Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
auch fürs erste“, antwortete Helmer.
    Leinster lächelte immer noch.
    „Wenn Sie sich der Insubordination schuldig machen wollen, Helmer, dann warten Sie wenigstens, bis die GLORIOUS unterwegs ist. Kurz vor dem Start werde ich jeden einzelnen Offizier fragen, ob er mit Ihnen schon bekannt geworden ist. Wenn ich mehr als zehn Prozent aller Offiziere finde, die Sie noch nicht kennen, dann werde ich Sie dem Verabschiedungskomitee mit auf die Erde zurückgeben.“
    „Das ist Schikane!“ protestierte Helmer.
    „Das weiß ich“, antwortete Leinster. „Hatten Sie geglaubt, wir wären von heute ab Freunde?“
     
    Am Morgen des 18. Juli 3125 war das gewaltige Einschiffungsmanöver beendet.
    500 203 886 Menschen, 1 233 654 Tiere aller Arten (von der Regenwürmerkultur angefangen, die als biologisches Studienobjekt mitreiste, bis zu den wertvollen Zuchtbullen), 250 000 einzelne Pflanzen und 201 000 Pflanzenkulturen, mehr als eine Million Tonnen Saatgut und zehn Millionen Tonnen technisches und naturwissenschaftliches Material waren an Bord.
    Außerdem noch Dinge, die dazu dienten, das Leben während der langen Reise erträglich zu machen – zum Beispiel Mikrobildbücher, Bildübertragungsgeräte, Spiele, Einrichtungen für Spielsäle – mit einer Gesamtmasse von zwanzig Millionen Tonnen.
    Alles in allem: mehr, als irgendein Verstand sich auszumalen vermochte, war an Bord gebracht worden.
     
    Mit der letzten Zubringermaschine kam das Komitee.
    Es bestand aus fünf würdigen Männern, die wohl wußten, wie sehr man sie in der allgemeinen Aufregung kurz vor dem Start zum Teufel wünschte und ihre Sache deswegen kurz machten.
    Über die GLORIOUS war ohnehin genug geredet worden während der vergangenen hundert Jahre – Erhabenes und Gemeines, so daß jeder sich seine Meinung aussuchen konnte.
    Einer der fünf Männer war Hobbes. Das Recht, zu dem Komitee zu gehören, bezog er von den hundert Milliarden, die die INTER-COSMIC als größten privaten Anteil in das Unternehmen gesteckt hatte – um aus dem daraus erwachsenden Prestige den fünffachen Gewinn zu schlagen.
    Während einer der Fünf im großen Versammlungsraum seine Rede hielt, nahm Hobbes den Kommandanten unauffällig zur Seite.
    „Wie geht es mit Helmer?“ wollte er wissen.
    Leinster zuckte mit den Schultern.
    „Wie vorhergesagt. Wenn wir ein paar Stunden unterwegs sind, wird er versuchen, die erste Meuterei anzuzetteln.“
    Hobbes sah nicht so aus, als bedrücke ihn das sonderlich. Leinster konnte seine Gedanken verfolgen: innerhalb weniger Stunden würde die GLORIOUS den Bereich irdischer Orter- und Beobachtungsstationen verlassen haben und von da an von niemandem mehr gesehen oder ausgemacht werden können. Die INTERCOSMIC aber interessierte nur, ob die GLORIOUS sich auf den Weg gemacht hatte. Ob sie ihr Ziel jemals erreichen würde, das festzustellen lag in keines Menschen Macht – außer denen, die sich an Bord befanden – und demzufolge interessierte es auch niemand von denen, die auf der Erde zurückblieben.
    Leinster verwünschte den alten Mann wegen seiner Gleichgültigkeit; aber er war ehrlich genug, sich einzugestehen, daß er an Hobbes’ Stelle wahrscheinlich nicht anders gedacht haben würde.
    „Ich hoffe doch“, meinte Hobbes, „daß Sie ihn am Zügel werden halten können.“
    Leinster verzog das Gesicht.
    „Das hoffe ich auch“, gab er zurück. „Wenn ich es nicht hoffte, dann müßte ich davon überzeugt sein, daß ich Selbstmord begehe, indem ich an Bord bleibe.“
    Hobbes lachte wie über einen mittelmäßigen Witz.
    Das Zeremoniell nahm seinen Fortgang.
     
    Das erste, worüber man sich vor hundert Jahren zu Beginn des Projektes GLORIQUS klar gewesen war, war das Ziel ihres Fluges.
    Die Umlaufbahn um die Erde, auf der die Einzelteile des Schiffes gebaut wurden, war deshalb von vornherein so gelegt worden, daß die GLORIOUS im Apogäum sich in der Richtung bewegte, in der das Ziel lag.
    Der genaue Zeitpunkt des Startes war daher festgelegt. In dem Augenblick, in dem sie sich im Apogäum befand, mußte die Erdgravitation, die das Schiff auf seiner fast kreisförmigen Bahn hielt, durch einen Beschleunigungsstoß annulliert und die GLORIOUS auf Kurs gebracht werden.
    Die Bahngeschwindigkeit addierte sich zu der Geschwindigkeit, die das Schiff von da an durch Beschleunigung stetig gewann.
    Gus Leinster und seine Offiziere hatten den Kommandostand der GLORIOUS mit all seinen Schalt- und Kontrollpulten schon gekannt, als er noch gar

Weitere Kostenlose Bücher