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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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Kabinendruck konstant blieb. Immerhin wurde mir das Atmen schwer. Ein Zeichen dafür, daß die Luft nicht mehr in Ordnung war. Wir waren in einer engen Nußschale gefangen, und unser Lufterneuerungsgerät war völlig zerstört. Wir mußten etwas unternehmen.
    Konnten wir überhaupt etwas tun?
    Ich hörte Geräusche und legte meinen Kopf an die schiefstehende Wandung der Kabine. Da war ein leises Gurgeln und Rauschen.
    Auch Eve wurde aktiv. „Am Heck dringt Wasser in die Kabine!“ rief sie entsetzt. „Unsere Luft wird bald verbraucht sein1. Anscheinend sind wir in einen Sumpf gestürzt und versinken langsam. Wir müssen so schnell wie möglich ‘raus!“
    „Und wenn wir draußen nicht leben können?“
    „Hier drin werden wir auch nicht lange am Leben bleiben“, sagte sie entschlossen.
    Zum Glück war der Ausstieg oben. Hätte die Rakete sich überschlagen, wären wir auf jeden Fall verloren gewesen. Ich kletterte nach oben und begann eine Klammer nach der anderen zu lösen.
    „Warte noch einen Augenblick!“ rief Eve mir zu.
    „Wozu? Jeder Augenblick ist kostbar. Wenn wir uns nicht beeilen, werden wir unweigerlich ertrinken.“
    „Wir werden ertrinken, wenn du die Luke öffnest“, sagte Eve sachlich. „Die Luft wird entweichen, und die schwere Kapsel wird mit einem Ruck versinken.“
    Eve hatte recht. Einen Augenblick hielt ich inne. Die Kabine bildete eine auf dem Sumpf schwimmende Blase. Wenn ich die Luke öffnete, würde die Luft entweichen.
    „Trotzdem müssen wir es tun“, sagte ich. „Wir müssen ‘raus. Vielleicht schaffen wir es, bevor die Kabine versinkt. Wenn die Atmosphäre dieses Planeten nicht genügend Sauerstoff hat, sind wir sowieso verloren.“
    Uns blieb wirklich nicht mehr viel Zeit. Durch kleine Lecks und größere Risse gurgelte Wasser in die Kabine und stieg langsam, aber unaufhaltsam. In den Ohren spürte ich, wie die zusammengepreßte Luft in den noch freien Teil der Kabine gedrückt wurde.
    Nur noch ein Bolzen bildete die schmale Grenze zwischen Leben und Tod. Ich rückte etwas zur Seite und zog Eve zu mir herauf.
    „Wenn ich den letzten Bolzen löse, wird der Luftdruck die Luke aufschleudern. Du mußt sofort hinaus! Du darfst dich nicht um mich kümmern, denn jede Verzögerung wird sich katastrophal auswirken!“
    Sie hockte dicht neben mir. Ich spürte ihren warmen Körper und dachte an die letzten glücklichen Wochen unseres Zusammenlebens. In diesem entscheidenden Augenblick konnte ich nur hoffen, daß das öffnen der Luke nicht meine letzte Arbeit sein würde. Ich wollte leben – mit Eve und für sie.
     
    *
     
    Die Luke sprang aber nicht auf. Sie öffnete sich nur einen Spalt breit, durch den die Luft zischend entwich. Anscheinend hatte der Aufprall den Rahmen oder die Angeln verbogen.
    Mit aller Kraft stemmte ich mich dagegen und hatte wirklich Erfolg. Die Luke ließ sich Zentimeter um Zentimeter aufdrücken.
    Es war wirklich höchste Zeit, denn schon begann die Kabine schneller zu sinken. Ich packte Eve, um sie durch die Öffnung nach oben zu schieben, aber sie weigerte sich.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als zuerst hinauszuklettern und sie nachzuziehen. Ihre Weigerung hatte uns Zeit gekostet. Schon strömte auch von oben Wasser in die Kabine und drückte Eve zurück. Es entstanden gefährliche Wirbel, aus denen ich sie nur mit allergrößter Anstrengung befreien konnte.
    Ich hielt sie aber fest und konnte sie wirklich aus der versinkenden Kabine zerren. Instinktiv warfen wir uns dann zur Seite und richteten uns in dem sumpfigen, schleimigen Wasser auf.
    Zum Glück hatten wir einigermaßen festen Boden unter den Füßen und versanken nur bis zu den Knien. Dicht neben uns verschwand die Kabine gurgelnd im Schlamm.
    Es war ziemlich dunkel, aber wir konnten doch erkennen, daß wir uns auf einer winzigen Insel befanden. Rings um uns erstreckte sich eine mit Schwimmpflanzen bedeckte Sumpflandschaft.
    Große Blasen stiegen in dem. zähen Schlamm auf und zerplatzten an der Oberfläche. Das waren die letzten Zeichen der Kabine, die uns so lange beherbergt und auf diesen fremden Planeten getragen hatte.
    Ich zog Eve mit mir auf den festeren Boden der kleinen, mit dichter Vegetation bedeckten Insel. Wir konnten beide atmen. Es war ein Wunder, aber wir waren so aufgeregt, daß wir es zuerst gar nicht bemerkten.
    Es war kalt. Wir waren beide fast unbekleidet, denn beim Durchzwängen durch die enge Luke hatten wir uns die Kleider vom Leibe gerissen. Es war wie ein Alptraum.

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