TS 55: Die Wespe
nicht, daß er noch lebt.“
„Du hast ihn getötet?“
Lithar wurde unruhig.
„Hört doch auf mit dem Geschwätz. Entweder, wir machen uns an unsere Aufgabe, oder wir fahren wieder nach Hause.“
Es war drei Uhr. Skriva fuhr weiter und hielt erst wieder an, als das breite Stahltor des Gefängnisses Halt gebot. Mowry stieg aus. Skriva folgte ihm. Seine Lippen waren fest zusammengekniffen. Mowry drückte auf die seitlich in der Mauer angebrachte Klingel. Die schmale Eisentür neben dem Tor öffnete sich. Ein bewaffneter Wärter kam heraus.
„Kaitempi! Wir wollen drei Gefangene abholen“, sagte Mowry mit der gebührenden Arroganz.
Mit einem kurzen Blick auf die beiden Wagen antwortete der Wärter, indem er den Eingang freigab und die Tür wieder hinter sich schloß:
„Ihr seid ziemlich früh heute.“
„Wir haben genug zu tun und wenig Zeit.“
„Hier entlang, bitte.“
Sie gingen hinter dem Wärter her. Mowry in der Mitte. Skriva bildete mit den Händen in der Tasche den Abschluß. Es kamen mehrere Korridore, dann eine Tür. Auch sie öffnete sich vor ihnen, und dann standen sie vor einem Tisch, hinter dem ein mißtrauisch blickender Sirianer saß. Auf dem Tisch stand ein Schild: Kommandant Tornik.
„Drei Gefangene sollen zur Befragung abgeholt werden“, sagte Mowry gelassen. „Hier ist das Auslieferungsformular. Wir haben wenig Zeit und wären Ihnen dankbar, wenn Sie die Sache etwas beschleunigen würden.“
Tornik betrachtete das Formular mit gerunzelten Augenbrauen. Dann befahl er per Telefon, man solle die drei Gefangenen bringen. Nun, da ihm etwas Zeit blieb, lehnte er sich zurück und betrachtete seine Besucher mit völlig ausdruckslosen Augen.
„Sie waren noch niemals hier?“ fragte er Mowry.
„Allerdings nicht, aber das hat seinen Grund.“
„Welchen?“
„Wir haben alle Ursache anzunehmen, daß es sich bei diesen drei Gefangenen um keine gewöhnlichen Verbrecher handelt, sondern um Angehörige der D. A. G., die Sie ja wohl auch kennen. Der militärische Geheimdienst interessiert sich für sie. Ich bin sein Repräsentant.“
„So?“ machte Tornik. „Bisher kam noch niemals ein Abgeordneter des M. G. hierher. Darf ich um Ihre Papiere bitten?“
Mowry gab sie ihm. Innerlich verfluchte er die Tatsache, daß es so lange dauerte, bis man die Gefangenen brachte. Tornik blieb dadurch zuviel Zeit, unangenehme Fragen zu stellen.
Der Kommandant reichte die Papiere zurück.
„Etwas ungewöhnlich, Oberst Halopti. Wir haben die strikte Anweisung, Gefangene nur der Kaitempi zu übergeben. Ich kann diese Anweisung auf keinen Fall umgehen.“
„Sie übergeben die Gefangenen ja der Kaitempi. Mein Begleiter kann sich ausweisen. Im H. Q. der Kaitempi wurde mir schon gesagt, daß ich seine Begleitung benötige.“
„Das ist richtig“, nickte Tornik und öffnete die Schublade, um ein Formular daraus zu ziehen. Er füllte es aus und sagte: „Ihre Unterschrift genügt leider nicht, Oberst. Ihre auch nicht“, wandte er sich an Skriva. „Sie haben keinen Plastikausweis, sondern nur eine Nadel. Sie sind nur Agent, aber kein Offizier.“
Mowry mischte sich ein.
„Er ist von der Kaitempi und steht jetzt unter meinem Kommando. Ich bin Offizier und …“
„Das stimmt schon …“
„Die Unterschrift muß von einem Offizier und einem Mann der Kaitempi geleistet werden. Wir erfüllen die Bedingung, wenn wir beide unterschreiben.“
Tornik dachte einige Sekunden nach und schien dann einzusehen, daß auf diese Art den Vorschriften Genüge getan wurde. Er nickte.
„Ja, Sie müssen beide unterschreiben.“
Gerade in diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und ein Wärter brachte die drei Gefangenen. Sie waren mit Handschellen gefesselt, die aber von dem Wärter sofort aufgeschlossen wurden. Gurd sah nicht auf. Er machte einen ausgemergelten und verzagten Eindruck. Wahrscheinlich ahnte er, was ihm bevorstand. Der zweite war ein guter Schauspieler. Er blickte von Tornik auf Mowry und Skriva, ohne eine Miene zu verziehen. Lediglich der dritte zeigte Überraschung, als er Skriva erblickte. Dann aber, als er in dessen Augen starrte, wurde er bleich und sah auf den Boden. Zum Glück hatte keiner der Anwesenden etwas bemerkt.
Mowry unterschrieb die Empfangsbescheinigung und schob sie Skriva zu. Der kritzelte eine unleserliche Unterschrift daneben. Tornik nahm das Formular und legte es beiseite.
„Danke, Kommandant“, sagte Mowry und nickte Skriva zu. „Gehen wir.“
Tornik hatte einen
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