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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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sagen wollte und wartete gespannt auf ihre Worte. Die Frau legte mit quälend langsamen Bewegungen ihr Besteck auf den Tisch und richtete ihren Blick auf den Gast. Slade konnte seine Ungeduld kaum noch bezähmen und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er konnte einfach nicht begreifen, daß diese alte Frau eine entscheidende Rolle spielen sollte.
    Seine Geduld wurde nochmals auf eine harte Probe gestellt, denn Caldra schloß den bereits zum Sprechen geöffneten Mund wieder und schien zu überlegen. Endlich begann sie aber doch sehr langsam und betont zu sprechen.
    „Heute nacht werden wir Geeans Zentrale angreifen. Wir sind stark genug, um Sie den Vereinbarungen entsprechend bis zum vierzigsten Stockwerk des Zentralturmes zu bringen. Der von Leear angeforderte Apparat steht schon bereit. Sie können sich damit aus dem Fenster lassen und den Auflöser auf die Energiequelle der verhaßten Barriere richten. Zweifellos haben Sie heute morgen schon gesehen, daß die Zentrale im neunzigsten Stockwerk liegt. Das Schiff wird erst landen können, wenn die Sperre aufgehoben ist. Der Erfolg unseres Unternehmens ist demnach völlig von Ihnen abhängig.“
    Ihre Langsamkeit machte Slade fast rasend. Er begriff die Wichtigkeit ihrer Worte, noch bevor sie den letzten Satz zu Ende gesprochen hatte. Starr und betroffen saß er am Tisch. Heute nacht also! Das war doch aber Wahnsinn! Man konnte ihn doch nicht so plötzlich in ein gefährliches Abenteuer hineinjagen!
    In diesen Minuten war ihm Leear nicht gerade sympathisch. Er fühlte, daß sie allein für seine Situation verantwortlich war. Warum hatte sie gerade ihn für ihre undurchsichtigen Pläne ausgewählt? Vor wenigen Monaten war er ein erfolgreicher und zufriedener Durchschnittsbürger gewesen, nun aber erlebte er Dinge, die kein normaler Mensch für möglich halten würde. Was ist ein Auflöser überhaupt? dachte er fieberhaft. Man setzt hier so vieles voraus, was ich unmöglich wissen kann. Ich kann doch eine so gefährliche und komplizierte Waffe nicht unvorbereitet bedienen. Er wurde immer unruhiger und wütender. Caldra schwieg nun und blickte ihn erwartungsvoll an. Offenbar erwartete sie seine begeisterte Zustimmung. Auch Amor schien nicht anders zu denken und sah ihn aufmunternd an.
    Slade konnte sich jedoch nicht so schnell zu einer Antwort entschließen. Er wußte nicht genug und mußte sich alles wie in einem Puzzlespiel zusammensetzen. Immerhin hatte Cladra ihm eben einige sehr wichtige Informationen gegeben. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft und setzte die Bruchstücke zu einem einigermaßen verständlichen Gesamtbild zusammen.
    Das war also die Bedeutung des violetten Lichts, das vom Zentralturm ausging und wie eine Riesenglocke über der Stadt lag. Am Tage war dieser Lichtdom sichtbar, wenn auch nicht so klar wie nachts. Dieses Licht war also eine Barriere, eine Sperre, die die Stadt von der Umwelt isolierte. Es war unfaßbar, aber es mußte so sein. Die Barriere war anscheinend stark genug, um ein Raumschiff von der Stadt fernzuhalten. Ungeheure Energien mußten dazu nötig sein. Der Gedanke war fast unglaublich, aber Slade zweifelte nicht daran, denn er hatte schon so viele merkwürdige Dinge gesehen und erlebt, daß ihm nichts mehr unmöglich erschien.
    Naze war also belagert, durch einen Energiewall von der Umwelt abgeschnitten. Nach dem Verfall der Stadt zu urteilen, mußte diese Belagerung schon seit Jahrhunderten andauern.
    Das kann doch nicht wahr sein! durchfuhr es ihn. Das ist doch absoluter Irrsinn. Wovon leben diese Menschen, woher beziehen sie ihre Lebensmittel? Sie können sich doch unmöglich gegenseitig das Blut aussaugen!
    Er starrte entsetzt auf seinen Teller. Da lagen noch ein paar Reste, deren Ursprung er aber nicht erkennen konnte. Es sah eigentlich wie Gemüse aus, aber Slade hielt nun alles für möglich und kämpfte gegen ein aufsteigendes Ekelgefühl an. Beinahe mußte er sich am Tisch übergeben. Er wollte sich nach der Zusammensetzung der Speisen erkundigen, erkannte aber im letzten Augenblick, daß das nicht der richtige Augenblick war, denn Amor und Caldra erwarteten von ihm eine Antwort auf eine weitaus wichtigere Frage.
    Amor erlöste ihn aus der peinlichen Verlegenheit und sagte zuversichtlich: „Es wird ganz schnell gehen. Wir werden sie mit unserem Angriff überraschen und erledigen.“
    Ihre Gefühle spiegelten sich klar auf ihrem Gesicht wider. Slade war erschüttert. Dieses Mädchen, das den Bettlern die Peitsche

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