Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 63: Planet zu verschenken

TS 63: Planet zu verschenken

Titel: TS 63: Planet zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
mußten einfach vorhanden sein. Und doch wirkte das Schiff fremdartig und drohend. Ein Schauer lief Anty über den Rücken. Er mußte an das merkwürdige Gefühl denken, das er beim Ausgraben der Kathodenstrahlröhre hatte.
    Vielleicht hatten alle auf diesen denkwürdigen Augenblick gewartet und sich alle möglichen Vorstellungen gemacht. Nun war es soweit: die Begegnung mit einer fremden Lebensform stand bevor. Anty konnte mit sich zufrieden sein, denn dank seiner Idee konnten die Menschen die Art des Zusammentreffens diktieren und brauchten sich nicht übermäßig vor den Fremden zu fürchten, denen der Schock noch immer in den Gliedern sitzen mußte.
    Es war eine Ironie des Schicksals, daß gerade diejenigen, die auf eine friedliche Zusammenarbeit mit fremden Lebewesen hinarbeiteten, zu solchen Gewaltmaßnahmen greifen mußten. Alle sahen aber die Notwendigkeit dieser Maßnahmen ein, doch keiner wußte, wie die Fremden sich verhalten würden.
    Ram und Falconetta diskutierten eifrig miteinander. Es ging um die Frage, wie den anderen die friedlichen Absichten der Menschen klargemacht werden sollten.
    Anty wäre gern näher an die beiden herangetreten, denn er konnte nicht alles verstehen, aber er hatte einen so großen Respekt vor den beiden, daß er es nicht wagte.
    Wu beendete seinen Rundgang und gesellte sich zu Ram und Falconetta. „Nun, ist euch schon etwas eingefallen?“
    Ram Singh nickte würdevoll. „Ich glaube, ja. Wir werden warten und den Fremden die Initiative überlassen. Wir können uns dann besser auf ihre Mentalität einstellen. Allerdings werden wir unter Umständen eine Weile warten müssen. Die Wesen da drin müssen sich erst an ihre Lage gewöhnen. Sicher können sie nicht begreifen, was geschehen ist.“
    „Wie ihr wollt“, antwortete Dr. Wu. „Das ist sogar sehr günstig“, fügte er schnell hinzu. „Ich kann unsere Leute abwechselnd zum Hauptlager schicken, damit sie sich ein wenig von den Anstrengungen der letzten Stunden erholen können.“
    Er blickte Anty an und fragte: „Und was ist mit dir? Sicher bist du völlig erschöpft.“
    „Ich möchte hierbleiben und die weiteren Geschehnisse beobachten“, antwortete Anty.
    „Er hat diese Bevorzugung wirklich verdient“, kam Falconetta ihm zu Hilfe, denn sie hatte Wus Zögern bemerkt. Dr. Wu nickte nur und kümmerte sich um andere Dinge.
    Anty hätte aber ebensogut in die angenehme Wärme des Hauptlagers zurückkehren und sich ausruhen können, denn es ereignete sich vorläufig nichts.
    Stunden vergingen. Die Biochemiker machten sich schon Sorgen um ihre Kulturen, und die Techniker befürchteten, daß die Zeit nicht ausreichen würde, um künstliche Nachbildungen der Besatzung herstellen zu können. Auch die Versorgungsfachleute machten sich Sorgen. Sie wußten nicht, was die Fremden benötigten. Wahrscheinlich würden die im Schiff befindlichen Vorräte ausgeladen werden müssen.
    Inzwischen errechnete Katja die Zeit, die im äußersten Notfall zur Verfügung stand. Um keinen Verdacht zu erregen, mußte das gekaperte Schiff unbedingt in die Position gebracht werden, die es normalerweise erreicht hätte. Mit fortschreitender Zeit verlagerte sich dieser Punkt immer weiter in den Weltraum hinaus. Bald würde die kritische Grenze erreicht sein, denn auch die zur Verfügung stehende Sonnenenergie war nicht unbegrenzt.
    Sechs Stunden vergingen in ungeduldiger Erwartung.
    Endlich rief Wu seine Leute zu einer Konferenz zusammen. Sie stellten sich in den Windschatten eines Felsens und erörterten die Situation. Ram, Falconetta und Counce waren die Hauptsprecher, während die anderen frierend zuhörten.
    Wu faßte die Meinungen zusammen. „Es gibt zwei Möglichkeiten“, sagte er nachdenklich. „Entweder hat der Schock die Besatzung so gelähmt, daß sie zu keinem Entschluß fähig ist, oder unser Eingreifen hat den Leuten einen Schaden zugefügt, den wir nicht vorausgesehen haben. Die zweite Möglichkeit scheint mir die wahrscheinlichere zu sein. Wir können nicht mehr länger warten und müssen irgend etwas unternehmen. Die Frage ist, was wir tun können.“
    „Wir müssen die Fremden inspizieren“, schlug Anty vor. Er war nun mutiger und drückte seine Gedanken frei aus. Seit er seinen ersten Vorschlag gemacht hatte, war sein Ansehen und damit auch sein Selbstvertrauen enorm gestiegen. Er war nicht mehr die unwichtige Hilfskraft, der man alle unangenehmen Arbeiten aufbürdete, sondern ein selbständig handelndes und von allen

Weitere Kostenlose Bücher