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TS 60: Gehirnwäsche

TS 60: Gehirnwäsche

Titel: TS 60: Gehirnwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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sammelten Äste und Steine und errichteten damit eine Barrikade, hinter der sie ein spärliches Mahl aus ihren eisernen Rationen zu sich nahmen.
    »Wasser – ein ganzer See davon dort unten. Das Schlimme daran ist nur, daß in einer trockenen Gegend ein Wasservorkommen genau die Stelle ist, wo die Jäger auf ihre Beute warten. Der See ist ringsum von Wald umgeben, und hinter jedem Baum kann eine Gefahr lauern.«
    »Vielleicht finden wir doch noch einen Weg hinaus, ehe unsere Wasserkapseln ausgehen«, meinte Vye.
    Hume gab keine direkte Antwort. »Ein Mensch kann eine ganze Weile von spärlichsten Rationen leben, und wir haben ja auch noch die Tabletten. Aber ohne Wasser kann man nicht lange leben. Wir haben noch zwei volle Kapseln. Wenn man das streckt, reicht das vielleicht zwei Tage – länger nicht.«
    »Wir sollten nicht länger als einen Tag brauchen, um die ganze Klippe herumzukommen.«
    »Und wenn wir hinauskommen, was ich stark bezweifle, brauchen wir immer noch Wasser für den Rest des Weges. Dort unten ist welches und wartet nur darauf, bis unser Durst größer ist als unsere Furcht oder unser Verstand.«
    Vye machte eine ungeduldige Bewegung, und seine in eine Decke gehüllten Schultern rieben sich an der Felswand hinter ihnen. »Sie glauben also nicht, daß wir eine Chance haben?«
    »Wir sind noch nicht tot. Und solange ein Mensch atmet und auf den Beinen steht und noch eine Spur Grips im Kopf hat, hat er auch eine Chance.« Er rieb abwesend seine Plastahand, die so menschlich wirkte und es doch nicht war, und deren Existenz sein ganzes weiteres Leben verändert hatte. »Ich war schon öfter in einer Situation wie dieser – und doch hat es bis jetzt immer geklappt. Wie es diesmal gehen soll, weiß ich allerdings auch nicht, aber mit der Zeit gewöhnt man sich an alles.«
    »Eines möchte ich – den Burschen erwischen, der diese Falle gestellt hat«, meinte Vye.
    Hume lachte trocken. »Nach mir, Junge, nach mir. Aber ich glaube, da müssen wir noch eine Weile warten.«

 
10.
     
    Vye kroch zerschlagen unter dem Felsüberhang hervor. Die Sonne, deren Licht von der Klippenwand reflektiert wurde, traf ihn wie ein Peitschenschlag über seinen ausgemergelten Körper. Seine geschwollene Zunge schob einen Kiesel in seinem ausgetrockneten Mund herum. Er starrte benommen den Abhang hinunter auf jene lockende Wasserfläche, rings umgeben von tödlichem Wald.
    Was war geschehen? Sie hatten sich in jener ersten Nacht unter dem Felsüberhang schlafen gelegt. Der ganze nächste Tag existierte für ihn nur wie durch einen Nebelschleier. Sie mußten weitergegangen sein, wenn er sich auch an nichts erinnern konnte, abgesehen von Humes seltsamem Benehmen – stumpfes Schweigen, während er weitertaumelte wie ein Servoroboter, zusammenhanglose Reden, Wörter, die unverständlich ineinander übergingen. Und er selbst – er wurde das Gefühl nicht los, daß sich in seiner Erinnerung der allerletzten Zeit klaffende Lücken befanden.
    Irgendwann hatten sie die Höhle erreicht, und Hume war zusammengebrochen, war durch Vyes Versuche, ihn aufzuwecken, nicht zu beeinflussen gewesen. Wie lange sie dort gewesen waren, vermochte Vye jetzt nicht mehr zu sagen. Er hatte Angst, dort alleingelassen zu werden. Wenn sie Wasser hätten, wäre es vielleicht möglich, Hume wieder zur Besinnung zu bringen, aber ihr Wasser war bis auf den letzten Tropfen verbraucht.
    Vye glaubte, den See zu wittern, glaubte, daß jeder Windhauch, der den Abhang heraufwehte, seinen lockenden Duft mit sich trug. Er fesselte Hume mit Streifen, die er aus seiner Decke riß, damit dieser nicht, wenn er plötzlich aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte, davonlaufen konnte.
    Vye betastete Humes Messer, das er mühsam an einem zurechtgeschnitzten Ast befestigt hatte. Seit er aus diesem geistigen Nebel erwacht war, der den Jäger immer noch umfaßt hielt, hatte er alles in seiner Macht Stehende getan, um sich auf einen weiteren Angriff eines herumschweifenden Tieres vorzubereiten. Er hatte auch Humes Strahlpistole an sich genommen – mit dem festen Entschluß, mit ihrer letzten Ladung äußerst sparsam umzugehen.
    Wasser! Seine gesprungenen Lippen bewegten sich, spuckten den Kiesel aus. Ihre vier leeren Wasserkapseln waren vor seinem notdürftig geschneiderten Überwurf befestigt, preßten gegen seine Rippen. Jetzt – oder sterben, denn bald würde er zu schwach sein, um den Versuch überhaupt noch wagen zu können. Er hetzte auf die erste Buschgruppe

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