TS 70: Die Kinder vom fünften Planeten
Wie wird es aber beim nächstenmal enden?“
Und doch mußte er lächeln, als er an die Russen dachte. Wenn sie nicht das Gesicht verlieren wollten, mußten sie landen und den angeblich beschädigten Motor in Ordnung bringen. Bald darauf würden auch die Delegationen von den anderen Stützpunkten kommen, doch kein Mensch würde etwas Verdächtiges finden. Statt über geheimnisvolle Wesen aus dem Weltraum würden die Wissenschaftler über die eigenartige statische Entladung und andere Dinge reden müssen.
Der Flug dauerte lange. Die Maschine flog über die offene See, erreichte die Südspitze des amerikanischen Kontinents, überflog die Anden und raste der Nacht entgegen. Die Dunkelheit kam überraschend schnell. Tief unter dem Flugzeug lagen die großen und kleinen lichtflimmernden Städte.
Die Kinder schliefen nicht. Sie hockten an den Fenstern und starrten fasziniert hinaus. Ab und zu sprachen sie leise miteinander. Manchmal hatte Soames den Eindruck, daß sie die tief unten vorbeiziehenden Bodenformationen kannten. Erst nach Stunden wurden sie allmählich müde und schliefen fast gleichzeitig ein.
Gail wachte über die vier Kinder. Sie war um ihr Wohl besorgt und dachte mit Bangen an die Zukunft. Als die Kinder schliefen, setzte sie sich neben Soames.
„Ich begreife das einfach nicht“, flüsterte sie. „Die anderen Kinder wissen alles, was ich Zani beigebracht habe. Ich kann mir nicht erklären, woher sie dieses Wissen haben. Ich glaube, Telepathie scheidet aus. Wenn sie sich so verständigen könnten, brauchten sie nicht unentwegt miteinander zu reden.“
Soames nickte. „Wenn die Kinder Telepathen wären, hätten sie gewußt, daß ich ihr Funkgerät zerstören wollte. Sie hätten es nicht zugelassen. Die Macht dazu hatten sie.“
Captain Moggs kam durch den Mittelgang und setzte sich neben Gail und Soames. „Ich mache mir ernste Sorgen“, murmelte sie. „Die Existenz der Kinder muß unter allen Umständen geheim bleiben. Es darf nicht die geringste Information nach draußen dringen.“
„Diese Kinder lassen sich ebenso wenig verbergen wie Ebbe und Flut oder ein Wirbelsturm“, murrte Soames. „Außerdem haben die Zeitungen die Story aufgegriffen und werden wie der Teufel hinter den Kindern her sein.“
„Warum sind diese Leute nur so unvernünftig!“ stöhnte Captain Moggs. „Sie sollten doch wissen, daß die Angelegenheit ein militärisches Geheimnis bleiben muß.“
„Die Leute sind nicht unvernünftig!“ sagte Gail, die sich persönlich angesprochen fühlte. „Schließlich müssen die Völker ausbaden, was die Militärs anrichten. Die Menschen haben ein Recht auf Information.“
„Aber Sie kennen die politische Situation so gut wie ich“, antwortete Captain Moggs verständnislos. „Wir müssen die Kinder ausfragen, um hinter ihre Geheimnisse zu kommen. Die andere Seite darf aber nicht ein Wort davon erfahren, nicht einmal, daß die Kinder wirklich existieren.“
„Leider weiß die Welt schon Bescheid“, sagte Soames lakonisch.
„Aber wenn nicht mehr bekannt wird, wird das Interesse einschlafen.“
Gail schüttelte den Kopf. „Nicht in diesem Fall. Meine Zeitung hat mich bereits beauftragt, einen genauen Bericht zu schreiben. Außerdem habe ich mindestens achtzig Angebote für einen Exklusivbericht. Ich könnte mit der Geschichte eine Menge Geld verdienen.“
„Aber das wäre unmoralisch.“
Soames lächelte grimmig. „Was wollen Sie, Captain? Jeder sieht die Sache von einem anderen Gesichtspunkt, Sie vom militärischen, Gail vom journalistischen.“ Bei diesen Worten dachte er an seine eigene Haltung. Er war sich über sich selbst nicht recht im klaren. Die Vernichtung der Signalanlage hielt er noch immer für gerechtfertigt, aber gleichzeitig fühlte er, daß er den Kindern einen großen Schaden zugefügt hatte.
„Ich weiß nicht, was daraus noch werden kann“, sagte er nachdenklich zu Gail. „Wenn die Kinder von ihren Eltern gefunden werden, kann das unser Ende sein. Die amerikanischen Indianer sind von Leuten ausgerottet worden, die keinen so großen Vorsprung hatten, ebenso die Polynesier. Uns droht eine noch viel schlimmere Gefahr. Inzwischen …“
Er sprach plötzlich nicht weiter.
„Inzwischen was?“
„Inzwischen möchte ich mich gern mit den Sachen der Kinder beschäftigen. Diese Geräte sind einfach phantastisch. Wir brauchen für unsere Superleiter enorm niedrige Temperaturen. Die Geräte der Kinder funktionieren aber auch bei normalen
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