TS 69: Im Kosmos verschollen
Problemen herumzuschlagen.“
Sie sah mich prüfend an. „Ich bin kein Kind mehr, David. Ich habe ein Recht, die Wahrheit zu erfahren.“
Bemerkte sie denn nicht, wie grausam sie war? Mein eigenes Kind machte Vorschläge, bei denen sich mir die Haare sträubten.
Vielleicht hätten wir doch sterben sollen, dachte ich. Was hatte ich meinem Kind angetan! Ihr fehlte einfach die Umgebung, die Masse der Eindrücke, die die fremde Welt und ich ihr nicht geben konnten. Was für ein Wesen war da herangewachsen? In dieser Welt war sie eine Fremde, aber auch auf der Erde würde sie nach dieser Kindheit immer eine Fremde bleiben.
„Du mußt warten, Eve. Du bist wirklich noch zu jung, um die Dinge zu verstehen, die du unbedingt erfahren willst. Wenn du einundzwanzig bist, werde ich dich aufklären. Jetzt mußt du mir aber sagen, was Thasala plant!“
Sie ahnte nicht, wie schwer es mir fiel, die einfachsten Sätze zu formulieren. Ich wollte sie in meine Arme nehmen und zärtlich drücken, aber das war nun nicht mehr möglich. Außer ihr gab es kein Wesen, das ich lieben konnte. Ich konnte sie nicht mehr auf meinen Knien sitzen lassen, denn sie war kein Kind mehr, und Thasalas Einflüsterungen hatten unsere Situation noch schwieriger gemacht.
Sie bemerkte meine Kühle. „Wie du willst“, sagte sie. „Ich werde dich aber ab sofort nur noch David nennen, bis du bereit bist, mit mir wie mit einem erwachsenen Menschen zu sprechen.“
„Bist du wirklich bereit, mich zu verraten, Eve?“ fragte ich ernst.
„Verraten?“ Eve schüttelte energisch den Kopf. „Ich will nur versuchen, dich zur Vernunft zu bringen. Du hast vollkommen unsinnige Vorstellungen. Kommt es dir nie zu Bewußtsein, wie unvernünftig du dich verhältst? Du gibst den Dingen mehr Bedeutung, als ich und Thasala es jemals tun könnten, David.“
„Für dich bin ich dein Vater und nicht David, Eve. Du mußt mir genau sagen, was Thasala von dir fordert!“
Ohne sich im geringsten um die vorangegangene Diskussion zu kümmern, setzte Eve sich auf meinen Schoß. „Es ist ganz einfach“, sagte sie. „Thasala meint, daß ich durch meine Erziehung mit der Geschichte, mit den Zielen dieses Imperiums und mit den Prinzipien seiner Bewohner vertraut geworden bin. Ich muß also wissen, daß die Karaner friedfertig sind. Es gibt in diesem System viele Planeten, mit denen sie Handel treiben. Sie haben aber nie daran gedacht, diese Planeten in ihr Imperium einzubeziehen. Keine Zivilisation kann seine Friedfertigkeit besser beweisen. Du dagegen verheimlichst die Position der Erde und machst dich damit verdächtig. Mehr noch, du beleidigst die Karaner. Dein Verhalten ist unvernünftig und unerklärlich. Die Karaner wollen dich nur auf den richtigen Weg führen – wenn es sein muß, auch mit ein wenig Hinterlist.“
„Hat Thasala wirklich recht? Sind die Karaner tatsächlich so friedfertig?“
„Er hat recht, David. Ich habe einen besseren Einblick als du. Er hat aber noch etwas anderes gesagt. Er kann nicht verstehen, warum du die gefährliche Reise ins Universum unternommen hast. Du bist auf intelligente Wesen gestoßen, die absolut nicht verstehen können, warum du ein Zusammentreffen der beiden Rassen verhindern willst.“
„Anscheinend glaubst du ihm alles, was er sagt, Eve“, sagte ich seufzend.
Eve zögerte mit der Antwort. „Ich liebe dich, Vater, aber deine Handlungsweise ist mir sehr oft unverständlich. Deine Beweggründe scheinen wenig logisch zu sein.“
Meine Tochter verstand mich nicht. Es war eine niederschmetternde Erkenntnis. Wie sollte ich sie aber von der Richtigkeit meiner Gedanken überzeugen? Ich durfte nicht vergessen, daß sie auf Kara erzogen worden war. Mein Einfluß war zwar nicht gering, aber nicht universell genug. Meine Erziehung war zu einseitig und mußte unweigerlich zu Zweifeln führen, zumal ich ihr gegenüber vieles nicht aussprechen konnte. Noch war sie nicht gegen mich, aber wenn ich sie nicht von der Richtigkeit meiner Anschauungen überzeugen konnte, würde sie sich früher oder später von mir abwenden oder gegen mich stellen.
„Du mußt wenigstens versuchen, mich zu verstehen!“ sagte ich eindringlich. „Es gibt Dinge, die man nicht allein mit dem Verstand erfassen kann, sondern mehr gefühlsmäßig erkennen muß. Ich muß dir Dinge berichten, über die ich noch nie gesprochen habe. Du weißt, wie sehr sich die Menschheit von den Bewohnern dieses Planeten unterscheidet. Es gibt Hunderttausende trennender
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