TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green
zurück.
Einzig Green blieb ruhig, doch konnte er seinen Gefährten ihre Furcht nicht verübeln. Sie hatten schließlich noch nie von einem Elektronenauge gehört, und das plötzliche Aufflammen des Lichts ohne erkennbare Ursache mußte ihnen wie Zauberei vorkommen.
Nur bestand Gefahr, daß man ihr Geschrei vor der Höhle hören würde, und Green beeilte sich deshalb, den Frauen zu versichern, daß die Erscheinung keinen Anlaß zur Beunruhigung gäbe. In seiner Heimat war so etwas alltäglich.
Seine Worte taten ihre Wirkung.
„Die Eingeborenen fürchten sich schließlich auch nicht“, fuhr er fort. „Anscheinend kommen sie doch manchmal hierher. Seht dort hinten! Dort vor der Erdwand steht ein Altar. Und nach den Schädeln zu schließen, die davor angehäuft sind, würde ich sagen, daß sie hier ihre Opfer bringen.“
Er sah sich eingehender um und suchte hauptsächlich nach einer zweiten Tür. Es schien keine vorhanden zu sein, was ihm freilich nicht recht einleuchten wollte. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß er in unmittelbarer Reichweite einer großen Entdeckung stand. Diese Räume mit ihren Metallwänden und der Trick mit der Beleuchtung deuteten auf eine Zivilisation hin, die möglicherweise auf der gleichen Stufe gestanden hatte wie seine eigene. Grizquetrs Erzählung von vorhin hatte er entnommen, daß auf der Insel eine Antischwerkraft-Anlage existieren mußte. Warum allerdings die gesamte Apparatur mit Gestein und Erde bedeckt war und eine üppige Vegetation trug, wußte er nicht zu sagen. Trotzdem, er hätte wetten können, daß irgendwo im Innern der Insel sich genau ein solcher Ort befinden mußte wie der, in dem er stand. Aber wo lag die Kraftstation? War sie hermetisch versiegelt? Oder, was wahrscheinlicher war, führte zu ihr eine Tür, die sich nur mit einem bestimmten Schlüssel öffnen ließ?
Erst einmal mußte er diese Tür finden.
Er untersuchte den Altar, der im Grunde nichts weiter war als ein simples, schmuckloses Podest, ein Meter hoch und drei Meter breit. Darauf stand ein aus Eisenschrott gefertigter Sitz, hinter dessen Rücken sich eine drei Meter lange Metallstange erhob, die in einer Eisengabel beweglich aufgehängt war und von einer zweiten Gabel aufrecht gehalten wurde. Zog man die zweite Gabel weg, mußte die Stange gegen die dahinterliegende Erdwand kippen.
„Seltsam“, murmelte Green. „Wenn nicht die katzenköpfigen Götzen und die Totenschädel vorhanden wären, würde man das nie für einen Altar halten.“
Er blickte von neuem auf die Stange. „Wenn ich also die Gabel wegzöge, kippt die Stange um und schlägt gegen die Wand. Schön. Aber was dann?“
Amra brachte ihm mehrere lange Stricke.
„Sie lagen dort an der Wand“, erklärte sie.
„Ja? Aha! Wenn ich jetzt ein Ende des Seils um die Stange binde und erst dann die Gabel herausnähme, könnte ich die Stange so vor dem Umkippen bewahren. Stimmt doch. Und demjenigen, der die Gabel herausgezogen hat, bleibt dann genügend Zeit, vom Altar herunterzusteigen und sich in Sicherheit zu bringen. Der arme Teufel in dem Sitz! Ja, jetzt begreife ich alles!“
Er blickte von dem Seil hoch, das er in der Hand hielt. „Aga!“ sagte er scharf. „Weg von der Wand!“
Die große schlanke Frau war mit dem Dolch in der Hand hinter den Altar getreten. Als sie Green hörte, blieb sie stehen, warf ihm einen erstaunten Blick zu und ging dann weiter.
„Du wirst gleich sehen“, rief sie ihm über die Schulter zu. „Diese Wand besteht gar nicht aus fester Erde. Sie ist locker. Es ist nichts als Staub. Ich glaube, wir können uns einen Weg hindurch bahnen. Es muß etwas auf der anderen Seite liegen …“
„Aga!“ schrie er. „Nicht! Bleib stehen, wo du bist …“
Aber sie hatte die Klinge bereits erhoben und schlug hart damit gegen die Wand.
Green packte Amra und Paxi und riß sie mit sich zu Boden.
Donner grollte, und Blitze durchzuckten den Raum. In der Mitte gewahrte er die dunkle Gestalt Agas, umlodert vom weißen Feuer.
Dann hatte die dichte Staubwolke, die sich über alles senkte, Aga verschlungen. Mit ihr kam eine Welle trockener und kaum erträglicher Hitze. Green öffnete den Mund, um Amra zuzurufen, sie solle Gesicht und besonders die Nase verhüllen, doch ehe er ein Wort hervorbringen konnte, hatte er selbst den Mund voll Staub. Er hustete krampfhaft, hustete und nieste, und in seine Augen schossen die Tränen.
Taumelnd und blind um sich tastend richtete er sich auf, berührte Amra und zog sie mit
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