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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Siedlern saubere Wühlarbeit geleistet. Wir werden alle Hände voll zu tun haben, um die Leute zur Räson zu bringen. Ich schätze, daß schon mindestens zehn Millionen den Beschleunigungsfimmel haben.“
    Leinster winkte ab.
    „Das sind zwei Prozent!“
    Frodgey lachte böse.
    „Zwei Prozent im Laufe von drei Tagen. Wenn Helmers Leute so weiterarbeiten, sind es in dreißig Tagen zwanzig Prozent … und so weiter.“
    Leinster nickte.
    „Hast du herausgefunden, wo die Leute nervös sind?“
    „Ungefähr“, antwortete Frodgey. „Ich bin meistens im A1- und A2-Sektor gewesen, weil ich die Leute dort für die vernünftigsten halte. Die Unruhe schien von Westen herüberzukommen – aus Y oder Z.“
    „Selber dort gewesen?“
    „Noch nicht. Ich wollte dir vorher Bescheid geben.“
    „Gut. Geh’ zurück und versuche, mehr zu erfahren. Sieh dich vor allen Dingen in Y und Z selbst um. Und ruf mich an, sobald die Lage ernst wird.“
    Frodgey nickte, stand auf und ging hinaus.
    Leinster sah ihm nachdenklich hinterdrein. Allmählich konnte er sich ein Bild davon machen, was Helmer im Schilde führte. Er brauchte die lecke Kanone, um die Siedler gegen den derzeitigen Reiseplan aufzuwiegeln.
    Genügte ihm das eine Leck? Würde er den Siedlern nur an Hand des kleinen Defekts klarmachen können, daß zwei getrennte Beschleunigungsphasen mit einer dazwischenliegenden beschleunigungsfreien Phase gefährlicher seien als ein ununterbrochen beschleunigter, beziehungsweise gebremster Flug? Würde er nicht noch ein paar andere Defekte brauchen, um seine Ansicht plausibel genug zu machen?
    Leinster rief den Kommandostand an. Helmer meldete sich.
    „Lassen Sie die Schleusen im Kanonensektor mit Doppelwachen besetzen!“ befahl Leinster. „Jeder, der den Sektor betreten will, hat mich vorher um Erlaubnis zu fragen … oder Sie, wenn Sie gerade Dienst tun – auch Offiziere!“
    Helmer bestätigte den Befehl. Dann fragte er:
    „Halten Sie diesen Schritt für notwendig, Sir?“
    Seine Stimme klang ein wenig spöttisch.
    „Natürlich“, brummte Leinster. „Glauben Sie, ich gebe Befehle, weil ich schlecht geträumt habe?“
    Im stillen buchte er Helmers Reaktion als persönlichen Erfolg. Helmer hätte, wenn er mit dem Leck an der Kanone nichts zu tun hatte, fragen müssen: Warum? Halten Sie die Sache für eine Sabotage-Angelegenheit? Denn Leinster und Godfroy hatten über ihre Mutmaßung bisher noch kein Wort verloren, und vorläufig mußte jeder, der es nicht von sich aus besser wußte, noch davon überzeugt sein, daß das Leck von selbst zustande gekommen sei.
    Nein – Helmer hatte sich nicht den Anschein gegeben, als wisse er von nichts. Er hatte spöttisch gefragt: Halten Sie diesen Schritt für notwendig?
    Warum spöttisch?
    Hatte er trotz der Wachen Möglichkeit, in den Kanonensektor zu gelangen, oder plante er seinen nächsten Anschlag an anderer Stelle?
    Leinster wußte es nicht. Er fühlte sich ein wenig hilflos und gleichzeitig zornig, weil es für ihn keine Möglichkeit gab, etwas über Helmers Pläne zu erfahren, und auch keine, sie zu erraten.
     
    22. Juli 3125.
    96 Stunden, also vier Tage nach dem Start, war die GLORIOUS von der Erde mehr als dreißig Milliarden Kilometer entfernt und bewegte sich relativ zu ihr mit einer Geschwindigkeit von 156 000 km/sec. Die Zeitdifferenz betrug fünfeinhalb Stunden.
    Der kurz dauernde Ausfall einer Nugas-Kanone hatte sich kaum bemerkbar gemacht.
    Seit dem vorigen Tag war nichts Besonderes vorgefallen.
    So glaubte Gus Leinster wenigstens, bis er Frodgeys Meldung bekam.
    Auf dem Visiphonschirm machte Frodgey den Eindruck, als sei er eben gerade einer Massenprügelei entronnen, und wie sich herausstellte, entsprach das auch etwa den Tatsachen.
    „Der Teufel ist los, Chef!“ keuchte Frodgey. „In Z1 haben sie einen regelrechten Volksaufstand gemacht.“
    Leinster sah blitzschnell zur Seite. Helmer saß nur ein paar Meter von seinem Pult entfernt und mußte Frodgeys Meldung ebenfalls gehört haben.
    Wenn das so war, dann zeigte er es zumindest nicht. In seinem Gesicht regte sich kein Fältchen.
    „Ich komme hinunter“, antwortete Leinster rauh.
    „In Ordnung, Chef“, krächzte Frodgey, immer noch in Atemnot. „Am besten, du bringst gleich eine schwerbewaffnete Kompanie mit.“
    Leinster winkte ab.
    „Unsinn. So weit sind wir noch nicht!“
    Er unterbrach das Gespräch und wandte sich an Helmer.
    „Ihre Wache ist abgelaufen. Wollen Sie trotzdem das Kommando

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