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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Geschwindigkeiten als anderswo.
    Der Kanonensektor bildete im Innern des Schiffes, nahe dem Zentrum, einen scheibenförmigen Raum von fünfundzwanzig Metern Höhe – also Deckabstand – und drei Kilometern Kreisdurchmesser. Jede der Kanonen hatte ihre eigene Kammer. Der Nugas-Strom, der mit Lichtgeschwindigkeit den Kanonendüsen entströmte, wurde durch zehn Meter durchmessende, zylindrische Rohre, die aus dem Schiffsvolumen ausgespart waren, nach außen geleitet, um wirksam zu werden, sobald er den Schiffskörper verließ.
    Eine Nugas-Kanone ist in Wirklichkeit ein Teilchenbeschleuniger, der in der Art des Zyklotrons arbeitet. Nugas, der Treibstoff, ist eine Steigerung des Aggregatzustandes „Plasma“. Enthält das Plasma noch vollständige Atomkerne und freie Elektronen, so gibt es im Nugas nur noch Nukleonen – also schwere Kernbestandteile – und Elektronen. Jede Kanone bestand daher aus zwei Beschleunigungsringen: einem für die positiv geladenen Nukleonen und einem für die negativ geladenen Elektronen. Die Neutronen, die im neutralen, nicht gespaltenen Nugas ebenfalls enthalten sind, wurden von der Trennung im elektrischen Selektionsfeld nicht erfaßt und demnach in die Kanonen auch nicht „eingeschossen“. Man leitete sie auf Targets und erzeugte dort durch Neutroneneinfang instabile Isotope, die dann ihrerseits wieder an anderer Stelle zur Energieproduktion des Schiffes beitrugen.
    Der Kanonensektor war also, was radioaktive Strahlenverseuchung anbelangte, ein überaus gefährliches Gebiet. Die Wände des Sektors waren durch eine Reihe von Schleusen gegen übereiltes, ungeschütztes Betreten gesichert.
    Leinster und Godfroy, sein Dritter Offizier, legten Strahlenschutzanzüge an, bevor sie durch eine der Schleusen hindurchtraten. Von dem Augenblick an, in dem sie die Helme schlossen, ging die Verständigung nur noch über Helmsender und -empfänger vonstatten.
    Der Raum, den sie hatten, war einer der fünfzig Abschnitte, in die die Kreisscheibe aufgeteilt war. Die Kanone selbst stand fast im Zentrum des Kreises, also am spitzen Ende des Raumes, der wie ein Tortenstück genormt war.
    Der übrige Platz war in der Hauptsache dem HHe-Generator vorbehalten, der die Kanone mit Energie versorgte. Außerdem gab es Plastikstellagen, in denen die für eine intensive Untersuchung der Kanone und des Generators erforderlichen Geräte aufbewahrt wurden.
    „Nehmen Sie den Lecksucher!“ befahl Leinster. „Ich lasse die Kanone vollaufen.“
    Von dem Generator zur Kanone führte eine dünne Leitung, über die Wasserstoff in die Kanone gepumpt werden konnte. Leinster öffnete das Ventil und ließ das Gas aus dem Generatortank in den Doppelkreis der Kanone hinüberströmen. Als der Druck innerhalb der Kanone auf zehn Atmosphären gestiegen war, schaltete er ab.
    Godfroy hatte sich mit dem kleinen Lecksucher bewaffnet und stieg auf den oberen Kanonenring hinauf.
    Die Arbeit war mühselig. Sie war deswegen mühselig, weil niemand gedacht hatte, an eine automatische Prüfvorrichtung für einen so lächerlichen Defekt auch nur einen Gedanken zu verschwenden.
    Eine Nugas-Kanone war ein so komplizierter Apparat, daß ihr tausend Dinge zustoßen konnten. Für neunhundertundneunundneunzig davon gab es automatische Prüfverfahren – für das tausendste nicht.
    Das tausendste Ding war ein Leck – so wie das hier!
    Die Deckfläche des oberen Kanonenrings war etwa dreihundertQuadratmeter groß. Aber Godfroy hatte kaum ein Viertel davon abgesucht, da hatte er das Leck gefunden.
    Er richtete sich auf und winkte Leinster zu.
    „Können Sie mir eine Lupe heraufreichen?“
    Leinster besorgte eine Lupe. „Lupe“ war ein anspruchsloses Wort für das Ding, das in Wirklichkeit ein Mikroskop war. Godfroy untersuchte die Umgebung eine Weile, und Leinster hörte in seinem Empfänger, wie er schneller zu atmen begann.
    Schließlich richtete er sich auf. Er hielt das Mikroskop in der rechten Hand und so weit vom Körper ab, als sei es ihm widerwärtig.
    „Das Loch hat einen Durchmesser von drei tausendstel Millimeter, Sir“, keuchte er. „Und ich verwette meine Seligkeit dafür, daß es geschweißt ist!“

 
3.
     
    Leinster überzeugte sich davon, daß Godfroy recht hatte.
    Das Loch war geschweißt.
    Jemand – es mußte einer von den Offizieren gewesen sein, denn niemand sonst hatte ohne besondere Erlaubnis Zutritt zu den Triebwerksräumen – hatte einen Nadelstrahler mit hereingebracht und mit minimaler Strahlöffnung ein

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