TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2
Staffa hatte sich einen Weg durch die Ebene gebahnt, und der Terraner schlug einen Bogen und folgte seinem westlichen Ufer, denn er war überzeugt, daß das, was er suchte, nicht allzu weit von dem notwendigen Wasser entfernt sein konnte. Die runden Zeltkuppeln eines Norbielagers waren ein willkommener Anblick. Er zügelte sein Pferd, schulterte den Bogen so, daß er der Wache seine leeren Hände zeigen konnte und wartete. Aber kein Wachtposten erschien, um ihn zu stellen, und jetzt, als er Rain näher herantraben ließ, entdeckte Storm auch keinen Krieger zwischen den Zelten. Die andauernde, unheimliche Stille ließ ihn schließlich noch einmal anhalten.
Norbie-Dörfer waren niemals für die Dauer gebaut. In bestimmten Gebieten konnte man die Spuren ehemaliger Lagerplätze an jedem Fluß finden. Aber nie ritt ein Stamm davon, ohne die gebogenen Dachstützen, die Verkleidung aus Häuten und Fellen mitzunehmen. Beide Besitztümer galten als Teil des Reichtums einer Familie und waren schwer zu ersetzen.
Nach den karmesinroten Streifen auf dem Schildpfahl des größten Zeltes zu urteilen war dies ein Shosonnastamm, mit Gorgols Volk verwandt und den Siedlern gegenüber freundlich eingestellt. Hatten die Nitra sie überfallen? Storm hielt Rain im Schritt und bewegte sich vorsichtig auf die Zelte zu. War das hier ein Trick der Xiks?
„Hallo, Reiter! Bleib, wo du bist und halt’ die Hände offen!“
Die Stimme kam aus heiterem Himmel, schien es Storm. Aber der scharfe Ton veranlaßte den Terraner, dem Befehl Folge zu leisten – für den Augenblick jedenfalls. Er nahm die Hände hoch, die Handflächen nach außen gekehrt, und suchte Himmel und Erde nach dem unsichtbaren Herausforderer ab.
„Wir haben einen Fernorter auf dich gerichtet, Freund.“
Aha! Storms Stolz auf seine Kunst als Scout lebte wieder etwas auf. Ein Fernorter konnte einen Mann aus einer Meile Entfernung oder mehr ausmachen. Der unbekannte Sprecher hätte ihn töten können, bevor er überhaupt etwas von der Existenz des anderen ahnte. Aber wer war der Unbekannte? Ein Gesetzloser im Auftrag der Xiks? Ein Siedler? Er hatte keine Ahnung.
Rain schnaufte, scharrte und sah sich nach seinem Reiter um, als wollte er fragen, worauf sie denn warteten. Storm beobachtete noch immer die Hütten, die vor ihm lagen, das wogende Gras der Ebene, die Ufer des Flusses, und suchte nach einer Spur der Männer, die hier irgendwo verborgen sein mußten. Seine eigene Ungeduld näherte sich dem Siedepunkt. Dies war keine Zeit, um Versteck zu spielen. Je eher Logan in ärztliche Obhut kam, um so besser. Und die Entdeckung der Xik-Basis mußte auf der Stelle den Behörden mitgeteilt werden.
Schließlich nahm er langsam die Hände herunter. Und es schien, als wäre dies ein erwartetes Signal gewesen, denn drei Männer traten aus dem Häuptlingszelt des Dorfes und kamen auf ihn zu, ihre Strahler auf ihn gerichtet.
„Dumaroy!“ sagte er außer Atem, „und Bister!“ Das war eine Zusammenstellung, die ihm nicht behagte.
Coll Bister war einen Schritt hinter seinem Kameraden zurückgeblieben, und Storm, der ihm die größte Aufmerksamkeit schenkte, war sicher, daß er ihn erkannt hatte. Gleich darauf erhielt er den Beweis dafür.
„Das ist der verrückte Terraner, von dem ich euch erzählt habe!“ Bister hob anscheinend absichtlich die Stimme, denn sie trug sehr weit. „Lief den ganzen Weg bis nach Irrawady Crossing mit den Böcken herum. Ist völlig verrückt. Und mir scheint, er hat sich auf ewig mit den Gehörnten verbündet.“
Dumaroy schritt schwerfällig weiter, physisch eine eindrucksvolle Gestalt und auf seine Art gefährlich wie ein Urokbulle. Storm kannte diesen Typ. Wenn der Siedler sich zu etwas entschlossen hatte, konnte ihn niemand mehr davon abbringen.
„Warum halten Sie mich auf, Dumaroy?“ fragte der Terraner freundlich und mit seiner sanftesten Stimme. „Ich bin froh, daß ich Sie treffe. Da hinten in den Bergen …“
Schon einmal war Storm die Zielscheibe für einen Lähmstrahler gewesen und hatte unter seiner Wirkung leiden müssen. Aber damals hatte er nicht den vollen Strahl abbekommen. Dies war schlimmer als jeder Kampfhieb, fast so schlimm wie der wilde Tumult, der ihn während des Rückstoßes aus dem Xik-Projektor gepackt hatte. Er merkte nicht, daß er von der Satteldecke rutschte, bis er benommen auf dem Boden lag. Über ihm drehte sich der Himmel wie rasend, und entferntes Rufen klang wie schriller Lärm in seinen Ohren.
Er
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