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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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mißtrauten. Während dieser Zeit rasten wir auf die Ringe zu. Wir sahen sie jetzt aus einem anderen Winkel und erkannten, daß es nicht kreisrunde Ringe, sondern Spiralarme waren. Zwei dieser Arme schienen nach uns zu langen und uns magisch anzuziehen.
    „Es hat keinen Sinn“, sagte ich schließlich. „Wir sind so gut wie verloren. Es sind tatsächlich Planeten, Welten mit Wasser und Sauerstoff. Sie stehen aber so dicht beieinander, daß wir mit einem von ihnen kollidieren werden. Wir kennen die Bewegungsrichtung dieser Planeten nicht. Wenn wir uns ein Bild machen können, wird es leider zu spät sein. Anscheinend befinden sich diese Planeten alle auf der gleichen Kreisbahn, aber sie kreisen auch umeinander, so daß jeder Planet praktisch auch ein Satellit anderer Planeten ist. Das ergibt ein unbeschreibliches Durcheinander, das sich einfach nicht schnell genug erkennen läßt. Wir können das nicht ausrechnen, und auch unser Komputer muß vor dieser Aufgabe kapitulieren.“
    Eve sah mich an. Sie stand dicht neben mir in der kleinen Kabine, die nun schon so lange unsere Heimat war.
    „Wir werden also sterben?“ fragte sie sachlich und scheinbar ganz ohne Angst.
    Ich blickte wieder auf den Bildschirm und sah die verwirrende Fülle des fremden Systems. Der Blickwinkel war jetzt so, daß die Planetenspiralen von der Seite her zu sehen waren. Welche Antwort sollte ich ihr geben? Nach meiner Meinung gab es nur eine Antwort. Wir würden sterben. Einer dieser vielen Planeten würde unseren rasenden Lauf hemmen. Eve wußte das so gut wie ich, aber sie wollte es anscheinend von mir bestätigt haben.
    „Wieviel Zeit bleibt uns eigentlich noch?“ fragte sie.
    „Sechs Wochen.“
    „Wir müssen also die Fülle unseres Lebens in diese sechs Wochen pressen.“
    Sie kam langsam auf mich zu. Einen Augenblick später lag sie in meinen Armen und legte ihren Kopf zurück.
    „Wir haben nicht mehr viel Zeit“, sagte ich leise. „Unser Leben wird vorbei sein, bevor es richtig begonnen hat.“
    Noch nie hatte ich eine derartige Gemeinsamkeit gefühlt. Unsere Körper, unsere Seelen wurden eins. Unser Schicksal wurde plötzlich gleichgültig. Wir waren nur noch füreinander da und dachten nicht an das grausige Geschick, das uns erwartete.

 
9.
     
    Ich mußte Eve bewundern. Sie stand an der Steuerung und blickte auf den Bildschirm. Dabei wirkte sie wie eine unsterbliche Göttin und ganz und gar nicht wie ein Mensch, der die Gewißheit des baldigen Todes vor Augen hatte. Der Bildschirm zeigte ihr den vor uns rapide anwachsenden Planeten, der bereits jetzt die Größe des Mondes, von der Erde aus gesehen, besaß. Rechts und links, vor und hinter uns zogen Unmengen gleichartiger Planeten ihre unberechenbaren Bahnen. Eve kannte die Gefahr, aber sie war nicht bereit, kampflos aufzugeben. Sie war merkwürdig kühl und gelassen.
    „Meinst du, daß wir an dem Planeten vorbeikommen?“ fragte sie.
    „Es sieht fast so aus. Ich habe den Kurs des Riesenplaneten genau berechnet. Um die anderen habe ich mich kaum gekümmert, denn nur dieser scheint uns im Augenblick gefährlich zu sein. Anscheinend bewegt er sich auf den Rand des Planetenringes zu und fällt dann wieder in Richtung auf das Doppelgestirn zurück. Zum Glück hat er gerade seinen äußersten Punkt erreicht und wird zurückfallen, bevor wir ihn erreichen.“
    Eve änderte den Fokus des Bildschirmes. „Schade“, sagte sie bedauernd. „Wir werden nie erfahren, was sich hinter den Wolken dieses Planeten verbirgt. Die Temperatur könnte günstig sein und Leben hervorbringen …“
    Ich schüttelte den Kopf. „Das sind Wunschträume, Eve. Wir haben nicht die geringste Chance.“
    „Das haben wir schon vor sechs Wochen gewußt. Wir Menschen hoffen aber bis zum letzten Augenblick, nicht wahr?“
    „Wir werden uns wenigstens keine Vorwürfe zu machen brauchen, wenn sich unsere Hoffnungen nicht erfüllen“, antwortete ich lustlos. „Wir haben noch eine geringe Chance. Der Planet in der rechten unteren Ecke des Bildschirmes kann unser Schicksal sein.“
    Eve blickte auf den kleinen, unscheinbaren Lichtpunkt. „Dieser winzige Planet? Wahrscheinlich hat er nicht einmal eine Atmosphäre.“
     
    *
     
    In den nachfolgenden Stunden sprachen wir nicht viel miteinander. Wir saßen nebeneinander vor dem Bildschirm und starrten auf das Gewirr der Planeten, von denen einer unser Schicksal war. Wir rasten mit ungeheurer Geschwindigkeit vorwärts und waren schneller am Ziel, als wir

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