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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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fratzenhaften Grinsen. Seine Kleider hätten ebensogut aus einer Abfalltonne stammen können.
    „Fein, was Ignatz?“, fragte er. „Old Ike hat mich für meine Uhr und meinen Ring ausstaffiert.“ Er hob den Zloaht auf und schob ihn in seine Reisetasche. „Man darf dich jetzt nicht sehen, du mußt also hübsch drinnen bleiben, bis wir an Bord sind.“
    Ignatz tutete fragend und Jerry gluckste. „Ja, wir haben einen Job – Öler auf einem großen Raumer. Erinnerst du dich an den alten Tramp, der gestern hier schlief? Nun, ich habe ihm seine Papiere abgekauft und ließ mich von Ike herrichten Wir fliegen heute abend ab – Kurs Venus.“
    Ignatz knurrte. Er hätte sich ja denken müssen, wohin die Reise ging.
    „Klar“, Jerry hatte jetzt wieder Oberwasser. „Sei nur hübsch ruhig, alter Freund – und auf diesem Trip darf nichts passieren, verstanden?“
    Es war ein alter Frachter, der sich allerdings gut in Schuß zu befinden schien. Als Jerry mit der Tasche, in der sich Ignatz befand, an Bord war, fuhren bereits die Kräne zurück, und die Luken klappten krachend zu. Nach dem Geruch hatten sie Rosinen, Erdnüsse und Schokolade an Bord – alles Dinge, für die die Sporenprospektoren auf der Venus ein Vermögen bezahlten. Auf der Venus gediehen nur wenige Pflanzen von der Erde, und jene wandernden Abenteurer konnten nur die energiereichsten Nahrungsmittel mit sich führen.
    Während Ignatz sich umsah, bemerkte er. wie ein großer Tanker auf den Schienen hinausfuhr und seine Schlauchleitung mit den Wasserstoffsuperoxyd-Tanks verband. Die Isotopenplatten waren anscheinend bereits eingebaut.
    Offensichtlich war sein Herr gerade noch rechtzeitig an Bord gekommen, denn die Gangway für die Mannschaft wurde gerade abmontiert. Jerry rannte hinauf, zeigte seine Papiere und wurde sofort in den Mannschaftsraum beordert. Als er schon halb im Schiff verschwunden war, wurde von unten etwas heraufgerufen, und die Gangway rollte zurück. Blane, der Kapitän des Frachters, beugte sich fluchend hinunter.
    „Ein Passagier! Warum kann er nicht mit einem Passagierschiff fliegen? Also gut, wir warten zwanzig Minuten auf ihn.“ Er stampfte die Treppe zur Steuerkanzel hinauf und fluchte. „Auf diesem verdammten Flug ist bis jetzt wirklich alles schiefgegangen. Ich glaube langsam, daß wir einen Jonah an Bord haben.“
    Jerry wartete nicht ab. was der Kapitän sonst noch zu sagen hatte, sondern trollte sich zu seiner Koje – einem kleinen Loch in der Wand mit einer harten Pritsche, einer Wasserschüssel sowie einem Wandhaken für seine Kleider. Er untersuchte den Sauerstoffhelm gründlich, nickte befriedigt und legte sich auf die Pritsche.
    „Du bleibst hier, Ignatz“, befahl er, „und verhältst dich ruhig. Vielleicht kommt eine Inspektion. Wenn ich auf meine zweite Schicht gehe, lasse ich dich hinaus.“
     
    *
     
    Die Luke oben schloß sich krachend. Der verspätete Passagier mußte doch früher gekommen sein, als der Kapitän angenommen hatte. Wer es wohl sein mochte? Vermutlich ein Freund des Präsidenten der Linie – sonst hätte Kapitän Blane bestimmt nicht auf ihn gewartet.
    Jerry ließ Ignatz heraus, als er von seiner Schicht kam. Er war müde und abgespannt, aber bis jetzt hatte es keine Pannen gegeben. Zwei kleine Zwischenfälle rechnete er nicht, und auch, daß einer der Öler sich den Fuß in eine Deckritze eingeklemmt und verstaucht hatte, zählte nicht. Irgend etwas ging auf einer Raumfahrt immer schief, und bis jetzt war noch niemand auf den Gedanken gekommen, ihm die Schuld dafür zu geben.
    „Ich weiß jetzt, wer der Passagier ist“, erklärte er Ignatz. „Der ‚Alte’ höchstpersönlich. Du bleibst also hübsch hier, und ich lasse mich auch nicht blicken. Der alte Schurke hat Augen wie ein Luchs, und sein Gedächtnis ist auch nicht schlecht.“
    Ignatz knurrte nur und harrte dann der Dinge, die da kommen würden, als der Meister sich auf seine zweite Schicht begab. Sie kamen auch – und zwar war es der Alte selbst, der die Tür aufschloß und sich zwei muskulösen Matrosen zuwandte. „So, hier schafft ihr ihn herein, und dann schließt ihr die Tür ab. Ich weiß nicht, wer er ist, aber der Name auf seinen Papieren stimmt jedenfalls nicht.“
    „Und, Kapitän Blane“, wandte er sich dem Offizier zu. als sie Jerry auf die Pritsche warfen, „das nächste Mal sehen Sie sich Ihre Leute besser an. Ich kann ja schließlich nicht auf jedem Frachter eine Inspektion machen. Vielleicht ist er völlig

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