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TS 65: Die Zeit-Agenten

TS 65: Die Zeit-Agenten

Titel: TS 65: Die Zeit-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Merwin jr.
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dem Instrumentenbrett studierte. Sie hatte zwanzig Stunden-Einteilungen und dazu Ziffern, die den bekannten arabischen Ziffern ihrer Welt nur entfernt glichen.
    „Was nun?“ fragte sie ihn und überlegte im stillen, ob er den Verstand verloren hatte.
    „Einen Augenblick müssen wir warten – und dann eine neue Welt!“ war seine Antwort. Er zog sie an sich und küßte sie.
    Die. Aussicht wirkte auf sie nicht gerade begeisternd. Der Gedanke, die Transition zwischen zwei Welten mit einem solchen Nichtwisser wie Gnaius zu wagen, machte ihr wirklich Angst. Man hatte ihr, ehe sie ihre Mission auf Antik begann, erklärt, daß die Welten Antik und Herzland unmittelbar parallel zueinander lagen, wodurch direkte Transitionen zwischen ihnen möglich waren.
    Es war nicht schwer, sich den Vesuv als Transitionspunkt vorzustellen. Zweifellos hatte der uralte Berg schon einige geologische, aber auch historische Katastrophen gesehen, und das war eine der Voraussetzungen für einen Transitionspunkt. Dann spürte sie plötzlich, wie all ihre Nerven zu vibrieren begannen. Ganz gleich, was man von Gnaius hielt, er hatte jedenfalls die Zeit für seine Expedition gut gewählt. Die Transition würde jeden Augenblick erfolgen. Zu ihrer Überraschung fand sie sich immer noch in seinen Armen. Sie schob ihn von sich und wartete gefaßt auf die Prüfung, die ihr nun bevorstand.
    Dann wurde es dunkel um sie – nicht die Dunkelheit der Nacht und auch nicht die des Kraters, sondern eine völlig undurchdringliche Dunkelheit, die jedesmal auftrat, wenn man den Sprung zu einer anderen Welt wagte. Elspeth kam es wie immer vor, daß sie nicht mehr atmen konnte, und doch atmete sie, als die Zeit langsam dahinstrich. An ihrer Seite konnte sie die Zähne ihres Begleiters klappern hören, und sie unterdrückte den Impuls, ihm zu sagen, er brauche keine Angst zu haben.
    Dann, als die Dunkelheit beinahe nicht mehr erträglich erschien, wurde es wieder hell. Sie ruhten auf einer Kraterschwelle des Vesuvs, und der Mond und die Sterne leuchteten auf sie herunter und enthüllten rings um sie ein ausgewaschenes und erodierendes Panorama.
    Weit unten in dem großen Bogen der Bucht schimmerten einige wenige Lichter – wenig sogar nach dem Begriff von Neapel aus der Zeit von Antik, das sie vor so kurzer Zeit überflogen hatten. Die Landschaft um sie wirkte so verlassen, daß sie unwillkürlich an eine Walpurgisnacht denken mußte. Gnaius lachte plötzlich, und sein Lachen hallte weithin und klag triumphierend. „Endlich, Carissima“, rief er, „das ist meine Welt!“
    „Von hier aus sieht es aber gar nicht nach Oase aus“, meinte Elspeth und schob ihn von sich. „Das wirkt alles so verlassen.“
    „Das ist es auch, Marina“, erwiderte er. „Das ist es auch, abgesehen von den wenigen verbotenen Stellen in den großen Wüsten. Komm, laß uns starten und in unser eigenes Paradies fliegen.“
    Elspeth begann sich nun wirklich Sorge zu machen. Jetzt war die Zeit, sagte sie sich, um zu entfliehen. Sie hatte ein Tor gefunden und es passiert. Ihre Aufgabe war jetzt, durch dieses Tor zu Mack und Commander de Mestres nach Rom zurückzukehren, um seine Existenz zu melden.
    Sie öffnete die Kabinentür und glitt aus der Maschine, ehe der Dichter sie ergreifen konnte. Er schrie verblüfft auf und sie sah, wie er hinter ihr her rannte und dabei nach seinem winzigen Strahler griff. Ob er es wohl fertigbringen würde, sie zu töten?
    Aber sie wollte es nicht darauf ankommen lassen. Als seine Füße den Boden erreichten, stellte sie ihm ein Bein, zog ihm die Stola über den Kopf und versetzte ihm einen Handkantenschlag auf das Gelenk, daß er mit einem Schmerzensschrei die Waffe fallen ließ.
    Bis er sich aus seiner Stola befreit hatte, hielt Elspeth bereits die Waffe in der Hand und richtete sie auf ihn. „Also mein lieber Freund“, meinte sie in englischer Sprache, „jetzt halt dich hübsch ruhig.“
    Er starrte sie erschreckt an, und ihr wurde klar, daß er sie nicht verstanden hatte. Sie wiederholte ihren Befehl in lateinischer Sprache und empfand beinahe Bedauern, als er förmlich zusammensackte.
    „Dann hast du also die ganze Zeit nur mit mir gespielt“, sagte er bleich und niedergeschlagen.
    „Gespielt!“ rief sie. „Ich habe meinen Auftrag …“ Sie hielt inne, als sie einen zweiten Flugwagen nahen sah.
    Er kam so schnell näher, daß sie kaum Zeit hatte, sich hinter dem Fahrzeug des Dichters zu verbergen, ehe er knirschend im Kies landete. Zwei

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