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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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andere.
    Als aber Bob Britten schließlich „So, so“ machte und gedankenvoll nickte, wußten Ann und Lex, daß er sie auch so verstanden und ihr Verhältnis ohne viel Worte akzeptiert hatte.
    Ann half ihrer Mutter beim Abräumen und Spülen. Für eine Viertelstunde blieben Bob Britten und Lex allein.
    Ohne viel Umschweife schnitt letzterer das Thema an, das ihm so am Herzen lag.
    „Heute vormittag ist etwas Seltsames geschehen, Mister Britten, und ich habe mir lange überlegt, ob ich es Ihnen erzählen soll oder nicht. Vielleicht glauben Sie mir nicht, was ich Ihnen nicht einmal übelnehmen könnte. Aber vielleicht wird Ihnen das Geschehene auch nicht sonderlich merkwürdig vorkommen, wenn Sie ähnliches schon früher an Ann beobachteten.“
    Auf Brittens Stirn war eine steile Falte erschienen. Lex vermeinte, etwas wie ängstliche Erwartung in seinen Augen zu lesen.
    Fließend und ohne zu stocken berichtete Lex das Erlebnis am Bergsee. Noch einmal zogen jene Minuten an ihm vorüber, in denen er an seinem eigenen Verstand zu zweifeln begann und glaubte, am hellichten Tag zu träumen.
    Als er geendet hatte, herrschte für fast eine Minute völliges Schweigen im Zimmer. Endlich raffte sich Bob Britten zu einer Antwort auf. Sie war kurz und prägnant. Fast hätte sie Lex vom Stuhl geworfen.
    „Ich habe derartiges schon lange erwartet.“
    Lex starrte ihn erschrocken an.
    „Sie haben es erwartet? Sie haben erwartet, daß Ihre Tochter ein Wunder vollbringt? Denn es war ein Wunder, Mister Britten, und mit dem normalen Verstand nicht zu erfassen.“
    „Eben“, nickte Britten langsam. „Mit dem normalen Verstand. Wenn wir einen Verstand unnormal nennen, so bedeutet das meist: zu wenig Verstand. Wie also wollen wir eine ausgeweitete Funktion des Gehirns bezeichnen, die zweifellos in schon mehreren Fällen nachgewiesen wurde?“
    „Sie versetzen mich in Erstaunen, Mister Britten“, gab Lex zu. „Es scheint, als hätten Sie sich mit den Problemen der Parapsychologie bereits eingehend befaßt. Warum?“
    „Ich will es Ihnen sagen, Harnahan. Ich weiß, Sie werden mich eines Tages fragen, ob ich Ihnen meine Tochter zur Frau geben will, und darum müssen Sie die ganze Wahrheit wissen. Ich weiß nicht, ob gerade heute der rechte Tag dafür ist, aber da Sie mit dem Thema begonnen haben …“ Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er sinnend fort, als grabe er in seinem Gehirn nach den alten Erinnerungen: „Als Kind von acht Jahren brachte Ann einmal eine elektrische Eisenbahn zum Laufen, obwohl überhaupt kein Stromanschluß vorhanden war. Einzig und allein ihr Wille, entsprungen aus dem heißen Wunsch, mit der Bahn zu spielen, setzte diese in Bewegung. Ich muß wohl damals genauso fassungslos gewesen sein wie Sie heute, um so mehr bewundere ich Ihre Haltung. Lange dachte ich über diesen Vorfall nach und versuchte, ihn mir zu erklären. Dabei stieß ich auf die Schriften von Professor Prexler. Sie werden ihn kennen?“
    „Ich las einiges von ihm, glaubte aber nie, jemals im Leben dem existierenden Beweis seiner Theorien zu begegnen.“
    „Ann ist dieser Beweis, und wahrscheinlich würde Prexler ganz aus dem Häuschen geraten, wenn er von Anns Fähigkeiten wüßte. Doch, um ehrlich zu sein, ich hielt das damalige Vorkommnis für einen Zufall, hervorgerufen durch eine mentale Mutation, die an sich keine war, weil sie vorüberging. Ich sehe, ich habe mich getäuscht. Ann ist nicht normal.“
    „Ich würde das nicht sagen, Mister Britten. Ihre Tochter ist genauso normal wie jeder andere Mensch, dem ich begegnete. Sie ist sogar außerordentlich intelligent.“
    „Auch Genies sind nicht normal.“
    „Sicher, Sie haben recht. Der Begriff ,normal’ ist aber relativ.“
    „Sehr richtig. Aber um auf Ann zurückzukommen. Sie haben mir etwas erzählt, das mir die Gewißheit gibt, während ich bisher an einen Zufall glaubte. Ann besitzt also zweifellos außerordentliche Fähigkeiten, wie sie vielleicht einmal der Mensch der Zukunft ganz normal besitzen und gebrauchen wird. Sie ist nichts als eine Mißgeburt, oder – um es weniger hart auszudrücken – eine Mutation. Ich beginne zu ahnen, daß jene Umstände eine entscheidende Rolle spielten, die sich vor ihrer Geburt ereigneten.“
    „Ich verstehe nicht, was Sie meinen.“
    „Das können Sie auch nicht, Mister Harnahan. Meine Frau wurde während ihrer Schwangerschaft durch einen Unfall einer starken Dosis harter Strahlung ausgesetzt. Sie erlitt dabei keinen geistigen oder

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