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TS 56: Sternenstaub

TS 56: Sternenstaub

Titel: TS 56: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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der Feindseligkeit – befleckte den angenehmen Eindruck wie ein Geschwür.
    Collins verbannte sein Gefühl und schüttelte den Kopf. Langsam krochen die schwachen Umrisse der Kammer aus der Nacht, aber die unerträglich flackernde Flamme der Fackel wurde von einigen Leibern verdeckt. Weiße Körper schwebten um die gleißende Spitze der Fackel und warfen drohende Schatten an die Wände. Collins holte Atem, Die anderen warteten darauf, daß er sprach. Jetzt konnte er sie auch erkennen.
    „Hört zu, was ich euch zu sagen habe.“
    Die zwölf jungen Männer bildeten zögernd einen Ring um ihn. Sie schwebten – wie er – ohne festen Stand in der Kammer. Collins zwang sich, in das Licht der Fackel zu sehen, obwohl die Schärfe der Flamme seine Augen mit spitzen Nadeln peinigte. Die Pupillen verengten sich zu winzigen schwarzen Punkten, aber Collins hielt seine Züge bewegungslos. Die Menschen waren geboren worden, um in Licht zu leben und in der Dunkelheit zu sterben.
    „Bevor wir beginnen – hat einer von euch Fragen über seine Arbeit?“
    Seine Stimme war leise, aber unter der weichen Schicht lag ein scharfer, tödlicher Tonfall verborgen. Sie konnte Wunden hinterlassen wie ein geschliffener Stahl, wenn es die Lage erforderte.
    „Fragt ruhig“, sagte Collins und lächelte. „Es ist kein Zeichen von Dummheit zu fragen. Nur ein Narr bildet sich ein, alles zu wissen.“
    Einer der Männer räusperte sich, es war Lanson. Er stellte die erste Frage. Collins nickte ermutigend.
    „Wir verstehen unser Problem für heute nicht ganz, Sir.“
    Er gab dem letzten Wort einen ironischen, geringschätzigen Klang. „Wir unterhielten uns darüber, konnten aber keinen genauen Entschluß fassen.“
    „Bitte mehr Genauigkeit; was versteht ihr nicht?“
    Lanson änderte seine Lage in der Luft. Er war nervös. Seine Stimme war jetzt fragend, ratlos und drängend.
    „Es geht um das Problem fallender Körper. Sie stellten fest, daß zwei verschiedene Körper durch ein schwereloses Vakuum in genau der nämlichen Geschwindigkeit fallen werden. Ist das richtig – das heißt, ein Stück Papier und ein Stück Metall werden den Boden zu gleicher Zeit berühren?“
    „So weit in Ordnung, Lanson“, sagte Collins, die Worte sorgfältig abwägend. Er wußte, daß Lansons Anliegen eine genaue und richtige Antwort verlangte. Es war schwer.
    „Wir wissen, was du damit meinst. Aber welche Kraft treibt gleichzeitig das Papier und das Metall zu Boden, welche Kraft läßt uns schwebend Warum fallen wir nicht zu Boden?“
    „Lanson mit seiner Schwerkraft“, kicherte ein Mann im Hintergrund. „Wir kommen der Situation mit den Begriffen der klassischen Physik nicht näher.“ Die Männer lächelten über Lansons Eifer.
    „Ja – aber was ist die Schwerkraft?“ beharrte Lanson.
    „Du sagst, daß wir mit der Wissenschaft experimentieren und messen, lieber, als uns mit sehnsüchtigen Träumen zu beschäftigen. Gut, dann demonstriere uns etwas von dieser Schwerkraft.“
    „Ich kann euch ebensowenig die Schwerkraft zeigen, daß ihr sie erkennt, wie die Atome, aus denen die Materie zusammengesetzt ist. Ihr müßt geduldig die Situation zu überschauen versuchen, in der wir uns befinden. Auch in der Wissenschaft, Jungens, gibt es Dinge, in denen wir uns auf den Glauben verlassen müssen. Es ist das Beste, was wir tun können.“
    „Wir bezweifeln deine Worte nicht“, sagte Lanson, doch seine Stimme klang anders. „Aber es scheint uns, daß dieses ganze Zeug nicht wahr ist, sonst müßten wir bereits dort leben und nicht mehr hier. Warum sollten wir uns nicht darauf beschränken, die Gesetze anzuerkennen, die hier herrschen und den besten Nutzen aus ihnen zu ziehen?“
    Collins betrachtete die weißen Körper um sich herum, die blaß und geisternd um die Flammen schwebten. Jenseits von ihnen schwebte die große Dunkelheit wie eine gigantische Bestie. Schattenarme warteten darauf, sie ganz zu umfangen und herabzuziehen in die ewige Gruft des Vergessens. Ein kalter Fieberschauer kroch Collins das Rückgrat entlang. Sie konnten nicht ewig so weiterleben, das wußte er. Sie hatten einen schweren Weg gewählt – aber sie zögerten, ihn zu betreten. Jeden Tag, jede Stunde verloren sie an Boden, und unter ihnen im Schiff tanzten die anderen um ihre großen Feuer …
    Er mußte seine Kameraden dazu zwingen, den Dingen ins Antlitz zu sehen.
    „Ihr habt in einer Hinsicht recht“, sagte er vorsichtig. „Ich freue mich darüber, daß ihr nicht blind

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