TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2
überein: er hatte nur ein einziges Mal eine Springer-Frau gesehen.
Drei gegen beinahe fünfzig – das war ein Verhältnis, bei dem Val und Horp unter normalen Umständen keinen Angriff gewagt hätten. Fards Plan jedoch war so klug und einleuchtend, daß sie ziemlich große Aussichten zu haben schienen, die Springers zu überwinden.
Wenigstens die Gruppe, die vor ihnen lag.
Was danach kam, das lag alleine in Leinsters und – wie es schien auch in Fards Händen.
In Fards Plan paßte hinein, daß die Lichtpunkte, die die Helligkeit im Gang spendeten, keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht kannten. Sie leuchteten immerfort.
Die Springers, ständig in der Helligkeit lebend, hatten sich ihren eigenen Tag- und Nacht-Rhythmus ausgedacht. Er verlief etwa ebenso wie der der McIntoshs oder der der anderen Stämme in Midjungle. Nur, daß es eben niemals finster wurde.
Auf jeden Fall boten die Posten, die die Springers während ihrer Schlafruhe auszustellen pflegten, infolge der nicht nachlassenden Helligkeit Val und seinem langen Blasrohr ein ausgezeichnetes Ziel.
Val sah es selbst, als sie an das Lager so nahe herangerückt waren, daß sie durch den letzten Rest des schleimigen Dschungels hindurch die Springers beobachten konnten.
Die Springers hatten auf dem Stück des Ganges, zu dessen beiden Seiten die von ihnen besetzten Räume lagen, die Pflanzen beseitigt. Der Boden war trocken und festgetrampelt. Bei dem großen Bedarf an Feuchtigkeit, den diese Pflanzen besaßen, war zu verstehen, daß sie keine Lust mehr hatten, sich auf der Lichtung anzusiedeln. Fard verlor ein paar Worte darüber, wie die Springers es fertigbrächten, den Boden trocken zu halten; aber vor lauter Aufregung verstanden Val und Hop nicht besonders viel davon.
Sie beobachteten die Springers – und nach allem Ungewöhnlichen, Seltsamen und Erschreckenden, das sie in den vergangenen vier Tagen zu sehen bekommen hatten, erschienen sie ihnen längst nicht mehr so abscheulich und fremdartig wie drunten in Midjungle, wo sich jedermann gewundert hatte, daß das Land jemals einen so widerwärtigen Menschenschlag habe hervorbringen können.
Sie waren schwarzhaarig – mit wilder, zerzauster Mähne –, sie hatten häßlich gelbe Zähne, die sie bei jedem Lachen bleckten, und sie stanken sogar durch die grüne Mauer der ekligen Pflanzen hindurch. Aber gegen den endlos langen „Hauptschacht“, die Kenntnis von tausend verschiedenen Welten und das Erlebnis einer Welt, die durch Wände und Türen in Abschnitte gespalten war, bedeuteten sie nur ein kleines, unscheinbares Wunder.
Nichtsdestoweniger bestand die Notwendigkeit, daß die Gefangenen befreit würden und der Weg zu den Waffen, von denen Fard gesprochen hatte, geebnet.
Das Leben im Springer-Lager erlosch allmählich. Die Zahl derer, die von einem Raum zum andern quer über die gerodete Fläche wechselten, sank von Weile zu Weile.
Und schließlich war da niemand mehr außer den beiden Posten, von denen einer links, der andere rechts an der Gangwand stand.
Ruhe war eingekehrt. Jede Bewegung, die die drei jetzt noch machten, würde von den Posten gehört werden.
Fard hob den Arm und deutete nach vorne.
„Los!“ hieß das Zeichen.
Val schob sich voraus. Die Wand der Algen, wie Fard sie nannte, geriet in Bewegung. Rauschen kam auf.
Val hatte den Posten an der linken Wand im Auge. Er sah, wie der Mann aufstand und in die Mitte des Ganges hereinkam.
„Rechts kommt!“ zischte Horp, der es übernommen hatte, auf den rechten Posten zu achten.
Val brachte das Blasrohr in Position. Mit einem kurzen Blick sah er zu Fard hinüber, der weiter rechts hinter der letzten Schicht von Algen stand.
Fard nickte.
Der Posten von links war herangekommen und versuchte, in den Dschungel hineinzublicken.
Es wäre eine Sache für ein kleines Blasrohr, dachte Val. Er ist kaum zehn Schritte entfernt.
Dann blies er.
Der vergiftete Pfeil fuhr dem Posten mitten ins Gesicht, wie er jenem Späher ins Gesicht gefahren war, den sie drunten an der Schlucht getötet hatten. Der Mann gab ein kurzes Stöhnen von sich; dann sank er vornüber und fiel mit dem Oberkörper in das Gewirr der Algen.
Val wartete bange auf den Schrei des zweiten Postens. Aber Fard hatte präzise gearbeitet. Den zehnten Teil eines Augenblicks später, als Val geschossen hatte, hatte auch er den Pfeil aus seinem kleinen Blasrohr schnellen lassen und den Posten rechts getötet, bevor er noch schreien konnte.
„Der Weg ist frei!“
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