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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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wirklich vorgezogen, zu sterben?“
    Eve nickte verbittert. „Ich bin eine Frau“, sagte sie leise. „Ich trage ein anderes Leben in mir. Wir werden ein Kind haben, ein Kind, das in dieser trostlosen, hoffnungslosen Welt aufwachsen muß. Unser Kind wird nichts vom wirklichen Leben wissen, und wir werden es nicht wagen, ihm davon zu erzählen. Es wird für uns alle eine furchtbare Qual werden.“

 
12.
     
    Allmählich begannen wir wieder zu hoffen. Wir waren mitten im Winter gelandet. Der Planet befand sich zum Zeitpunkt unserer Landung, an der sonnenfernsten Stelle seiner Bahn. Ich wußte, daß er nun auf die beiden Sonnen zurückfallen würde, aber ich hatte keine Ahnung, wie heiß die Sommer dieses Planeten sein würden.
    Wir hatten uns mit unserem Schicksal abgefunden und kämpften um unser Leben. Im Frühjahr hatten wir uns am Ufer ein Lager eingerichtet und lebten das Leben von Urmenschen. Wir mußten an dieser Stelle verharren, denn Eve sah ihrer schwersten Stunde entgegen, und ich konnte ihr keine weiteren Strapazen zumuten.
    Wir verfügten sogar über ein Feuer, das ständig vor der kleinen Laubhütte brannte. Es durfte nicht ausgehen, denn es war ungeheuer schwer, ein neues Feuer zu entfachen. Nach vielen Mühen war es mir gelungen, durch Reibung zweier Stäbe ein Feuer zu entfachen.
    Ich hatte überhaupt Fortschritte gemacht. Aus Steinen fertigte ich primitive Werkzeuge an. Mein Wunschtraum war es, ein Boot zu bauen, um dadurch mehr Bewegungsfreiheit zu gewinnen. Es konnte allerdings kein regelrechtes Boot, sondern nur eine Art Floß werden, denn auf unserer Insel gab es keine richtigen Bäume. Mein Baumaterial bestand aus dicken Farnen, die ich mit meinen Steinzeitwerkzeugen gerade noch bearbeiten konnte.
    Ich war gerade mit dieser Arbeit beschäftigt, als Eve eines Tages aus der Hütte kam und sich schwer an einen der Stützbalken lehnte. Sie sah mir lange zu, ehe sie den Mund aufmachte.
    „Wie lange soll ich denn noch für Nahrung sorgen?“ fragte sie vorwurfsvoll. „Ich kann mich nicht mehr gut bücken.“
    Ich starrte auf das Floß und arbeitete weiter. „Solange es geht“, antwortete ich hart. „In primitiven Gesellschaften ist das eben die Aufgabe der Frauen. Du mußt es tun, bis es eben nicht mehr geht. Das Floß hier ist wichtig. Ich muß mit der Arbeit vorankommen und kann mich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten.“
    „Das wird nie ein Boot“, sagte Eve verächtlich.
    „Natürlich nicht. Wir werden uns damit aber fortbewegen können. Ich habe an alles gedacht. Wir werden sogar eine kleine Hütte haben.“
    Eve sah nicht gut aus. Die Last des Kindes drückte sie physisch und psychisch nieder. Ihre Haare hingen wirr auf ihre Schultern herab. Ich muß ihr einen Kamm machen, dachte ich. Es wird zwar nur ein unzulängliches Ding werden, aber ich kann sie nicht länger so herumlaufen lassen.
    „Du hast merkwürdige Ansichten“, sagte sie. „Das Nahrungsproblem scheint für dich Nebensache zu sein. Weißt du überhaupt, daß ich das Kind ungefähr zwei Jahre lang säugen muß?“
    „Natürlich weiß ich das. Wenn du keine Milch hast, wird das Kind sterben.“
    Eve nickte. „Vielleicht wird es Komplikationen geben. Es besteht die Möglichkeit, daß ich bei der Geburt des Kindes sterben werde.“
    „Was soll der Unsinn, Eve?“ Ich ließ die Steinaxt sinken und sah sie an. „Willst du mir Angst machen? Ich weiß, was du damit andeuten willst. Wenn du stirbst, kann auch das Kind nicht am Leben bleiben. Ich werde dann allein sein. Willst du mir die Hilflosigkeit und die Nutzlosigkeit eines Mannes vor Augen halten?“
    „Fürchtest du dich davor?“
    „Warum sollte ich? Ein Mann kann auch allein auskommen. Nur als Säugling ist er von einer Frau abhängig.“
    Eve lachte nur. Sie wußte es besser.
    „Und wie stellst du dir die Zukunft vor, wenn dein Floß fertig ist?“
    Statt zu antworten, nahm ich sie in meine Arme. Wir sahen beide wie primitive Wilde aus, aber wir waren Menschen, die eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen hatten. Unsere Aufgabe war rein biologischer Natur. Abstraktes Denken half uns nicht weiter und machte alles nur noch komplizierter.
    „Wir haben keine Wahl“, sagte ich. „Wir müssen uns entweder vermehren oder aussterben. Wir müssen arbeiten. Ich muß bauen, und du mußt für Nahrung sorgen. Wir müssen diesen Planeten bevölkern und eine primitive Kultur gründen. Wenn dir diese Aufgabe zu schwer ist, gibt es nur einen einzigen anderen Weg: den

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