TS 75: Einzelgänger des Alls
Aussage, indem sie ans Tageslicht brachte, daß Krable ein angesehener Geschäftsmann war, der keine Vorstrafen zu verzeichnen hatte und dessen Leben einem offenen Buch glich.
Eine weitere Aussage Crags folgte, nachdem er Krable gegenübergestellt worden war. Crag bestätigte, neben Krable im Flugzeug gesessen zu haben, blieb aber bei seiner Geschichte, daß Krable sich als Zacharias vorgestellt und ihm eine Zigarettenpackung gegeben hätte.
Das war alles. Während Olliver sich kurz an die Geschworenen wandte, lächelte Crag anerkennend über die Perfektion, mit der die Sache eingefädelt worden war. So wenig Leute hatte man darin verwickeln müssen. Nicht mehr als vier. Der Tipgeber, von dem er nach Albuquerque geschickt wurde. Eine Person, die ihn auf den richtigen Platz im Flugzeug bugsiert hatte. Eine Frau, um den anonymen Anruf zu tätigen. Und Krable, der zweifellos so angesehen war, wie er zu sein vorgegeben hatte, und der gerade aus diesem Grund gewählt worden war – damit Crags Geschichte, verglichen mit der Aussage von Krable, wie eine verzweifelte Erfindung erscheinen würde.
Die fünf Mitglieder des Schwurgerichts begaben sich in den benachbarten Raum. Innerhalb von Minuten waren sie wieder zurück, und ihr Vorsitzender verkündete ein einstimmiges Urteil – schuldig.
Richter Olliver befahl, den Gerichtssaal zu räumen und die Aufnahmegeräte abzuschalten. Die Verhandlung war beendet. Das Strafmaß wurde immer nach der privaten Unterredung zwischen dem Richter und dem Gefangenen verkündet. Der Richter konnte seinen Urteilsspruch unmittelbar darauf bekanntgeben oder bis zu vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit nehmen.
Die Verhandlung war in Crags Augen nichts weiter als eine Farce gewesen. Er bemerkte, wie ihn eine innere Spannung zu erfüllen begann. Der Gerichtssaal war nun leer, außer den zwei Wachen, dem Richter und ihm.
„Der Gefangene möge vortreten.“
Crag erhob sich und blieb vor dem Schreibtisch Ollivers regungslos stehen. Sein Gesicht war teilnahmslos.
„Die Wachen können abtreten. Verbleiben Sie am Gang vor der Tür, bitte.“
Crag war überrascht. Bei seiner früheren Verhandlung hatte Olliver, obwohl Crag freigesprochen worden war, den Wachen befohlen, im Raum zu bleiben. Zweifellos hatte Olliver damals die Wildheit in Crags Wesen erkannt und zu Recht befürchtet, er könnte ihn durch seine Worte zu Gewalttätigkeiten reizen. Das war durchaus verständlich; aber weshalb sollte er unter weit gefährlicheren Umständen die Wachen entlassen?
Crag ließ die Frage fallen. Es war nicht so wichtig. Und sollte Olliver sein Urteil jetzt aussprechen – sollte es der Psycher sein – so würde er seinen Durchbruch in die Freiheit oder den Tod hier beginnen.
Er hörte die Tür hinter den Wachen zufallen und blieb abwartend stehen, den Blick gerichtet auf einen Punkt der Mauer, knapp über und direkt hinter Ollivers Kopf. Er wußte, auch ohne hinzublicken, wie Olliver aussah. Es war ein großer, breitschultriger Mann, mit grauem, metallisch glänzendem Haar und einem geröteten Gesicht, das unerbittlich sein konnte, wie jetzt und während der Verhandlung, und freundlich und gewinnend, wenn er seine Wahlreden im Fernsehen hielt.
Crag war überzeugt, Ollivers augenblicklichen Gesichtsausdruck zu kennen, bis eine Stimme plötzlich sagte: „Sehen Sie mich an.“
Und Olliver lächelte.
„Crag, was halten Sie von Ihrer Freiheit und einer Million Dollar?“ Und gleich darauf: „Sehen Sie mich nicht so an, Crag. Ich meine es ernst. Hier, nehmen Sie sich einen Stuhl, machen wir’s uns bequem. Ich möchte mit Ihnen sprechen.“
Crag ließ sich behutsam auf einen Stuhl nieder und nahm dankbar eine Zigarette entgegen. Dann sagte er: „Reden Sie. Ich höre zu.“
Olliver lächelte. „Ganz einfach. Ich möchte, daß Sie einen Job für mich durchführen. Ich halte Sie für einen der wenigen lebenden Menschen, die dazu fähig sein könnten. Wenn Sie es versuchen wollen – Ihre Freiheit. Wenn Sie Erfolg haben – die Million. Und vielleicht mehr, wenn Sie für mich weiterarbeiten wollen.
Und es ist nichts Schlechtes, Crag. Im Gegenteil, eine Chance, der Menschheit zu helfen, mir zu helfen, sie aus dem Sumpf der Dekadenz zu ziehen, in den sie gesunken ist.“
„Heben Sie sich das für Ihre Reden auf, Richter Olliver. Ich entscheide mich für Freiheit und die Million. Doch zuerst eine Frage. Das Ganze war eine abgekartete Sache. Ihre vielleicht? – Um mich in eine Situation zu versetzen, in
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