TS 68: Die Stadt im Meer
Gräßlich, daß ich dieses Ding wieder anziehen muß!“ Sie sah zum Horizont. „Zee, siehst du die großen Vögel? Wir sollten ihnen folgen. Wo sie hinfliegen, muß es einen Unterschlupf geben.“
„Der Vorschlag ist nicht schlecht, Barra.“ Sie rief einen Befehl, und jemand lief nach vorne, um die Vorhut von der Richtungsänderung zu informieren. Die ganze Kolonne schwenkte langsam nach Süden, den Vögeln nach. „Sie sehen groß aus, nicht wahr? Sicherlich haben sie entsprechenden Schutz vor dem Sturm.“
Zee eilte mit ihnen nach Süden, aber die verfrühte Dunkelheit und die ersten, nadelscharfen Regentropfen überraschten sie noch weit draußen, während der Wind um sie herum tobte. Regenmäntel wurden eilig übergeworfen, und dann begann die Sintflut. Die Vorhut mußte auf die Wagen warten, und die Nachhut rückte dichter auf, aus Angst, bei der schlechten Sicht den Anschluß zu verlieren. Zee befahl, daß ein Soldat neben jedem Gespann ging und es am Zügel führte, denn der rollende Donner und die grellen Blitze machten die Tiere unruhig. Sie hatte Angst, sie würden durchgehen.
„Sogar die Heiligen haben uns verlassen, Barra. Es ist schlimm.“
Die Ärztin antwortete nicht. Sie kämpfte mit gesenktem Kopf gegen den Sturm. Schließlich gab sie es auf, suchte hinter dem ersten Wagen Schutz und hielt sich daran fest.
Zee hielt fortwährend nach einem Obdach Ausschau. Sie war völlig durchnäßt. Sie stolperte durch das Gras, als sie plötzlich mit einem Soldaten zusammenstieß.
„Aus dem Weg, Küken!“ rief der Soldat. „Ich muß den Captain finden.“
„Ich bin der Captain.“
Der Soldat nahm Haltung an. „Jawohl, Captain. Da vorne ist etwas, Captain. Bäume oder Häuser, oder so etwas Ähnliches.“
Zee folgte ihr nach vorne.
Vor ihnen erhoben sich schwarz und unbestimmt die Umrisse einer formlosen Masse aus der Prärie. Zee konnte sie in dem strömenden Regen und der Dunkelheit nur unklar erkennen. Sie zog ihr Schwert und trieb die Truppe an. In einer Stunde hatten sie die Masse erreicht und krochen unter dem ungenügenden Schutz, den sie bot, zusammen.
Sie stellte sich als Häuser heraus, Häuser, die nicht mehr ganz und Mauern, die eingestürzt waren, aber sie boten Schutz gegen das Wetter. Die Wagenführer drehten die Fahrzeuge herum und fuhren sie rückwärts in die Tore der ersten Gebäude, spannten die Pferde aus und führten sie hinein. Die Soldaten strömten hinterher und verteilten sich auf ein halbes Dutzend Häuser.
„Leutnant!“
„Jawohl, Captain?“
„Schicken Sie eine Patrouille in die Stadt. Lassen Sie die Größe der Stadt feststellen und sehen, ob jemand hier lebt.“
„Jawohl, Captain.“
Zee stellte Wachen an Fenster, Türen und die Löcher in den Wänden; die anderen breiteten in den inneren Räumen ihre Schlafsäcke aus.
„Was hältst du davon, Barra?“
„Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Es sieht eigentlich nicht wie ein Haus aus. Würdest du ein so großes Haus bauen?“
„Die Straße war groß“, erinnerte der Captain. „Die Tunnels waren groß.“
„Hmmm. Nun, vielleicht hatten die Straßenbauer einen Grund, mit sechs Gespannen nebeneinander zu fahren, aber das ist hier doch wohl nicht der Fall. Ich kann mir nicht denken, daß es Menschen gibt, die so groß sind, daß sie Räume dieses Ausmaßes brauchen.“
„Vielleicht solltest du deine Freundin Crane fragen.“
Barra sah sie an. „Du solltest dich lieber ausruhen; du siehst völlig erschöpft aus.“
Zee machte noch einmal die Runde durch das Gebäude und ging auch nach nebenan, um die Soldaten dort zu kontrollieren. Die Patrouille kam zurück, als sie die Räume des dritten Hauses inspizierte.
„Etwas gefunden?“ fragte sie schnell.
„Nein, Captain. Nur diese Vögel – nicht gesehen, aber gehört, wie sie herumfliegen. Wir sind ungefähr eine halbe Meile in die Stadt hineingegangen. Da gibt’s nichts als alte Häuser. Sie werden zum Zentrum hin größer, Captain.“
„Konnten Sie die Größe der Stadt feststellen?“
„Nein, Captain. Wir sind nicht bis zum anderen Ende gekommen. Ich glaube, noch nicht einmal bis zur Mitte. Die Stadt erstreckt sich nach allen Seiten. Und alles in Ruinen, Captain.“
„Kein Lebewesen?“
„Nur die Vögel, Captain. Sie sitzen in den großen Gebäuden da drüben – “ Der Soldat zeigte sie mit der Hand. „Aber …“
„Aber was?“ schnappte Zee.
„Nun, Captain, die Häuser sehen so eigenartig aus … sie sind nicht vor Alter
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