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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls
Autoren: Fredric Brown
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Crag.“
    Und plötzlich erfüllte eine seltsame Leere das Raumschiff, und da wußte Crag, daß ihn das Wesen verlassen hatte. Er war allein. Ein eigentümliches Gefühl beschlich ihn. In all den vergangenen Jahren hatte er allein sein wollen und war allein gewesen, und jetzt … Weshalb war es nun anders? Vielleicht weil er während dieser wenigen Minuten nach Ollivers und vor Judeths Tod vergessen hatte, sie zu hassen? Oder weil die Einsamkeit größer war, wenn man schon einmal einen Tod hinter sich hatte? Oder weil ein fremder Geist seine Gedanken gelesen und geteilt hatte – und ihn nun kannte?
    Zwei Tage dauerte seine Reise zum Mars. Sie erschien ihm endlos. Doch er bewahrte seine Ruhe, nun da er sich in Sicherheit wußte, und setzte das Schiff der Länge nach im Schatten einer hohen Sanddüne in der Neu-Lybischen Wüste auf; jahrelang wäre es hier unentdeckt geblieben. Aber er ging kein Risiko ein. Er marschierte zur nächsten Stadt, einer kleinen Bergwerksgemeinde; vier Tage brauchte er für seinen Marsch. Dort angelangt, gab er sich für einen Prospektor aus und lieh sich eine Sandratte mit Baggerzubehör. In weniger als einem Tag hatte er das Raumschiff erreicht, und nach zusätzlichen zwölf Stunden war es vollkommen mit Sand überdeckt. Er benötigte einen weiteren Tag, um die Sandratte wieder abzuliefern und eine Luftreise nach Mars City zu buchen.
    Er war nun in Sicherheit. Längst würde man ihn gemeinsam mit Olliver und Judeth abgeschrieben haben, wenn er sich wieder unter die Öffentlichkeit mischte.
    Es dämmerte bereits, als er Mars City erreichte, aber es waren noch alle Geschäfte geöffnet; also konnte er sich eine völlig neue Garderobe und elegantes Gepäck kaufen, welche seinem frisch erworbenen Status als reicher Mann angepaßt waren.
    Seltsam, er befand sich nicht länger in Eile, seinen Vergnügungen nachzugehen. Zum ersten einmal war er müde; nach seiner herkulischen Arbeit, das Schiff einzugraben, benötigte er weit mehr einen langen Schlaf als einen ordentlichen Drink.
    In einem Geschäft erhielt er auf die Frage, ob das Luxor noch immer das beste Hotel sei, die Antwort: „Jawohl, Sir. Keines ist so vornehm und – kostspielig. Aber ohne Anmeldung …“
    „Senden Sie morgen mein Gepäck hin“, sagte Crag.
    Er verließ das Geschäft. Auf dem Weg zum Luxor kam er an einer Bar vorbei, schritt aber weiter, obwohl er den instinktiven Drang nach einem Highball in sich aufkeimen spürte. Er war einfach müde und brauchte Schlaf. Morgen würde er sich wohler fühlen. Während er die Straßen entlangschritt, beschäftigten sich seine Gedanken mit den jüngsten Ereignissen, kreisten um Judeth und die halbe Million und kehrten zur Gegenwart zurück, zu seinem neuen Leben als reicher Mann.
    Das Luxor war klein im Vergleich zu den anderen Gebäuden der Umgebung, nur sechs Stock hoch, aber es befand sich inmitten eines riesigen Gartens, der mit Bäumen, Blumen und Gras in irdischem Humus bepflanzt war.
    Er betrat das versilberte und vergoldete Foyer und schritt hinüber zur spiegelnden Marmorrezeption.
    „Noch ein Appartement frei?“ fragte er.
    Der Empfangschef blickte ihn geringschätzig durch seinen mit einer grauen Seidenschnur geschmückten Kneifer an. Sein Kopf hatte die Form eines Eies und war genauso kahl. „Sie haben eine Anmeldung, Mister – äh?“
    „Richtig geraten“, sagte Crag. „Mr. Äh. Nein, ich habe keinerlei Anmeldung.“
    „Dann ist nichts …“
    „Ich bin ein Freund des Direktors“, unterbrach Crag. „Wenn Sie meine Karte nehmen wollen, bin ich sicher, daß sich etwas machen läßt.“ Er legte einen Hundertdollarschein auf die Brüstung.
    Ein Mundwinkel des Mannes zuckte, und seine Augen hellten sich etwas hinter dem Kneifer auf. Er sagte: „Ich bin der Direktor, Mr. Äh. Mein Name ist Carleton. Doch ich könnte mich geirrt haben; ich will im Verzeichnis nachsehen.“ Er berührte nicht den Geldschein, aber holte ein in Krokodilleder gebundenes Buch hervor, mit welchem er ihn zudeckte.
    Nach einer Weile sagte er: „Jawohl, es ist noch ein Appartement frei, Sir. Nummer vierzehn.“
    „Ist es Ihr bestes?“
    „Eines unserer besten. Zweihundertdreißig Dollar pro Tag.“
    „Ich nehme es“, sagte Crag. Er blätterte Geldscheine von seinem Bündel. „Tragen Sie für mich ein. Mein Gepäck wird hierhergebracht, aber nicht vor morgen. Sie können es dann hinaufschicken.“
    „Gewiß, Mr. Äh.“ Der Direktor drückte einen Knopf, und ein Page stand wie
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