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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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die Menschen aus den Bergen sind anders als sie und die Menschen, die hier in der Ebene leben – wie Wolf – sind wieder anders als beide. Wegen der günstigen Wetterbedingungen und Lebensweise ist Wolf allen anderen weit überlegen. Zee, vielleicht hörst du es nicht gern, aber er ist auch uns überlegen, wie wir den Küstenbewohnern überlegen sind.“
    „Ich …“
    „Du glaubst noch nicht daran, nein, trotz allem, was du gesehen hast. Aber du wirst es glauben, Zee, ganz bestimmt.“
    „Aber er ist nur ein Eingeborener!“ wandte sie ein und starrte auf das Fleisch in seiner Hand.
    „Hmmm. Was ist ein Eingeborener? Erkläre mir das doch einmal!“
    „Barra, das ist doch einfach! Ein Eingeborener ist ein Mensch, den man in einem neuen Land findet.“
    Barra nickte mit einem ironischen Lächeln. „Das genügt. Also, betrachte es doch einmal von Wolfs Standpunkt: Dies ist sein Land. Was sind also unsere Leute auf der anderen Seite des Meeres? In einem neuen Land für ihn?“
    „Nun … ich denke, Eingeborene.“
    „Richtig. Wir sind alle Eingeborene unseres eigenen Landes. Und das bringt uns wieder zurück zu Crane. Wer ist der Überlegene, der Eingeborene der Ebene hier oder der Eingeborene der Inseln?“
    „Wir natürlich. Barra, dies ist doch dumm!“
    „Wir sind es in einer Hinsicht: Wir sind gebildet.“ Sie warf ein Stückchen Knorpel fort. „Aber was kann er, das wir nicht können?“
    „Einiges, nehme ich an.“
    Die Ärztin knurrte: „Einiges, glaubst du. Zum Beispiel überleben ohne Kleidung, so schnell laufen wie ein Pferd, unausgesprochene Gedanken lesen, ein oder zweihundert Jahre alt werden. Zee, manchmal bist du so blind, daß du mich enttäuschst.“
    Der Captain antwortete nicht. Sie studierte Wolf, beobachtete die Soldaten um ihn herum. Ein Dutzend oder mehr aßen jetzt mit den Fingern. Sie fand es widerlich, war aber noch entsetzter, als sie Leutnant Donn es ebenso machen sah. Sie wandte ihre Augen ab und blickte statt dessen zu den Sternen auf.
    Schließlich brach sie das Schweigen.
    „Barra … was würde geschehen, wenn – wenn eine von unseren Mädchen sich mit einem Mann wie Wolf verbinden würde?“ Ihr Gesicht war ausdruckslos, ein Effekt, den sie nur mit Mühe aufrechterhalten konnte. „Würden ihre Kinder auch so schnell wie ein Pferd sein oder …“
    „Nein. Noch nicht einmal, wenn sein Blut das stärkere wäre, was ich bestimmt glaube.“ Sie blickte den Captain an. „Angenommen, eine von den Mädchen bekommt ein Kind von dem Mann.“ Sie sah, wie Zee zusammenzuckte. „Crane würde sagen, daß das Kind groß wird, weil beide Eltern groß sind, daß es blaue Augen hat, wenn die Frau blaue Augen hat, denn seine sind blau. Das sind jedoch nur äußerliche Merkmale wie die sechs Finger.
    Aber das Kind würde weder zweihundert Jahre alt, noch so schnell wie ein Pferd, noch könnte es Gedanken lesen. Diese Dinge werden nicht so schnell vererbt – dazu bedarf es mehrerer Generationen. Unter günstigen Bedingungen, und damit meine ich, daß das Kind sich mit einem ähnlichen Kind verbinden würde, wäre es möglich, daß ihre Enkel oder Urenkel so werden wie Wolf.“ Sie breitete die Hände aus. „Wenigstens nach Cranes Theorie.“
    Zee dachte nach. „Wenn wir also das voraussetzen, dann könnte es noch andere Lebensformen hier geben.“
    Barra schlug ihr auf den Rücken. „Beim Zahn der Königin, Zee, du bist doch nicht so blind, wie ich glaubte. Cranes Theorie gilt nicht nur für Menschen, sie schließt auch Vögel, Säugetiere, Insekten und auch Schlangen ein. Hör mal, wie die Vögel singen, Zee.“ Sie machte eine Pause. „Hast du jemals Vögel so singen hören? Bestimmt nicht.“ Sie hielt ein Stück Fleisch hoch. „Hast du schon je zuvor so kleine Pferde gesehen? Nein. Oder diese schweineähnliche Kreatur, die neulich jemand geschossen hat? Nein.“
    „Und auch keinen Mann wie Wolf“, fügte Zee hinzu.
    Barra grinste in die Dunkelheit, aber ihre Stimme verriet nichts davon. „Nein. Der Ozean war die erste große Grenze, die Berge hinter uns die zweite. Zee, wenn wir Crane glauben können, mache dich auf alles mögliche gefaßt. Alles mögliche! Die Menschen und Tiere, die hier leben, sind wahrscheinlich schon Jahrtausende hier, ungestört. Vielleicht auch Zehntausende oder Hunderttausende von Jahren. Wir wissen nicht, wie sie hierhergekommen sind, wie lange sie schon hier sind und vor allem, welcher Art von Druck und Gewalt sie hier unterworfen waren. Also,

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