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TS 65: Die Zeit-Agenten

TS 65: Die Zeit-Agenten

Titel: TS 65: Die Zeit-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Merwin jr.
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Vulkankrater, überzeugt, daß dieser jeden Augenblick ausbrechen und sie in kochende Lava einhüllen würde. Schwefeldämpfe machten sie husten und trieben ihr das Wasser in die Augen, und die scharfen Steine schnitten tiefe Wunden in ihre Fußsohlen und Hände.
    Und dennoch schaffte sie es irgendwie. Endlich lag sie draußen auf dem Boden jenseits des ungeheuren Schachtes, der sie beinahe lebendig verschlungen hätte. Nach einer Weile stand sie auf und begann taumelnd und schwankend den Abhang hinunter zu torkeln.
    Ohne Gnaius’ Luftwagen brauchte sie beinahe zwei Tage, um nach Rom zurückzukehren. Vielleicht hätte sie es überhaupt nicht geschafft, hätte nicht ein freundlicher Senator, der zu einer dringenden Sitzung in die Hauptstadt mußte, sich ihrer erbarmt und ihr einen Platz in seiner Sänfte angeboten. Er war ein Mann in mittleren Jahren und interessierte sich offenbar mehr für seine Viehzucht und seine Olivenernte als für die Intrigen der Stadt.
    Aber der Kaiser lag im Sterben, und es war notwendig, daß der Senat eine Sitzung abhielt, um die für die Leichenfeierlichkeiten benötigten Gelder zu bewilligen und Titus als seinen Nachfolger zu bestimmen, um damit wenigstens der äußeren Form des schon lange zum Ritual gewordenen republikanischen Gesetzes Genüge zu tun. Dennoch schien er für den neuen Klatsch Interesse zu haben, den Elspeth ihm zutrug.
    Der zweite Nachmittag seit ihrer Flucht aus dem Krater war vergangen, als sie müde, niedergeschlagen und in zerfetzten Kleidern wieder vor den Bronzetüren ihrer Villa stand. Dennoch war sie entschlossen, sofort zu der Villa auf dem Aventin zu eilen, um dort bei Commander de Mestres Bericht zu erstatten. Das Transitionstor im Vesuv war für die Herzländer kein Geheimnis mehr und konnte in dieser Nähe Roms leicht den kriegerischen Amazonen dieser ausgebrannten und doch aggressiven Welt als Tor für eine Invasion nach Italien selbst werden.
    Und da war natürlich auch noch Mack. Wahrscheinlich würde er sich über sie ärgern, weil sie ihn neulich hatte stehen lassen – aber sie mußte ihm eben erklären, was geschehen war. Wahrscheinlich würde er sie schelten, weil sie ein solches Risiko allein auf sich genommen hatte. Und dann würde die Szene folgen, von der sie geträumt hatte, während sie die Transition von Herzland nach Antik gemacht hatte: Die Erklärung, die ihren langen Kriegszustand beenden würde.
    Sie fragte sich, wo Lamia sein mochte, als sie sich ihrem eigenen Zimmer im Oberstockwerk näherte – und erstarrte auf der Schwelle.
    Lamia saß neben Mack auf ihrem eigenen Diwan. Ein Tisch war neben die Liegestatt gerückt, und darauf standen zwei Krüge mit dem besten Falerner des Plinius – einer davon offensichtlich leer – und eine Schäle mit Früchten.
    Mack sah sie zuerst und hob grüßend die Hand. Offensichtlich hatte er ziemlich viel getrunken, denn er grinste und sagte in englischer Sprache: „Besser spät als nie, Elspeth. Komm.“
    Da sah auch Lamia ihre Herrin und sprang mit einem kleinen Aufschrei von dem Diwan. Als sie den Zustand ihrer Herrin sah, blieb sie stehen. Das Mitleid gewann die Oberhand über die Furcht. „Herrin, du bist verletzt!“ keuchte sie.
    „Das mußt gerade du mir sagen!“ erwiderte Elspeth. Sie gab dem Mädchen eine Ohrfeige, daß dieses zurücktaumelte und musterte dann Mack mit flammenden Augen. „Was zum Teufel hast du hier zu suchen?“
    „Um es genau zu sagen“, erwiderte er grinsend, „verstecke ich mich hier. Die liebe Ana scheint hinter mir her zu sein, und es war verflixt schwer, überhaupt durchzukommen. Die ganze Stadt steht Kopf, seit der Kaiser tot ist.“ Er kniff die Augen zusammen. „He, Elly, du siehst ja ziemlich mitgenommen aus. Da, nimm einen Schluck, daß du wieder zu Kräften kommst.“ Er hielt ihr den Krug hin, aber sie schlug ihn ihm aus der Hand.
    Lamia, die in der Ecke kniete, rief: „Herrin, ich wollte nicht, aber als Macronius Frazius gestern abend kam, wollte er unterhalten sein.“
    Elspeth fühlte, wie der Ärger, den sie über das schluchzende Mädchen empfand, nachließ. Sie hob sie auf und befahl: „Mache mein Bad fertig“, dann wandte sie sich wieder Mack zu und meinte, als das Mädchen den Raum verlassen hatte: „Ich hatte vergessen, was du für ein Schwerenöter bist.“
    Er zuckte die Achseln und meinte: „Sie ist wirklich nett. Was hätte ich tun sollen, während du mit deinem kleinen Dichter weg warst? Du weißt ja, daß ich diese Sprache nicht

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