lag ein Zettel, auf dem geschrieben stand:
„Dieses Paket hätte Sie töten können! Zwei solcher Pakete, im rechten Augenblick zusammengebracht, könnten einhunderttausend Personen töten. Beendet diesen Krieg, sonst bringt er Euch um!
Dirac Angestun Gesept.“
Natürlich war das nur eine Drohung, aber sie würde genug Verwirrung stiften, um die Behörden weiter zu beunruhigen. Zweifellos würde man nun dafür sorgen, daß alle wichtigen Leute eine Leibwache erhielten. Das allein würde ein ganzes Regiment in Anspruch nehmen. Weiter würde man künftig die Post überprüfen lassen und Spezialtrupps verwenden. Die zivile Verteidigung würde sich darauf vorbereiten müssen, mit einer gewaltigen Atomexplosion zu rechnen, die stattfinden konnte
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