Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
„Nur ein paar Tropfen Blut!“ jammerte er. „Wenn Sie es mir nicht geben, werde ich ihnen den Hals durchschneiden!“
    Slade blieb erschrocken stehen und hob abwehrend die Hände. Im gleichen Augenblick schlug Amor den Bettler mit einer Peitsche.
    „Trink dein eigenes Blut!“ fauchte sie den Mann an. Ihr Gesicht war zu einer haßerfüllten Grimasse verzerrt.
    „Diese Bestien!“ sagte sie mit zitternder Stimme. „Nachts tun sie sich zu Banden zusammen, verstecken sich in den Hauseingängen und überfallen jeden, der ihnen in den Weg kommt. Aber Sie wissen das alles ja so gut wie ich.“
    Slade antwortete nicht. Sein nächtliches Erlebnis hatte ihm einen kleinen Einblick in die in Naze herrschenden Verhältnisse gewährt, aber viel wußte er natürlich nicht. Die Gegenwart, das, was er mit eigenen Augen sah, lenkte ihn auch ein wenig von den persönlichen Problemen ab. Alle Straßen der Stadt waren mit unzähligen Menschen bevölkert, und all diese vielen Menschen schienen überhaupt nichts zu tun zu haben. Nur die Bettler waren aktiv; immer wieder zerrte einer an Slades Ärmel und forderte Blut. Das verzweifelte Bitten dieser zerlumpten Gestalten war schrecklich.
    „Sie haben starkes Blut, Herr. Geben Sie mir etwas davon, sonst …“
    Nicht nur Männer, sondern auch Frauen kamen mit dieser sonderbaren Bitte und drohten, wenn Slade sich abweisend zeigte. Nur Amors Peitsche hatte er es zu verdanken, daß er ungeschoren davonkam.
    Er schwieg. Was sollte er auch sagen? Die schreckliche Umgebung verwirrte ihn so sehr, daß er kaum noch klar denken konnte. Amor zeigte ihm eine Straße nach der anderen, und überall sah er die herumlungernden Gestalten. Es war einfach unvorstellbar, wie weit diese Menschen auf eine fast tierische Ebene gesunken waren.
    Diese Stadt durfte wirklich nicht weiterexistieren. Er begriff nun, warum Leear ihn nach Naze gelockt hatte, oder glaubte es zu begreifen. Sie wollte ihm die furchtbaren Zustände vor Augen führen, denn mit Worten ließ sich der Zustand der Stadt unmöglich erklären.
    Es war einleuchtend, daß diese Zustände beseitigt werden mußten. Slades Abscheu war so groß, daß er ohne zu zögern damit übereinstimmte. Er fühlte sich krank und deprimiert. Der Gedanke, daß diese Stadt vielleicht schon seit Jahrhunderten in diesem Zustand war, daß die Bewohner dieses Leben vielleicht weiterführen könnten, erfüllte ihn mit Entsetzen. Das durfte einfach nicht sein.
    Amor riß ihn aus seinen Gedanken. „Wir hatten den Leuten die chemisch präparierten Schüsseln weggenommen, um so das wahnsinnige Verlangen nach Blut zu beenden, aber …“ Sie brach mitten im Satz ab und zuckte mit den Schultern.
    „Sie wissen das ja auch recht gut. Bis auf wenige Ausnahmen wird die Entartung immer schlimmer.“
    Slade konnte ihr wieder keine Antwort geben. Seine Unwissenheit hemmte ihn außerordentlich. Die Einzelheiten dieser Hölle waren ihm nicht bekannt, aber der allgemeine Überblick reichte schon aus, um ihn bis ins Mark zu erschrecken. Es war wirklich eine Hölle. Nur die Zerstörung konnte diese Zustände beseitigen und die Welt von dieser furchtbaren Stadt befreien. Nach allem, was er gesehen hatte, war Slade bereit, an dem Zerstörungswerk mitzuwirken.
    Er wurde langsam ruhiger und dachte über Amors Worte nach. Chemisch präparierte Schüsseln waren also für das scheinbar unstillbare Verlangen nach Blut verantwortlich. Es war demnach nicht das Blut selbst, sondern eine in das Metall eingeschmolzene Chemikalie, die das Verlangen anfeuerte.
    Die Wegnahme der Schüsseln hatte das Verlangen anscheinend in noch schlimmere Kanäle gelenkt. Gab es überhaupt noch Schlimmeres? Man erwartete von ihm, daß er wußte, was geschehen war. Leear hatte ihn wirklich besser informieren können.
    „Gehen wir zurück!“ sagte er zu Amor. „Für heute habe ich vollauf genug.“
     
    *
     
    Beim Abendessen saß Slade schweigend am Tisch und dachte an die Erlebnisse des Tages. Er dachte an die Stadt und ihre Bewohner, an das Raumschiff, die Höhlenbewohner und vor allem an sich selbst. Welche Rolle war ihm zugedacht? Die Situation war ihm nun einigermaßen bekannt, auch die Lösung, die Leear und ihre Verbündeten planten, aber seine eigene Rolle blieb ihm vorerst noch ein unergründliches Rätsel. Was erwartet man von mir? fragte er sich. Warum hat man mich auf so umständliche und schmerzliche Weise hergeholt? Diese Leute sind doch weitaus befähigter als ich.
    Er bemerkte, daß Caldra etwas

Weitere Kostenlose Bücher