Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 60: Gehirnwäsche

TS 60: Gehirnwäsche

Titel: TS 60: Gehirnwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
hangabwärts zu.
    Kein Laut unterbrach die brütende Stille des Tales. Er hatte den Waldrand unbehindert erreicht. Kein anderer Gedanke als der an seine Aufgabe erfüllte ihn. Er hockte kauernd hinter einem Busch, überblickte den Wald und ging dann daran, den einzigen Plan, den er sich zurechtgelegt hatte, in die Tat umzusetzen. Das Tier, das Hume getötet hatte, war zu schwer gewesen, um von Baum zu Baum klettern zu können. Vyes Gewicht war nicht so groß, um von vornherein diese Art der Fortbewegung auszuschließen.
    Den Speer und den Strahler sicher an seinem Gurt befestigt, kletterte Vye in den ersten Baum. Die Aussichten waren gering, aber eine andere Möglichkeit, sich vor einem Angriff zu schützen, gab es nicht. Ein gewagter Sprung, der ihm das Herz bis zum Halse schlagen ließ, brachte ihn zum nächsten Ast. Dann hatte er Glück. Eine Schlingpflanze verband eine ganze Astgruppe mit der des nächsten Baumes.
    Sich mit den Händen festklammernd, dann wieder balancierend, manchmal auf einem dicken Ast vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend – tastete er sich langsam auf denSee zu. Dann kam er zu einer Lücke. Mit beiden Händen an einen schwankenden Ast geklammert, beugte Vye sich vor, um auf einen schmalen Streifen brauner Erde hinunterzuspähen – offenbar ein vielbenutzter Pfad, wie man aus seiner glattgetretenen Oberfläche entnehmen konnte.
    Dieser Streifen mußte zu Fuß überquert werden, aber dabei würde er Spuren hinterlassen. Nur – es gab keinen anderen Weg. Vye überprüfte den Sitz seiner Waffen noch einmal, ehe er sprang. Im gleichen Augenblick, wo seine Sandalen auf dem harten Boden aufsetzten, rannte er schon. Dann hatte er den nächsten Baum erreicht, und seine Hände berührten wieder rauhe Rinde.
    Keine Lianen mehr, sondern kräftige weitausladende Zweige. Er ließ sich von einem auf den anderen fallen – hielt an, um zu verschnaufen – und lauschte.
    Das düstere Dunkel des Waldes wurde von einem Sonnenstrahl durchbrochen. Er hatte die letzte Baumreihe erreicht. Um den See zu erreichen, mußte er wieder hinunter. Ein abgestorbener Baumriese ragte über das Wasser hinaus. Wenn er darauf hinausklettern und die Kapseln in die Tiefe lassen konnte …
    Schweigen. Keine Vögel, keine Baumechsen oder sonstige Tiere, kein Fisch, der die spiegelglatte Wasserfläche durchbrach. Und doch lastete das Gefühl von Leben, feindlichem Leben, das in den Tiefen des Waldes und unter der Wasseroberfläche lauerte, auf ihm.
    Vye wagte den Sprung auf den abgestorbenen Stamm, balancierte darauf über den See hinaus und legte sich flach darauf. Er befestigte seine erste Kapsel an einem Streifen von seiner Decke und ließ sie hinab.
    Das Wasser des Flusses war braun gewesen, undurchsichtig. Aber hier war die Flüssigkeit nicht so wolkig. Er konnte die Silhouetten toter Zweige in der Tiefe sehen.
    Und noch etwas.
    Drunten in den unergründlichen Tiefen vermochte er eine gerade Linie zu erkennen, ein Felskamm, so geometrisch gerade, daß er unmöglich das Werk der blinden Natur sein konnte. Der Kamm traf im rechten Winkel auf einen zweiten. Er beugte sich vor und strengte seine Augen an, um die beiden Linien weiter zu verfolgen. Er sah die beiden zugespitzten Vorsprünge, die wie Fänge auf die Oberfläche des Sees deuteten.
    Dort unten war etwas – etwas künstlich geschaffenes, das vielleicht die Antwort auf all ihre Fragen in sich barg. Aber sich in den See selbst hinauszuwagen – er durfte das nicht tun! Wenn es ihm gelang, den Raumjäger aus seiner Bewußtlosigkeit zu wecken, konnte vielleicht der andere die Lösung dieses Rätsels finden.
    Vye füllte seine Behälter in fieberhafter Eile, ohne dabei seine Augen von dem seltsamen Bauwerk am Grund des Sees zu lassen. Er wunderte sich über die hellgraue Farbe der Struktur, die sich deutlich von dem dunklen Blau des Wassers abhob. Vielleicht war sie sogar weiß. Er ließ die letzte Kapsel hinab.
    Dort unten in dem ausgebleichten Wald toter Zweige, weitab von den seltsamen Wänden, regte sich etwas, ein langsames Schweben eines Schatten, teilweise verdeckt von dem aufwirbelnden Bodenschlamm, so daß Vye seine wahre Gestalt nicht erkennen konnte. Aber was es auch sein mochte – es näherte sich der Kapsel.
    Vye wollte nicht einen einzigen kostbaren Tropfen verlieren. Einmal mochte er das Glück haben, den Weg von der Felshöhle zum See unbehindert zurücklegen zu können, ein zweites Mal waren die Aussichten zu seinen Gunsten schon wesentlich

Weitere Kostenlose Bücher