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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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einen Sinn? Ich wußte, daß ich nicht nur an uns, sondern an die Zukunft unserer Familie denken mußte. Schon hatten wir uns über das primitive Leben bloßer Sammler erhoben und waren Fischer geworden. Wir hatten einen Schritt getan, der in der normalen Menschheitsentwicklung unendlich lange Zeit beansprucht hatte.
    Bisher hatten wir aber noch keine samentragenden Pflanzen gefunden, die sich zum planmäßigen Anbau eigneten. Eine geregelte Landwirtschaft würde uns auch an eine feste Siedlung binden, und das lag vorerst nicht in meiner Absicht.
    Auch die Menschheit hatte lange Zeit gebraucht, um sich vom Nomadenleben zu trennen und an feste Siedlungen zu gewöhnen. Ich empfand es als Glück, daß unser erster Lagerplatz keine Möglichkeit zur Dauerbesiedlung geboten hatte, denn in diesem Fall wäre Eve wohl kaum bereit gewesen, sich auf eine ungewisse Reise zu begeben. Die Bindung an einen festen Platz macht konservativ und läßt keinen echten Fortschritt mehr zu. Ich war froh, daß wir dieser Sackgasse entronnen waren.
    „Warum willst du eigentlich den Fluß hinauf?“ fragte Eve.
    „Wir müssen hinauf“, antwortete ich und dachte dabei an die Sumpflandschaft des Deltas. Wir waren noch immer nicht ganz aus dem Delta heraus, denn nach allen Seiten erstreckten sich breite Seitenarme des Flusses und bildeten eine Unzahl größerer Inseln. Weiter oben auf dem Festland gab es vielleicht richtige Bäume und nicht nur mächtige Farne. Ich brauchte festes Holz, um ein wirklich seetüchtiges Fahrzeug daraus zu bauen.
    Manchmal wurde mir unsere Lage mit erdrückender Klarheit bewußt. Der Planet war im Vergleich zur Erde geradezu lächerlich klein, aber wir waren anscheinend die einzigen höheren Lebewesen. Der Planet gehörte uns. In meinem ganzen Leben würde es mir nicht gelingen, diesen Planeten völlig zu erforschen.
    Und doch kämpfte ich weiter. Die Strömung des Flusses war nicht stark, aber stark genug, um eine leichte Steigung des Landes anzuzeigen. Irgendwo dort oben mußte es Hügel und Täler geben, vielleicht sogar tief in den Boden gefurchte Schluchten, in denen Erz freigelegt war. Metall war mein Wunschtraum. Metall würde einen Riesenschritt nach vorn bedeuten. Ich war der Urvater einer neuen Menschheit, und ich besaß ein Wissen, das die Menschen sich in Millionen von Jahren erst schmerzvoll hatten erkämpfen müssen. Ich mußte von diesem Wissen soviel wie möglich weitergeben, um meinen Nachkommen viele hunderttausend Jahre langsamer Evolution zu ersparen. Kein Tag meines Lebens durfte sinnlos vertan werden, denn jeder vertane Tag würde Generationen von Nachkommen beanspruchen, um das von mir Versäumte nachzuholen. Was ich nicht weitergeben konnte, würde mit mir untergehen.
    Ich arbeitete wie ein Wahnsinniger. Ich hatte ein großes Ziel vor Augen. An mir lag es, ob die Bewohner dieses Planeten ein leichtes, zivilisiertes Leben führen konnten, oder ob sie sich erst mühselig eine eigene Zivilisation erkämpfen mußten.
    Der Weg, den wir seit unserer Landung zurückgelegt hatten, war in mehreren Beziehungen weit. Wir hatten nicht nur eine beachtliche Strecke hinter uns gebracht, sondern auch einen gewissen geistigen Fortschritt erzielt. Bei unserer Landung waren wir hoffnungslos gewesen und hatten fast mit dem Leben abgeschlossen, nun aber kämpften wir für ein neues Leben.
    Der Strom nahm mehr und mehr Flußcharakter an. Stellenweise war er noch sehr breit und an anderen Stellen wieder ziemlich schmal. Die schmalen Stellen machten mir wegen der stärkeren Strömung viel zu schaffen, doch ich hielt mich immer dicht am Ufer und konnte so den allzu schnellen Strömungen ausweichen. Jede Biegung des Flusses brachte neue Abenteuer. Von allen Seiten her ergossen sich kleinere Nebenarme in den Hauptstrom und brachten neue Fischarten.
    „Die Fische werden immer größer und wohlschmeckender“, sagte Eve zufrieden. „Die Farne am Ufer haben schon ziemlich dicke Stämme. Wenn wir hier ein Haus bauten, könnten wir ganz gut leben.“
    Ich konnte ihre Eile verstehen. Sie wollte ihr Kind nicht auf einem feuchten Floß zur Welt bringen und wenigstens für kurze Zeit festen Boden unter den Füßen haben.
    Trotzdem gab ich nicht nach. Mitunter mußte ich ins Wasser steigen und das Floß wieder flottmachen, manchmal mußte auch Eve ins Wasser steigen, um unser Gefährt leichter zu machen. Ich wollte einfach noch nicht aufhören. Nach jeder Biegung sah das Land besser und erfolgversprechender aus. Außerdem

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