TS 55: Die Wespe
Shugrurna, eine weit entfernte Stadt, durch einen Angriff der terranischen Flotte völlig zerstört worden war. Er ließ auch durchblicken, daß die Behörden in Pertane täglich mit einem ähnlichen Angriff rechneten, es aber nicht wagten, die Bevölkerung zu warnen.
Ähnliche Gerüchte waren bereits im Umlauf, aber Mowrys Tätigkeit schien sie zu bestätigen. Im Verlauf des Tages sprach er mit dreißig anderen Personen, von denen jede begierig war, die so erhaltene Neuigkeit so schnell wie möglich dem nächstbesten Freund zu berichten. Und so war es kein Wunder, daß gegen Abend bereits die ersten Pertaner ihre Stadt verließen, um nicht dem Untergang zum Opfer zu fallen.
Am anderen Tag rief er Skriva an, der einen Teilerfolg meldete. Mowry solle das Geld schon mitbringen, er habe das Formular. Sie verabredeten sich unterhalb der Brücke, an der Mowry die fünfzigtausend hinterlegt hatte.
Es war sieben Uhr abends, als er den Treffpunkt erreichte. Skriva erwartete ihn bereits, nahm das Geld und gab Mowry das Formular.
Sorgfältig überprüfte dieser das Blatt Papier. Es besaß eine sehr komplizierte Wasserzeichnung, die nur auf der Erde hätte kopiert werden können. Außerdem war das Formular benutzt worden. Vor drei Wochen war damit ein Gefangener namens Mabin Garud angefordert worden. Der Name war mit Schreibmaschine geschrieben, die Unterschrift des Kaitempi – H. Q. – mit Tinte.
„Kannst du etwas damit anfangen?“ fragte Skriva.
„Ich werde die ganze Nacht dazu brauchen, aber ich glaube, ich schaffe es, den Namen auszuradieren. Die Unterschrift kann bleiben.“
„Man wird die Stelle sofort bemerken. Auch das Datum muß geändert werden.“
„Keine Sorge, ich habe meine speziellen Mittel. Niemand wird etwas bemerken. Schwierig ist es nur, die unterbrochenen Gravurlinien zu restaurieren. Aber vielleicht ist das auch nicht nötig, denn die neueSchrift wird sie bedecken. Auch ist kaum anzunehmen, daß man das Formular gleich unter ein Mikroskop legen wird.“
„Wenn sie schon Verdacht schöpfen, dann schnappen sie uns zuerst.“
„Wir werden sehen. Ich benötige jetzt noch eine Schreibmaschine.“
„Die kann ich besorgen. Ich habe eine fast neue.“
Mowry sah Skriva scharf an.
„Ich finde es merkwürdig, daß du eine solche Maschine hast, was fängst du mit ihr an?“
„Mein Geschäft ist der Handel. Ich kaufe und verkaufe alles – also auch Schreibmaschinen. Was ist dabei?“
„Nichts. Wir treffen uns hier um acht Uhr. Bringe die Maschine mit.“
Er wartete, bis Skriva davongefahren war, ehe er ihm in die Stadt folgte. Hier aß er und kehrte zur verabredeten Zeit an den Treffpunkt zurück. Wenig später kam auch Skriva und brachte die Schreibmaschine.
„Nun muß ich noch Gurds vollständigen Namen und die seiner Mitgefangenen haben, ebenso ihre Gefangenennummern.“
„Alles da“, beruhigte Skriva und zog einen Zettel aus der Tasche. Mowry warf einen Blick darauf und steckte ihn ein. „Die Kaitempi hat die Angewohnheit, ihre Gefangenen zwischen drei und vier Uhr aus dem Gefängnis zu holen. Niemals früher, selten später.“
„Du mußt nun noch in Erfahrung bringen, ob man nicht heute nachmittag Gurd abgeholt hat. Es wäre peinlich, wenn wir morgen Gefangene abtransportieren wollen, die bereits heute geholt wurden.“
„Ich werde nachforschen.“ Skriva sah plötzlich auf. „Du hast doch nicht die Absicht, die Aktion bereits morgen durchzuführen?“
„Einmal muß es ja geschehen, oder? Je länger wir warten, desto geringer wird unsere Chance, der Kaitempi zuvorzukommen. Was hast du gegen morgen?“
„Oh, nichts. Ich wundere mich nur, daß keine weiteren Vorbereitungen zu treffen sind.“
„Wir wissen die Daten, haben ein Formular, was brauchen wir noch? Entweder wir haben Erfolg, oder wir müssen schießen und rennen.“
„Hört sich so einfach an.“
„Ist es aber nicht. Die Leute im Gefängnis werden sich wundern, wenn sie fremde Gesichter sehen. Da fällt mir ein: besorge noch zwei Helfer. Sie haben nicht viel zu tun. Wenn sie im Auto sitzen und grimmige Gesichter machen, zahle ich jedem fünftausend Kronen auf die Hand.“
„Dafür kriege ich ein halbes Regiment.“
„Nicht nötig. Und noch eins: wir können bei dem Vorhaben keine Galgenvögel gebrauchen. Ich möchte, daß du und auch deine beiden Helfer in bester Aufmachung erscheinen. Gebügelte Hosen, saubere Jacken. Hut natürlich. Ich habe keine Lust, die Kaitempi mit ein paar Tramps zu
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