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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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zwei Bedingungen.“
    „Und die heißen?“
    „Sie bewahren Ruhe, bis der Beweis geliefert ist – das wird in spätestens fünfzehn Stunden der Fall sein. Und zweitens: wenn der Beweis in meinem Sinne ausfällt, nämlich so, daß das Leck in der Tat auf Sabotage zurückzuführen ist, dann verzichten Sie für die Dauer des gesamten Fluges darauf, Ihren Vorschlag der fortgesetzten Beschleunigung durchzubringen.“
    Glarendon wußte, was er seiner Pose als Volksredner schuldig war. Er nahm das Mikrophon dicht vor den Mund und rief hinein:
    „Habt ihr das gehört? Wollen wir darauf eingehen?“
    Ein brausendes „Ja!“ stieg aus der Menge auf. Leinster fiel ein Stein vom Herzen.
    „Geben Sie mir fünf Ihrer Leute mit“, verlangte Leinster, „die als Zeugen fungieren. Der Beweis wird oben im Kommandostand geliefert werden.“
    Glarendon zögerte auch diesmal nicht.
    „Einer davon werde ich sein“, erklärte er.
    Die übrigen vier Leute waren ebenso schnell gefunden. Frodgey fuhr Leinster und die fünf Zeugen zum Expreßlift zurück. Er selbst blieb auf dem Siedlerdeck.
     
    Als Leinster zum Kommandostand zurückkehrte, waren seit seinem Aufbruch knapp zwei Stunden vergangen. Er hatte Glarendon und seine vier Leute in seiner Kabine untergebracht. Glarendon hatte sich als ein überraschend verständiger Mann gezeigt, als Leinster ihm erklärte, daß er als Kommandant nur äußerst ungern Zivilisten an der Untersuchung – die sich letzten Endes gegen einen Offizier richtete – teilnehmen ließe.
    Gegen einen Offizier deswegen, weil nur ein Offizier freien Zutritt zum Kanonensektor hatte. Leinster dachte keine Sekunde daran, Helmer offen zu verdächtigen. Godfroys Aussage würde als Beweis genügen. Godfroy war Techniker, und wenn er angab, daß das Leck in der Kanone nadelgeschweißt sei, dann hatte kein Mensch mehr einen Anlaß, daran zu zweifeln.
    Der Verdacht aber, der nach Godfroys Aussage übrigblieb, würde sich trotzdem gegen einen der Offiziere richten.
    Als Leinster den Kommandostand betrat, fand er eine seltsame Szene vor.
    Helmer stand in der Mitte des Raumes und war offenbar dabei gewesen, eine Ansprache zu halten. Er sah zornig drein. Die meisten anderen Offiziere hatten sich von ihren Arbeitsplätzen ab- und Helmer zugewandt.
    Rigellian hatte den Pilotsessel nach hinten geschwenkt und die Arme über der Brust gekreuzt. Er lächelte Leinster zu, als er eintrat.
    Leinster blieb eine Weile unter dem Schott stehen. Helmer sah ihn feindselig an.
    „Ich erwarte Ihre Meldung!“ sagte Leinster.
    Helmer meldete. „Erster Offizier Helmer zur Stelle, Sir!“
    Leinster verzog das Gesicht.
    „Ich habe Sie nicht zur Stelle befohlen, Helmer, sondern ich möchte wissen, was hier vor sich geht.“
    Helmer stand immer noch stramm.
    „Eine Beratung unter Offizieren, Sir!“ antwortete er.
    „So. Und worüber geht die Beratung?“
    „Darüber, daß gegen einen der Offiziere der Besatzung ohne Grund eine schwere Beschuldigung erhoben worden ist, Sir. Weil der Name des beschuldigten Offiziers nicht genannt wurde, fühlt sich das gesamte Offizierskorps verdächtigt, Sir … zu Unrecht verdächtigt.“
    Leinster sah an der Reihe der aufmerksamen Zuhörer entlang.
    „Stimmt das?“ fragte er.
    Rigellian lächelte immer noch. Andere saßen oder standen stumm. Nur zwei meldeten sich.
    „Mr. Helmer hat recht, Sir“, bekräftigten sie.
    Woddering und Hilmar, zwei Stellar-Trade-Leute.
    Leinsters Blick kehrte zu Helmer zurück.
    „Ich fordere“, gab der bekannt, „daß der geäußerte Verdacht entweder durch einen Beweis erhärtet oder daß gegen den, der die Behauptung aufgestellt hat, nach dem Paragraphen 16 b der Schifffahrtssatzung vorgegangen wird.“
    Leinster kannte den Paragraphen 16 und seinen Unterabschnitt b.
    VERÄCHTLICHMACHUNG, BESCHIMPFUNG ODER VERDÄCHTIGUNG ANDERER MITGLIEDER DER BESATZUNG AUS EIGENNÜTZIGEN GRÜNDEN WIRD MIT ENTZUG DER CHARGE GEAHNDET.
    „Wer ist der, gegen den vorgegangen werden soll?“ fragte Leinster.
    „Sie, Sir“, antwortete Helmer ohne Zögern. Leinster lachte bitter.
    „Ich bin mir nicht bewußt, einen meiner Offiziere verdächtigt zu haben.“
    Helmer stellte sich stramm und berichtete, was ihm – wie er sagte – zu Ohren gekommen war. Der Bericht entsprach exakt dem, was Leinster mit Frodgey zusammen auf dem obersten Siedlerdeck im Sektor Z1 erlebt hatte. Es entsprach ihm so exakt, daß kein Zweifel daran bestand, Helmer habe seine Information von einem Augenzeugen

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