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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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waren unruhig. Ich konnte es an ihren schnellen, insektenartigen Bewegungen deutlich erkennen. Es war aber nicht die normale physische Antipathie – die hatten wir längst zu kontrollieren gelernt – sondern eine Unruhe, die ganz andere Gründe haben mußte. Sie saßen an der anderen Seite des mit Papier und Schreibwerkzeugen bedeckten niedrigen Tisches auf ihren schmalen Stühlen und bewegten ihre Arme rhythmisch auf und ab. In sieben Jahren hatte ich gelernt, daß diese Bewegungen stets etwas Besonderes ankündigten.
    „Was ist los?“ fragte ich aggressiv. „Wollt ihr meiner Elektronenlehre nicht folgen? Wir können uns jederzeit anderen Dingen zuwenden. Leider werden wir nicht weiterkommen, denn die Elektronik ist nun einmal die Grundlage aller weitergehenden Entwicklungen.“
    „Es ist zu schwer“, erklärte Iphyla.
    „Das ist uns zu unspezifisch“, fügte Thasala hinzu. „Es sagt uns einfach nicht genug.“
    Ich ignorierte die Bemerkung Thasalas. Er mußte endlich begreifen, daß ich nicht bereit war, in besondere Einzelheiten zu gehen. Unsere Radar- und Radiotechnik wollte ich unter keinen Umständen verraten. Ich wollte meinen Gastgebern meine Sprache beibringen und ihnen alles sagen, was zum Verständnis der Erdbewohner unbedingt notwendig war, aber das schloß bestimmte Dinge aus. Militärische und technische Geheimnisse waren tabu. Ich zog es vor, über die Elektronentheorie und andere für meine Gastgeber schwer zu begreifende Themen zu sprechen.
    „Ist es denn wirklich nicht zu begreifen, Iphala?“
    Iphala schüttelte ihren Kopf. „Elektronen, elektrische Ströme; ein festes Teilchen kreist um den Nukleus eines Atoms. – Wir können das einfach nicht erfassen.“
    Ich zuckte mit den Schultern und lehnte mich zurück. „Ich erkläre euch die Dinge, wie wir sie auf der Erde verstehen. Mehr kann ich wirklich nicht tun.“ Meine flache Hand krachte auf den Tisch. „Dieser anscheinend aus fester Materie bestehende Tisch besteht auch nur aus Nuklei und um sie kreisende Elektronen.“
    „Wenn du Facettenaugen hättest, würdest du den Tisch nicht als feste Materie betrachten“, sagte Thasala.
    „Soll das heißen, daß ihr die Elektrizität sehen könnt?“
    „Das nicht, aber wir haben unsere Theorien. Deine Elektronenlehre ist keine Theorie, sondern pure Einbildung.“
    „Also gut!“ seufzte ich. „Schließen wir ab. Du kannst also schreiben: Elektronen sind ein irdischer Aberglaube, der mit der Elektrizität zusammenhängt.“
    Meine beiden Gesprächspartner waren damit nicht einverstanden. Ihre unruhigen Bewegungen wurden noch fahriger.
    „So einfach ist das nicht“, sagte Iphyla. „Wir müssen deine Worte begreifen. Es ist unsere Aufgabe, deine merkwürdigen Behauptungen zu verstehen.“
    Damit waren wir wieder am Anfang. Es war mir im Grunde gleichgültig, ob wir einen Begriff sechs Tage oder einen ganzen Monat durchkauten, aber nach ein paar Tagen wurden die endlosen Diskussionen langweilig.
    „Unsere Vorgesetzten sind sehr unzufrieden“, fuhr Iphyla fort.
    Das war die Bestätigung für das, was ich schon lange ahnte. Meine beiden Gesprächspartner sollten möglichst viel aus mir herausholen. Sie taten mir leid, denn bisher hatte ich es ihnen sehr schwer gemacht. Nun aber war ich in Gefahr. Die Vorgesetzten dieser beiden Wissenschaftler erwarteten konkrete Ergebnisse. Ich mußte weiterhin interessant bleiben, sonst würde ich doch noch in einem der Tierkäfige landen.
    Es gab aber Gegensätze, die sich nicht überbrücken ließen. „Für mich ist der Tisch wirklich vorhanden“, sagte ich. „Wenn ich mich an seinen Kanten stoße, tut das weh. Für mich ist das der Beweis für die Existenz des Tisches. Der Tisch besteht aus fester Materie. Ich behaupte das, obwohl ich weiß, daß er im Grunde aus Nuklein und kreisenden Partikeln besteht.“
    „Du glaubst also wirklich an diese Theorien?“ fragte Iphyla.
    „Natürlich. Für mich gibt es keine bessere Erklärung. Vielleicht habe ich wirklich nicht recht und bin einem dummen Aberglauben verfallen, aber ich kann eben nicht anders. Auf der Erde glauben wir in verschiedenen Epochen an verschiedene Dinge: Götter, Geister, Dämonen. Von einigen Generationen werden diese Dinge als real angesehen, und von den nachfolgenden Generationen wieder verworfen und verlacht. Mit unseren Wissenschaften ist es nicht viel anders. Ein zehn Jahre altes wissenschaftliches Buch ist bestimmt voller Irrtümer, weil inzwischen neue Erkenntnisse gewonnen

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