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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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kaltem Wasser auf den Boden und begann dann Schränke zu öffnen und Anzüge und Wäsche herauszuholen. Ignatz kletterte in die Schüssel und senkte seine Temperatur auf einen erträglichen Wert, wobei er reuig an den letzten Zwischenfall dachte.
     
    *
     
    Nicht daß etwas Neuartiges daran gewesen wäre – das einzige Wunder bestand darin, daß sie beinahe eine Woche in dem Hotel gewohnt hatten, ehe es passiert war. Und es war alles seine Schuld – er tat zwar nie etwas, aber er war da, und das Unglück folgte ihm auf dem Fuße. Natürlich hätte Jerry Lord nicht so unvernünftig sein sollen, sich eine Schneckenechse als Maskottchen zuzulegen, aber er war es eben, und damit begann der Ärger.
    Jerry war einer der glücklichsten Männer in der ganzen Raumflotte gewesen – ein Testpilot und Einflieger für neue Modelle. Eines Tages hatte der Präsident seiner Firma entschieden, daß er sich einen längeren Urlaub verdient hatte und schickte ihn zur Erholung zur Venus. Jeder andere wäre ums Leben gekommen, als das Schiff über den Sümpfen abstürzte, aber Jerry marschierte mit einem Barren Gold unter dem einen und Ignatz unter dem anderen Arm in Hellas ein.
    Natürlich hatten die Venusianer ihn gewarnt. Sie wußten – und zwar seit Generationen – daß es Glück brachte, einen Zloaht in den Sümpfen um sich zu haben – draußen aber das gerade Gegenteil. Aber Jerrys Glück hielt an; und anstatt selbst Pech zu haben, traf dieses die Leute in seiner Umgebung. Ein Testschiff nach dem anderen stürzte ab, während Jerry ohne die kleinste Schramme davonkam. Das ging schließlich so weit, daß seine Gesellschaft beschloß, ihm wieder Urlaub zu geben – nur diesmal für immer.
    Sein Ruf machte die Runde, und eine Tür nach der anderen schloß sich vor ihm. „Tut mir leid, Mr. Lord, aber wir nehmen keine Gäste mehr auf“, wurde zur stereotypen Formel. Er konnte es ihnen nicht verübeln – schließlich war es heute so weit, daß ihm auf Schritt und Tritt ein Krankenwagen folgte, wenn er mit Ignatz einen Spaziergang machte – und gewöhnlich brauchte ihn dann auch irgendein unschuldiger Passant.
    Und dann lernte Jerry Anne Barclay kennen, und das Unvermeidliche geschah. Anne war die Tochter des Präsidenten seiner ehemaligen Gesellschaft und bildhübsch. Jerry warf nur einen Blick auf sie, dann war es um seine Seelenruhe geschehen. Er hatte immer noch einiges Geld und konnte auch tanzen – wenn auch das Orchester meist aus dem Rhythmus kam, wenn er auf der Tanzfläche war. Als ihr Bekanntschaft drei Wochen alt war, war sie bereit, ja zu sagen – wenigstens bis ihr Vater sie über ihn aufklärte. Und dann wurde ihr plötzlich klar, daß sie einen wertvollen Ring, ein Geschenk ihrer Mutter, verloren, Zahnschmerzen gehabt und sich eine Beule an der linken Schulter zugezogen hatte – und alles das, seit sie Jerrys Bekanntschaft gemacht hatte. So kam sie nach einigem Nachdenken mit ihrem alten Herrn auf den Gedanken, mit Peter Durnall, dem erklärten Favoriten ihres Vaters, eine Reise zur Venus zu machen – und Jerry Lord mochte bleiben, wo der Pfeffer wächst.
    Ja, so war das, dachte Ignatz und kroch aus seiner Schüssel, rollte sich über ein Handtuch und begann dann. Jerry beim Packen zu helfen – ein ziemlich leichtes Unterfangen, wenn man bedachte, daß der Großteil von Jerrys Garderobe ohnehin in Old Ikes Pfandhaus hing.
    „Wir gehen zum Dock“, beschloß Jerry. „Ich bin ziemlich pleite, alter Junge, wir schlafen also in einem Schuppen oder einer Lagerhalle, wenn wir uns an den Posten vorbeischleichen können. Morgen sehe ich mich nach Arbeit um.“
    Das hatte er schon seit Monaten getan, aber die einzige Arbeit, die er verstand, war eben, mit Raumschiffen umzugehen – aber die hatten ohnehin schon genug Ärger – auch ohne den Unglücksbringer Jerry an Bord zu nehmen.
     
    *
     
    Eine unverkleidete Heizungsröhre lief um den ganzen Schuppen mit dem defekten Türschloß herum. Es war sehr heiß, und so schlief Ignatz tief und traumlos, bis Jerry ihn am Morgen mit einem Stock herunterangelte und in eine kalte Pfütze schob, um ihn aufzuwecken. Wenigstens roch er wie Jerry, wenn auch Gesicht und Kleider nicht stimmten.
    Der Meister grinste Ignatz an, während das Wasser zischte und dampfte. Er hatte sich über Nacht offenbar einen Bart stehen lassen, und sein glattes Haar hatte sich in einen Wust von Löckchen verändert. Über ein Auge lief eine Narbe bis zum Mund und verzerrte seine Lippen zu einem

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