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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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körperlichen Schaden, anscheinend jedoch das im Wachstum begriffene Kind. Gewisse Partien des Gehirns müssen beeinflußt worden sein, bildeten sich überdurchschnittlich aus und treten unter gewissen Bedingungen in Erscheinung. Anders kann ich es mir nicht erklären.“
    Lex hatte mit steigender Spannung zugehört.
    „Ich glaube, da haben wir die gesuchte Erklärung“, verkündete er triumphierend. „Es gibt viele solcher unterentwickelten Partien in unserem Gehirn; sie sind zwar da, aber sie schlummern und treten niemals in Funktion. Im Unterbewußtsein vielleicht, im Traum. Da vermag der Mensch alles. Er kann Gedanken lesen, er kann fliegen und die Schwerkraft aufheben, er ist sogar fähig, mit Hilfe seiner Gedankenkraft entfernte Gegenstände zu bewegen.“
    „Telekinese“, nickte Bob Britten.
    „Das ist es! Telekinese! Aber – trauen Sie das Ihrer Tochter wirklich zu?“
    „Wie ist es sonst zu erklären, daß sie eine Eisenbahn in Bewegung setzte oder einen goldenen Ring vom Grunde eines Sees zur Oberfläche emporsteigen ließ? Sie berührte weder das eine noch das andere. Nur ihr Wille, ihr konzentrierter Wille, beeinflußte die Materie. Reine Telekinese, nichts weiter.“
    „Nichts weiter?“ machte Lex verwundert. „Sie sagen es so, als handele es sich um etwas Alltägliches.“
    „So hört es sich nur an. Ich bin nur erleichtert, die Erklärung für ein Phänomen gefunden zu haben, das auch weiterhin ein solches bleiben wird. Denn niemand wird uns eine endgültige Antwort geben können.“
    Lex schüttelte langsam den Kopf.
    „Professor Prexler könnte es“, sagte er dann.
    Bob Britten sah überrascht auf.
    „Drücken Sie sich deutlicher aus, Mister Harnahan. Was haben Sie vor? Wollen Sie etwa zu diesem Prexler gehen und ihn aufklären? Wollen Sie meine Tochter zum Gespött der Leute machen, sie zu einer Jahrmarktsfigur werden lassen?“
    Lex bekämpfte seine Verlegenheit.
    „So meinte ich es nicht, Mister Britten. Wie könnte ich Ann das antun? Aber wir wollen doch Gewißheit, nicht wahr? Wir wissen heute noch nicht, wie sich ihre Fähigkeit weiter entwickeln wird und was daraus resultieren kann. Unter Umständen kann daraus eine Gefahr für sie selbst entstehen, von der wir heute noch nichts ahnen. Außerdem bedeutet Ann in jedem Fall – darüber müssen wir uns klar sein – für einen Forscher wie Prexler ein Studienobjekt, das der menschlichen Erkenntnis dient. Nach wie vor ist unser Gehirn ein Geheimnis. Je mehr wir von ihm wissen, desto schneller kann die Entwicklung voranschreiten.“
    „Sie hätten Anwalt werden sollen“, meinte Britten. „Fast vermögen Sie auch mich zu überzeugen. Wäre Ann nicht meine Tochter, ich würde Ihnen zustimmen. Aber so kann und darf ich es nicht. Niemals werde ich zugeben, daß Ann zum Versuchskaninchen erniedrigt wird. Ich glaubte bisher, Sie lieben meine Tochter.“
    „Natürlich liebe ich sie. Aber das schließt nicht aus, daß sie ihre überdurchschnittlichen Eigenschaften der Forschung zur Verfügung stellen sollte.“
    „Sie wird eines Tages selbst darüber entscheiden müssen“, beendete Bob Britten abrupt das Thema. Man sah ihm an, daß er jetzt nicht weiter darüber sprechen wollte. Vielleicht benötigte er Zeit, seinen Standpunkt zu überdenken und vielleicht eines Tages zu revidieren.

 
4.
     
    Vier Jahre später waren Lex und Ann immer noch nicht verheiratet. Ihr Verhältnis war in das merkwürdige Stadium des passiven Abwartens getreten. Jeder wünschte eine Änderung, aber keiner hatte den Mut, sie herbeizuführen. Es war, als hofften sie auf ein äußeres Ereignis, das ihnen die Entscheidung aus der Hand nahm.
    Einmal nur kam Lex auf das Erlebnis in Red Creek zu sprechen und forderte Ann auf, mit ihm zu Professor Prexler zu gehen, dem wohl bekanntesten Spezialisten auf dem Gebiet der transzendalen Wissenschaften.
    „Wir müssen doch wenigstens versuchen, eine Erklärung zu finden“, war sein Argument, als sie ablehnte. „Nur wenige Menschen erleben bewußt den Durchbruch jener Fähigkeiten, die im Gehirn des Menschen schlummern. Du würdest der Wissenschaft einen unschätzbaren Dienst erweisen und …“
    „Ich bin kein Versuchskaninchen, Lex, und ich will es auch niemals werden. Sie würden mich von Institut zu Institut reichen und überhaupt nicht mehr herauslassen. Man hat davon doch schon genug gehört. Oder sie lachen uns einfach aus, was mir lieber wäre. Kein ernsthafter Mensch kann daran glauben, daß ich

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