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TS 65: Die Zeit-Agenten

TS 65: Die Zeit-Agenten

Titel: TS 65: Die Zeit-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Merwin jr.
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half. Er umarmte sie, was bei seiner weiblichen Kleidung ziemlich lächerlich wirkte, und küßte sie. Dann ergriff er ihre beiden Hände und sagte: „Komm – meine Sänfte wartet.“
    Das war auch der Fall, und vier verkommene Burschen, die aussahen, als hätte man sie aus den Gossen der Stadt geholt, warteten daneben. Als Gnaius ihren Ekel sah, meinte er: „Du brauchst vor ihnen keine Angst zu haben.“
    „Nun gut“, nickte Elspeth und nahm neben ihm hinter den Vorhängen seiner Sänfte Platz. „Wohin gehen wir, mein Lieber?“
    Er sah sie an, und sie stellte fest, daß er dringend einer Rasur bedurfte. „Meine Liebe, du darfst keine Angst haben, wenn nun seltsame oder wunderbare Dinge geschehen“, begann er. „Wahrlich, ich nehme dich auf eine märchenhafte Reise mit – eine Reise in ein Land, wo ich von königlichem Geblüt bin.“
    Ihr Instinkt sagte ihr, daß sie richtig getippt hatte. Gnaius beabsichtigte, sie mit nach seiner Welt zu nehmen – vielleicht durch ein Transitionstor, das den Wächtern noch unbekannt war. Sie beschloß auf den Weg zu achten, als die Sänfte durch das aesquilinische Tor getragen wurde.
    „Ich werde mich bemühen, keine Angst zu haben“, versprach sie Gnaius ernst, als sie rechts um das Tor bogen. „Aber wo ist dieses Land, das du das deine nennst? Es kann doch nicht weit von dieser Stadt sein.“
    „Es ist nah und fern zugleich“, antwortete er. „Wir müssen durch ein Tor der Nacht gehen, dessen Geheimnis allein ich kenne. Sobald wir einmal diese Barriere überwunden haben, werde ich dich zu einer warmen Insel im Ozean führen, weit weg von allen heimtückischen Intrigen, wo wir beide gemeinsam Verse schaffen können, die unsere Seele erfreuen.“
    „Du schmeichelst“, sagte Elspeth. Gleichzeitig stellte sie fest, daß sie in der Via Tuscalna links abgebogen waren und sich jetzt den gepflegten Vorstadtgärten näherten, die bis an die Mauern von Rom heranreichten. „Meine Geschichte ist wahrlich seltsam“, vertraute Gnaius ihr an. „So seltsam, daß ich nicht wagte, in Rom davon zu sprechen. Für die Römer bin ich nur ein wohlhabender junger Mann, der aus Utica nach Rom gekommen ist. Tatsächlich stamme ich von einer Welt, die der Welt, die du kennst, gleichzeitig ähnelt und auch wieder nicht ähnelt.“
    „Vielleicht der Hades“, meinte Elspeth, die ihre Rolle gut weiterspielte.
    „Nein, nicht der Hades und auch nicht ein anderes Land aus der Legende“, erwiderte der Dichter. „Meine Welt ist sehr real. Nur durch ein Wunder vermochte ich meinen Weg in die deine zu finden – ein Wunder, wie du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst.“
    Er fuhr mit seiner Geschichte fort – wie er, obgleich ein Prinz von königlichem Geblüt, von den Amazonen gefangengehalten worden war, die seine Version der Erde beherrschten.
    „Dann kommst du aus dem Land dieser Kriegerfrauen?“ warf Elspeth ein. „Und dorthin willst du mich bringen und mich in ihre Hände geben?“
    „Nein“, erwiderte er. „Vor ihnen fliehe ich.“ Er erklärte ihr, wie ein Fremder an ihn herangetreten war – Gnaius nannte ihn einen Sohn der Götter, um ihn Elspeth verständlicher zu machen – und ihm Instrumente gegeben hatte, die es ihm erlaubten, von einer Welt zur anderen hinüberzuwechseln. Schließlich kam er zum Ende: „Aber mein Geheimnis oder ein Teil davon wurde entdeckt, ehe ich es ausnutzen konnte. Eines der Tore blieb in meinem Besitz, und durch dieses floh ich nach deiner Welt. Ich wollte den Banden entkommen, die mein Geschlecht unterdrücken.“
    „Das scheint dir ja ganz gut gelungen zu sein“, meinte Elspeth und sah das Frauenkleid an, das ihr Begleiter trug.
    Er verstand nicht oder wollte nicht verstehen und erwiderte: „Aber sie sind mir gefolgt und suchen den wenigen Besitz, der mir verblieben ist. Als du ihn mir als Andenken unserer Liebe wegnahmst, hatte ich mein Leben verwirkt. Jetzt muß ich wieder fliehen.“
    „Und wie glaubst du, wirst du in deiner eigenen Welt dem Tod entfliehen können?“ fragte Elspeth ihn verwirrt.
    „Weil ich weiß, wo ich mich verstecken muß, sobald ich einmal durch das Tor bin“, antwortete er. „Große Teile meiner Welt wurden lange vor meiner Zeit durch Krieg verwüstet. Dennoch liegen im Herzen dieser Wüsten Gegenden, die dem Chaos entgingen, das meine Welt beinahe vernichtet hat. Wie Oasen in der Wüste sind sie grün und fruchtbar – und auf keiner Karte angegeben. Zu einer dieser Oasen möchte ich

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