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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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im Zusammenhang mit der MANDELBLÜTE angeblich noch Sorgen gemacht hatte, als Agenten gegen diese Vereinigung anzuwerben.
    Chet überlegte sich, ob er Kim Il entgegenkommen solle, und entschied sich nach kurzem Zögern dafür.
    „Glauben Sie, daß man mich für einen solch vertrauenswürdigen Mann halten würde?“ fragte er.
    Kim Il schien erstaunt.
    „Sie? Sie wollen als Regierungsagent …“
    Chet breitete die Hände zu einer erklärenden Geste aus.
    „Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich diese chauvinistischen Vereine wie die Pest hasse. Wenn Sie mich also haben wollen … ich bin Ihr Mann!“
    Kim Il hatte offenbar nicht erwartet, daß ihm sein Geschäft so schnell gelingen würde. Eine Weile war er ehrlich überrascht. Dann trat er auf Chet zu, umarmte ihn, so gut er es mit seinen kurzen Armen konnte, und sagte fast gerührt:
    „Sie sind ein besserer Bürger Ihres Vaterlandes als mancher Mensch mit gelber Hautfarbe, Mr. Toyes. – Warten Sie einen Augenblick, ich will Ihnen ein paar Unterlagen besorgen.“
    Hastig lief er zu dem Gleitband hinüber und fuhr in den ersten Stock hinauf. Chet Farren kehrte zu seinem Sessel zurück und machte es sich in dem kühlen Plastikmaterial bequem.
    Angenommen, Kim Il kannte seine Geschichte so, wie sie wirklich war: die Gefangennahme als Agent des SIS, das Verhör, die Pfropfung. Was für einen Sinn ergab es dann, gerade ihn, den jeder Beamte im Land kannte, als Agent gegen die MANDELBLÜTE einzusetzen?
    Es bedurfte einigen Nachdenkens, bis Chet die Lösung fand. Hohe Regierungsbeamte waren Mitglieder der nationalistischen Vereinigung. Sie kannten das Pfropfungsprogramm, wenn nicht gar einer von ihnen die Bewußtseinsschablone des Mr. Toyes selbst ausgesucht hatte. Sie wußten also von den Erfahrungen, die er mit Menschen anderer Hautfarbe auf EGGSHAPE gemacht hatte, als er für MARTHA Proviant besorgte. Die MANDELBLÜTE durfte also davon überzeugt sein, daß Mr. Toyes, wenn er sich um Aufnahme bewarb, es ehrlich meinte.
    Die Gegenseite, zu der offenbar Kim Il gehörte, gedachte diesen Vorteil zu nutzen. Gerade Toyes, der wegen seiner Bewußtseinsschablone der MANDELBLÜTE als unverdächtig galt, sollte ihr Agent werden. Denn von Toyes’ Abneigung nationalistischen Bemühungen gegenüber, die nicht eine Folge der Pfropfung, sondern eine eigene Meinungsbildung seines neugeformten Gehirns war, hatte die MANDELBLÜTE keine Ahnung.
    Chet Farren amüsierte die Schlauheit, mit der Kim Il agierte, und er hatte Spaß an der Vorstellung, daß ihm auf diese billige Weise Einblick in die Machenschaften einer Menschengruppe gegeben werden sollte, die im Augenblick ohne Zweifel weitaus gefährlicher war als das von Howligan als Schreckgespenst dargestellte Einsatzkommando von einem fremden Stern.
    Während er noch darüber nachdachte, hörte er über sich plötzlich das Getrappel eiliger Schritte. Eine harte Stimme rief halblaut:
    „Dort vorne! Macht schnell!“
    Die Schritte entfernten sich ins Haus hinein. Von irgendwoher ein Schrei. Das war Haikos Stimme!
    Chet sprang auf. Er hörte Haiko ein zweites Mal schreien und den Schrei plötzlich abreißen, als drücke ihr jemand den Hals zu.
    Mit drei, vier weiten Sätzen war Chet bei dem Gleitband, wartete nicht darauf, daß es sich sanft in Bewegung setzte, sondern hetzte aus eigener Kraft in den ersten Stock hinauf. An der Ecke des Ganges, auf den das Band mündete, sah er einen Mann stehen, der ihm neugierig entgegenblickte. Er trug eine Schockwaffe mit dem charakteristischen, trichterförmigen Lauf. Chet sah, wie er den Lauf nach oben riß.
    Der Mann konnte später nie mehr sagen, wie ihm geschah. Er war sicher, den Fremden genau im Visier zu haben, und krümmte den Finger um den Auslöser. Aber im gleichen Augenblick gab es mitten in seinem Gehirn eine grelle, schmerzende Explosion, die sein Bewußtsein auslöschte. Dabei hatte der Fremde noch nicht einmal die Hand gehoben.
    Chet fing den stürzenden Mann auf, damit er keinen Lärm verursache, nahm ihm die Schockwaffe aus der Hand und drang vorsichtig in den Gang hinein. Die Schritte, auf die er aufmerksam geworden war, hatten sich nach links hin entfernt.
    Er kam an einer Tür vorbei, die deshalb noch offenstand, weil eine bewußtlose Gestalt auf der Schwelle lag: Haiko. Chet sah, daß das Mädchen atmete, und überwand seinen Schreck.
    Von irgendwoher hörte er Stimmen. Er ging dem Geräusch nach, horchte an den Türen und fand schließlich die, hinter der drei Männer

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