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TS 60: Gehirnwäsche

TS 60: Gehirnwäsche

Titel: TS 60: Gehirnwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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eine jener wertvollen Kapseln an Humes Mund und drückte einen Teil ihres Inhalts zwischen die zersprungenen und blutenden Lippen des Mannes.
    Irgendwie schafften sie die Reise zum Talausgang. Als sie ihr Ziel vor Augen sahen, riß Hume sich los und taumelte mit einem halberstickten Schrei darauf zu – er prallte ab und glitt auf den Boden, wo er liegen blieb. Trocken schluchzend hob er das Gesicht, die Augen geschlossen, zum Himmel. Die Falle hatte sich erneut geschlossen.
    »Warum – warum?« Vye merkte plötzlich, daß er das eine Wort immer aufs neue wiederholte und mit starrem Blick zum Wald hinüberspähte.
    »Erzählen Sie mir noch einmal ganz genau, was geschehen ist.«
    Vyes Kopf drehte sich langsam herum. Hume hatte sich hochgezogen, so daß seine Schultern jetzt an der Felswand ruhten. Seine Plastahand schien ziel- und planlos auf und abzufahren, glitt aber in Wirklichkeit an der unsichtbaren Fläche jenes Vorhangs entlang, der ihnen den Weg in die Freiheit verwehrte. Und der Ausdruck seiner brennenden Augen schien wieder völlig normal.
    Langsam, zögernd, mit langen Pausen zwischen den einzelnen Sätzen, berichtete Vye von seiner Expedition zum See, seinem Rückzug vor den Tieren und seinem glücklichen Sturz durch die ,Pforte’.
    »Aber Sie sind zurückgekommen.«
    Vye wurde rot. Er hatte keine Lust, darüber zu sprechen. Statt dessen meinte er:
    »Wenn es sich einmal geöffnet hat, kann es das auch ein zweites Mal tun.«
    Hume ging nicht weiter darauf ein, sondern verlangte von Vye, daß dieser seinen Kampf mit der verwundeten Bestie noch einmal in allen Einzelheiten schilderte.
    »Das ist so«, meinte er, als der andere geendet hatte, »als Sie fielen, dachten Sie gar nicht an die Barriere – und Ihr Verstand funktionierte wieder. Sie waren aus dem Nebel erwacht, in dem wir beide steckten.«
    Vye versuchte sich zu erinnern und entschied, daß der Jäger recht hatte. Er hatte nur das eine Ziel gehabt, dem Angriff der Bestie zu entgehen, und seine Gedanken waren in diesem Augenblick nur von Angst und dem verzweifelten Wunsch zu fliehen, beherrscht gewesen. Aber was hatte das zu bedeuten?
    Er schob sich versuchsweise an Humes Seite und hob seine eigene Hand zu der Stelle, wo die Plastahand des anderen auf und abglitt. Aber er wäre beinahe kopfüber in die Spalte gestürzt. Wo er mit einem Widerstand, einer unsichtbaren Mauer, gerechnet hatte, war nichts! Er wandte sich zu Hume um.

 
11.
     
    »Er ist für Sie offen!« Hume fand zuerst seine Worte wieder. Seine tiefliegenden Augen blickten Vye ausdruckslos an.
    Vye stand auf, trat einen Schritt zurück, auf die andere Seite des Vorhangs, wo Humes tastende Hand immer noch eine Substanz fand. Wieder hinderte ihn nichts daran. Aber – warum war Hume dann immer noch gefangen?
    Der Jäger blickte auf, seine Augen bohrten sich in die Vyes. »Gehen Sie – schnell, solange Sie noch können.«
    Anstatt zu gehorchen, ließ Vye sich neben dem anderen nieder. »Warum?« fragte er. Und dann wußte er es plötzlich. Er sah Hume an. Der Kopf des Jägers war gegen die Felswand gesunken, seine Augen hatten sich geschlossen – das Bild eines Mannes, den man bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit getrieben hatte, eines Mannes, der entschlossen war, den Kampf aufzugeben.
    Vye hob die rechte Hand, ballte seine Finger zu einer Faust. Und dann schlug er zu. Hume sackte zusammen, wäre auf den Boden gefallen, hätte Vye nicht zugegriffen.
    Da er selbst nicht mehr über die Stärke verfügte, mit einer solchen Last aufzustehen, kroch Vye, zerrte den schlaffen Körper des Jägers hinter sich her. Und dieses Mal bot sich ihm, wie er gehofft hatte, kein Widerstand. Bewußtlos war Hume imstande, die Barriere zu durchqueren. Vye legte ihn vorsichtig zu Boden und träufelte etwas von dem kostbaren Wasser in sein Gesicht, bis er zuerst zu stöhnen, dann zu murmeln anfing und schwach die Hand an die Stirne hob.
    Dann öffneten sich seine grauen Augen und erblickten Vye.
    »Was …?«
    »Wir sind beide durch, beide!« Der jüngere Mann sah, wie Hume sich ungläubig umsah.
    »Aber wie …?«
    »Ich habe Sie k. o. geschlagen«, erklärte Vye.
    »Mich k. o. geschlagen. Ich bin also besinnungslos durchgekommen!« Humes Stimme wurde fester. »Das will ich selbst sehen!« Er rollte sich zur Seite und tastete. Diesmal fand seine Hand keine Wand. Die Barriere war auch für ihn verschwunden.
    »Wenn man einmal durch ist, ist man frei«, setzte er staunend hinzu. »Vielleicht haben sie

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