TS 65: Die Zeit-Agenten
hochgewachsene Frauen sprangen heraus und sagten etwas zu Gnaius, das ihn förmlich zu lähmen schien. Er stammelte, wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
Eine der Frauen, offensichtlich die Anführerin, lachte. Sie sagte zu ihrer Gefährtin ein paar Worte in einer Sprache, die Elspeth nicht verstand. Dann trat sie vor und schlug Gnaius mit einem einzigen Schlag nieder. Die beiden Frauen stopften den unglücklichen Poeten in ihren Wagen. Dann stieg die Anführerin ein und startete. Die andere ließ sie zurück, um Gnaius’ Wagen zu bewachen. Von Elspeths Anwesenheit hatten sie nichts bemerkt.
8.
Die Amazone lehnte sich an die Elspeth abgewandte Seite des Wagens. Nach einer Weile begann sie in einer tiefen Altstimme eine unbekannte Melodie zu summen. Die Agentin fragte sich, welches Schicksal wohl auf Gnaius Laconius warten mochte. Wenn er wirklich ein Mitglied einer wichtigen Familie war, wie es den Anschein hatte, wenn einer der ersten Wächter, der Herzland besucht hatte, ihn ausgewählt hatte, dann würde er wahrscheinlich irgendwo interniert werden, Er tat Elspeth nicht leid. Der Dichter war zu weltfremd, als daß man ihm erlauben konnte, ungehindert zwischen den Welten herumzuspringen.
Ein Fuß scharrte auf dem Kies, dann noch einer. Das Summen hörte auf. Die Wächterin schickte sich an, einen Rundgang um das Fahrzeug zu machen. Elspeth unterdrückte ihren Impuls davonzurennen. Sie hob den Strahler und versuchte sich einzureden, daß sie unter diesen Umständen keine Bedenken haben durfte, die Feindin zu töten.
Und doch war sie nicht fähig, den Abzug durchzuziehen, als die Amazone am Bug des Luftwagens auftauchte. Beide Frauen standen ein oder zwei Sekunden lang wie erstarrt da und sahen sich an. Und dann fuhr die Hand der Amazone an den Gürtel.
Jetzt schoß Elspeth – und wandte sich schnell von der Toten ab, die vor ihr auf dem Boden lag. Sie rannte in das Flugboot und versuchte verzweifelt, die Steuerung zu betätigen, um das Fahrzeug umzudrehen. Mehr als einen Hebel gleichzeitig wagte sie nicht zu betätigen, da sie Angst hatte, sie könnte die Maschine in den erkalteten Vulkankrater stürzen und damit für immer das Tor zwischen den Welten verlieren. Nach ein paar verzweifelten Augenblicken blieb sie sitzen. Sie schauderte.
Erst jetzt sah sie die Lichter der sich nähernden Flugwagen, die alle Kurs auf den Berggipfel genommen zu haben schienen. Offensichtlich hatte Gnaius ausgeplaudert – und sie kamen jetzt, um sie zu holen. Mit einem Gefühl, als säße sie auf einem zusammenbrechenden Wolkenkratzer, saß Elspeth hilflos da und starrte den immer näher kommenden Lichtern entgegen.
Ihr ganzes Geschick hing von dem Rhythmus der Transition ab. Wahrscheinlich würde sie innerhalb von Minuten erfolgen – aber es konnte auch Tage oder Wochen dauern. Die Zeit hing ganz von der Frequenz des Tores selbst ab und diese wiederum von seiner Wichtigkeit als Wahrscheinlichkeitspunkt. Als sie so dasaß und die Lichter der Flotte näherkommen sah, fühlte sie, wie ihr der Schweiß auf der Stirn ausbrach und ihr beißend in die Augen rann.
Sie dachte an Mack und schlug in einem plötzlichen Anfall blinder Wut mit der Faust auf das Armaturenbrett.
Dabei traf sie einen Knopf, der das Fahrzeug zu einer langsamen Drehung veranlaßte.
Aus dem Bug eines der näher kommenden Schiffe zuckte eine blaue Flamme, und neben ihr barst ein Felsbrocken. Sie sah ihren winzigen Strahler an und warf ihn auf den Boden.
Die Bewegung des Flugwagens hielt inne – und wieder war es schwarz um sie, während gleichzeitig ein Flammenmeer über sie hereinzubrechen schien. Sie schauderte, dachte wieder an Mack und fragte sich, ob sie ihn wohl je wiedersehen würde. Sie beschloß – sollte sie ihn wirklich wiedersehen – ihm zu zeigen, was sie für ihn empfand, ihn spüren zu lassen, daß sie ihm vertraute – ja, daß sie ihn liebte. Und dann wurde es wieder hell, und sie befand sich auf dem Felsvorsprung im Krater des Vesuv von Antik – der Flugwagen drehte sich immer noch, drehte sich auf den Rand zu …
Elspeth schrie auf und hastete durch die Tür – gerade noch rechtzeitig, ehe die Maschine in dem Krater unter ihr verschwand. Einen langen Augenblick lehnte sie sich an die Kraterwand hinter sich und zitterte. Sie war so schwach, daß sie nicht fähig war, auch nur einen Finger zu bewegen.
Sie verfluchte ihre unbequeme römische Frauenkleidung und begann den langen schwierigen Aufstieg aus dem
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