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TS 56: Sternenstaub

TS 56: Sternenstaub

Titel: TS 56: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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meine Anordnungen und Erklärungen akzeptiert, sondern darüber nachdenkt. Der springende Punkt ist, daß die Bedingungen hier unnatürlich sind. Sie sind aber die einzigen, die wir kennen. Ich versuchte, euch über die fehlende Schwerkraft etwas zu erzählen.“
    „Aber was sollen wir damit, wir brauchen sie nicht!“
    Collins fühlte eine heiße Wut in sich hochsteigen.
    „Das genügt, Lanson, wenn du nicht wünschst, verurteilt zu werden Wir dürfen nicht vergessen. Wenn wir es tun, dann sind wir verloren.
    Wir bleiben nicht länger Menschen, sondern werden zu Tieren. Eines Tages werdet ihr sehen und Verständnis haben. Bis dahin müßt ihr warten.“
    Er brach ab. Die Männer bewegten sich unsicher in der Luft. Seine Blicke bohrten sich durch die tiefen Schatten. Seine Finger begannen zu beben, denn dort drunten war etwas – die Schatten waren angefüllt von der Gefahr.
    „Die anderen Männer …“, zischte er. „Löscht diese Fackel.“
    Die Flamme prasselte und starb. Die Männer trieben in einer Linie vor, gemeinsam gegen eine Drohung ankämpfend. Sie paßten ihre Pupillen wieder an die Dunkelheit an. Collins fühlte die Schläge seines Herzens in der Halsschlagader und kalten Schweiß in den Handflächen. Langsam glitt sein Messer aus der Scheide. In der Totenstille schlich Panik auf leisen Sohlen durch die Dunkelheit auf die zwölf Männer zu.
    Schiffsoffizier Mark Langston ließ einige auserlesene Flüche in seiner Kabine harmlos explodieren. Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf, hielt eine halbleere Flasche gegen das Licht und prostete sich selbst zu. Dann versteckte er die Scotchflasche wieder. Sofort erschien auf seinem mürrischen Gesicht ein verbindliches Lächeln, und er rief: „Herein!“
    Unheilverkündend öffnete sich die Tür und ebenso drohend baute sich eine große, breitgesichtige Frau vor ihm auf. In ihrem Kielwasser folgte ein zehnjähriges Mädchen, verschüchtert und großäugig. Die Stimme der Frau erinnerte an den Laut, den eine Feile auf hartem Eisen hervorruft.
    „Sie sind der Schiffsoffizier?“
    „Seit einigen Tagen, jawohl, Madam.“
    „Das letzte Mal sprach ich mit einem anderen Herrn.“
    „Mr. Raleigh ist im Moment nicht im Dienst. Mein Name ist Mark Langston – darf ich Ihr Anliegen hören?“
    „Bitte. Ich bin Mrs. Simmons, und dies ist meine Tochter Laurie!“
    Langston nickte und warf einen kurzen Blick auf die Notiz, die Raleigh auf seinem Tisch hinterlassen hatte.
    „Als ein kleines Zeichen meiner Hochachtung habe ich Mrs. Simmons meine gesamte Habe vermacht. Ich bitte Sie, die erforderlichen Schritte in die Wege zu leiten. Gott sei ihrer Seele gnädig“, stand auf dem Zettel.
    „Was wünschen Sie, Mrs. Simmons?“
    Die Dame seufzte tief, es war ein geradezu klassischer Ton, der an alte Tragödien erinnerte.
    „Es ist diese zermürbende, künstliche Schwerkraft. Ich kann sie einfach keinen Moment länger ertragen. Ich habe Herzbeschwerden und Rückenschmerzen bekommen. Ich bin ein nervöses Wrack. Sie müssen etwas dagegen tun, mein Herr! Nicht wahr, Laurie, mein Kind?“
    „Ja, Mutter!“ sagte Laurie mit einer schwachen, erschöpften Stimme.
    Langston kämpfte einen schweren Kampf mit seinen Gesichtszügen. Es kostete ihn Mühe, weiter zu lächeln.
    „Ich kann es nicht verstehen, Mrs. Simmons. Die Schwerkraft des Schiffes und der Erde sind genau die gleichen. Hatten Sie diese Symptome schon früher?“
    „Mein guter Mann“, die Frau sprach lauter und womöglich noch schneidender, „versuchen Sie, mir eine Lüge zu unterstellen?“
    „Natürlich nicht“, log Langston mühsam. Er erinnerte sich an Mrs. Simmons Einfluß auf die irdische Raumfahrt. Ihr Gatte war Mitglied der Handelskammer.
    „Es ist möglich, daß die Maschinerie etwas ungenau eingestellt ist. Wir werden es sofort nachprüfen, so wie wir keinerlei Mühe scheuen, Ihnen den Aufenthalt auf unserem Schiff so bequem wie möglich zu machen. Wenn Sie bitte Dr. Ford auf Deck drei konsultieren würden, ich bin sicher, daß er Ihnen und Ihrer Tochter helfen wird.“
    Die Frau lebte sichtbar auf.
    „Ich danke Ihnen“, sagte sie. Nachdem sich die Tür knallend hinter den beiden geschlossen hatte, stand Langston auf und hinkte zu seinem privaten Sichtschirm hinüber. Er knipste ihn an, und die Unendlichkeit des ewig nächtlichen Weltalls zog seinen Blick hinaus in die Myriaden der Sterne. Sie waren der Zweck und das Ziel seines Lebens gewesen – er hatte mitgeholfen, sie zu erobern,

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