Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Sekunden, also etwas mehr als dreiundvierzig Minuten. Um diese dreiundvierzig Minuten waren auf der Erde die Menschen älter geworden als an Bord der GLORIOUS.
    Das Schiff hatte das irdische Sonnensystem hinter sich gelassen und bewegte sich in nahezu materiefreiem Raum. Der Kurs der GLORIOUS verließ das System in einem Winkel von etwa sechzig Grad zur Erdbahnebene, und da der Winkelabstand der einzelnen Planetenbahnebenen in unserem System vergleichsweise gering ist, hatte das Schiff keine einzige Bahn überquert, geschweige denn war sie einem Planeten auf weniger als ein paar hundert Millionen Kilometer nahegekommen.
    Die Peilzeichen des großen Funkfeuers auf URANUS II waren rasch zu niederen Frequenzen hin abgesunken, während die GLORIOUS in den Geschwindigkeitsbereich vordrang, in dem der Dopplereffekt eine wesentliche Rolle spielte.
    Der Dopplereffekt brachte auch die einzige Abwechslung, mit der sich die Leute an den Bildschirmen die Zeit vertreiben konnten – wenn es auch ein rein kontemplativer, beobachtender Zeitvertreib war.
    Das ursprünglich mehr oder weniger weiße Licht der Sterne, die vor der GLORIOUS standen, verschob sich infolge des Effektes zu höheren Frequenzen hin, während die Frequenzen des hinter dem Schiff hereilenden Lichtes von den Beobachtern als geringer empfunden wurden.
    Das hatte zur Wirkung, daß das von vorne auftreffende Licht ins Blaue abwanderte, während das hinterher laufende nach Rot hinüberglitt. Je nach Stellung relativ zur GLORIOUS war der Effekt in allen möglichen Farbschattierungen vorhanden, so daß sich auf den Bildschirmen ein äußerst farbenprächtiges Firmament abbildete. Nur in den Richtungen, zu denen hin die Geschwindigkeit der GLORIOUS keine Komponente besaß, blieben die ursprünglichen Farben erhalten. Ein hauchdünner Kranz naturfarbener Sterne umgab das Schiff wie ein Kreis.
    Aber auch einen vom Dopplereffekt bunt gefärbten Himmel kann man nur ein paar Stunden lang ansehen, bis er seinen Reiz verliert. Hinzu kam, daß alle die, die Gelegenheit hatten, die Erscheinung zu beobachten, schon früher auf interstellaren Schiffen geflogen waren und den Anblick des blau-weiß-roten Universums bereits kannten.
     
    Am dritten Tag …
    Genau zweiundsiebzig Stunden nach dem Start war die GLORIOUS 17,1 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt, und die Zeitdifferenz betrug mittlerweile zwei Stunden und achtzehn Minuten.
    Von der Erde aus gesehen – wenn man das Schiff von der Erde aus noch hätte sehen können – bewegte sich die GLORIOUS mit einer Geschwindigkeit von rund 120 000 m/sec, das sind vier Zehntel der Lichtgeschwindigkeit.
    Aber nach wie vor wuchs in jeder Sekunde Bordzeit ihre Geschwindigkeit um weitere 500 m/sec.
    Auf jeden Fall bis 14:55 Uhr. (Die Uhr war nach New Yorker Uhr gerichtet, wenn sie inzwischen auch keine Beziehung mehr zu ihr hatte.)
    Um 14:55, am 21. Juli des Jahres 3125, meldete sich der Wach-Robot – es war kein Robot in dem Sinne, wie man ihn sich im allgemeinen vorstellt; er hatte keine Arme, keine Beine und keine Kristallinsen im Kopf, sondern wurde dargestellt durch ein breitschultriges Pult mit Meßskalen und Kontrollampen und führte die Triebwerksüberwachung selbständig durch – mit schrillem Pfeifen und gab an, eine der Nugas-Kanonen sei ausgefallen und das Triebwerk arbeite demzufolge, da es fünfzig solcher Kanonen gab, mit um zwei Prozent verringerter Leistung.
    Leinster schalt im ersten Augenblick den Robot insgeheim einen Narren. Die GLORIOUS war so solide gebaut, daß ein so schwerwiegender Ausfall nach so kurzer Flugzeit einfach unmöglich zu sein schien.
    Aber der Energieverbrauch war in der Tat um zwei Prozent gesunken, und wenn dies auch kein gefährlicher Mangel war, so bedachte Leinster doch mit Schrecken, daß das gleiche Geschick unter Umständen auch den anderen Nugas-Kanonen widerfahren könne, und damit wäre die GLORIOUS zu einem relativistischen Sarg geworden.
    Der Wach-Robot wurde also um nähere Angaben über die Ursachen des Ausfalls gebeten und teilte nach geraumer Zeit mit, daß die Wandung der Kanone an einer Stelle undicht geworden sei und Luft gezogen habe.
    Leinster bat Helmer, seinen Platz einzunehmen, und fuhr mit dem III. Offizier, der der technischen Brigade vorstand, zu dem Kanonensektor „hinunter“. Die Entfernung vom Kommandostand bis zu der ausgefallenen Kanone betrug rund dreißig Kilometer.
    Aber in der GLORIOUS bewegten sich Aufzüge und Laufbänder mit größeren

Weitere Kostenlose Bücher