TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2
Knöchel verursachte furchtbare Schmerzen, und er hatte Schwierigkeiten, still liegen zu bleiben. Dann folgte ein ähnlicher Ruck an den Handgelenken, die über dem Kopf ausgestreckt waren. Stiefelscharren auf dem Boden – ein Grunzen. Storm wagte, ein Auge ein wenig zu öffnen. Bister stand neben ihm, aber seine Aufmerksamkeit war durch das Getrappel galoppierender Hufe von ihm abgelenkt.
Storm beobachtete den Siedler, wie etwa ein kämpfender Mann seinen Gegner während eines Waffenstillstandes betrachtet. Der Bursche war ihm ein Rätsel. Er hegte einen Haß gegen Storm, hatte den Terraner von Anfang an verabscheut, und zwar aus Gründen, die Storm nicht zu erraten vermochte.
Wenn Bister seinem Charakter treu wäre, hätte er nur zu begierig sein müssen, sich mit ihm auf einen Kampf einzulassen. Und doch war Storm mit ihm bei ihrer ersten Auseinandersetzung ohne weiteres fertiggeworden, und später hatte Bister versucht, andere den Kampf für sich ausfechten zu lassen – fast als sei seine kräftige Gestalt, sein Ruf als Schläger nur die äußere Schale für eine völlig andere Persönlichkeit.
Ein wilder Verdacht fuhr durch Storms wirren Geist, als er mühsam seinen Gedankengang verfolgte. Vielleicht war es gut, daß der Reitertrupp gerade jetzt vorbeibrauste und Bister ablenkte, denn der Terraner schnappte hörbar nach Luft.
Er dachte an die Geschichten, die er in den letzten Wochen des Krieges gehört hatte, als die verzweifelten Feinde ihren ganzen Sack voll Tricks und Waffen ausgeleert hatten, Geschichten, die man ihm später während der langweiligen Monate in der Zentrale in allen Einzelheiten berichtet hatte, als die Männer versuchten, sich wieder anzupassen.
Ein Imitator!
Wenn Bister einer von diesen sagenhaften Imitatoren war, ein Xik, durch Chirurgie und alle möglichen Methoden des Psycho-Trainings so verändert, daß er als Einwohner der Konföderation posieren konnte, so würde das alles erklären.
Er wäre in der Tat der gefährlichste ‚Mensch’, dem Storm je begegnet war. Denn schließlich vereinigte ein Imitator unter seinem veränderten Äußeren ebenso viele – oder mehr – außerordentliche Fähigkeiten wie ein Kommando-Tiermeister, und war darauf gedrillt, jede einzelne seiner unheimlichen Gaben anzuwenden.
Aber solche Geschichten waren als wilde Kasernengerüchte abgetan worden. Storm hatte verschiedentlich gehört, daß man sie verneinte, war von Psychotherapeuten und Geheimagenten informiert worden, daß so etwas praktisch unmöglich wäre. Diese Autoritäten hatten sich natürlich mit dem Wörtchen ‚praktisch’ rückversichert.
Als wäre dieser Gedanke nicht beängstigend genug, entdeckte Storm noch etwas, das ihn erschreckte. Bister hatte kurz vorher die Fesseln des Gefangenen nicht nur nachgeprüft, sondern er hatte sie gelöst! Bister wollte den Terraner frei sehen, nur war Storm ebenfalls davon überzeugt, daß Bister ihn auch tot sehen wollte. Der Bursche hatte es nicht riskieren wollen, sich selbst zu entlarven, indem er eine tödlichere Waffe als den Strahler benutzte, um Storm im Shosonnadorf niederzustrecken, aber es war eine Kleinigkeit für ihn, einen entfliehenden Gefangenen niederzustechen oder sich seiner sonstwie wirksam zu entledigen.
So gab es hier also einen Gefangenen, der nicht fliehen wollte, obwohl man ihn dazu ermunterte. Storm war so in diesen Gedankengang vertieft, daß er zunächst den lauten Streit in seiner Nähe überhörte, bis er einen Namen aufschnappte, der das Problem Bister für eine Weile in den Hintergrund drängte.
„… Brad Quade, und er tobt vor Wut, daß man es den ganzen Fluß herauf hört! Sie sehen sich besser vor, Dumaroy – er hat einen Polizeibeamten bei sich, und wenn Sie ohne ihn losschlagen und einen Angriff auf die Norbies starten, werden Sie sich dafür vor Galwadi zu verantworten haben! Ich für mein Teil rühr’ mich nicht von der Stelle, bis Quade hier ist!“
„Du kannst Brad Quades Stiefel lecken, wenn du willst, Jaffe. Niemand wird dich zurückhalten. Aber wir werden es nicht dulden, daß das Basin uns hier oben in den Bergen befiehlt, unseren Besitz nicht zu verteidigen und diese diebischen Böcke zu hätscheln! Jeder einzelne von euch hat die Spur gesehen. Sie führt geradenwegs hier ins Dorf und dann weiter in die Berge hinein.
Ich habe meine letzte Herde an die Böcke verloren! Und das werde ich jedem Polizeibeamten mitten ins Gesicht sagen. Und Brad Quade – wenn er weiß, was gut für ihn ist,
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