TS 77: Der große Zeitkrieg
Kontaktaufnahme mit dem WESEN, falls dies möglich ist. In ihm haben wir jemand, der eine Art vierdimensionales Bewußtsein von Natur aus besitzt. Nähere Einzelheiten kennen wir noch nicht, da es seiner Sprache an entsprechenden Ausdrücken fehlt. Ich muß ihn im Augenblick erst mit Lingua vertraut machen.“
„Achten Sie darauf, daß die ihm von Ihnen eingegebenen Konzepte nicht seine Fähigkeiten beeinträchtigen“, sagte Artesha.
„Dafür habe ich schon gesorgt.“
„Wie sieht es mit seiner außerzeitlichen Wahrnehmungsgabe aus?“
„Sie beruht nicht auf Extrapolation, soviel haben wir bereits festgestellt. Jeder einigermaßen gute Elektronenroboter kann notfalls für Prophezeiungen programmiert werden. Nein, sein Talent steht unter Bewußtseinskontrolle, wenngleich es sich mehr in den Gefühlsbereich als in wirkliche Ereignisse erstreckt. Er muß die Leute kennen oder doch irgendwie Verbindung mit ihnen haben, wenn er für sie Prophezeiungen machen soll. Einzelheiten ihres künftigen Handlungsablaufs sind nicht nötig, und er kann völlig ohne jedes Wissen um die Umstände Vorhersagen machen. Er konnte zum Beispiel das wahrscheinliche Schicksal seiner Kampfabteilung voraussagen, ohne daß es irgendein Anzeichen für einen drohenden Angriff an jenem Morgen gab.“
„Wie lange dauert es, bis wir uns seines Talents bedienen können?“
„Er muß lediglich mit dem Zentrum und der allgemeinen Lage vertraut gemacht werden.“
„Aufgrund reiner Deduktion könnte ich feststellen, was er wissen muß“, bemerkte Artesha nachdenklich. „Aber ich sehe nicht ein, warum ich die Zeit dazu verschwenden soll, wo doch zwei Leute hier sind, die genau das gleiche durchgemacht haben. Red, Chantal – ich habe eine Aufgabe für Sie. Sie sollen Vyko im Zentrum herumführen und ihm die Dinge erzählen, die Sie wissen wollten, als Sie hier ankamen.
Machen Sie ihn mit den Dingen vertraut. Sie brauchen ihm nicht wissenschaftliche oder mathematische Kenntnisse beizubringen. Vielleicht ist aber eine kurze Zusammenfassung der astronomischen Tatsachen erforderlich. Glauben Sie, daß Sie dies schaffen können?“
„Ohne Schwierigkeiten“, antwortete Red zuversichtlich. „Allerdings wird es uns schwerfallen, uns im Zentrum zurechtzufinden.“
„Keineswegs. Zeit ist kostbar. Deshalb haben wir das Zentrum so aufgebaut, daß sich jedermann nach einer Erklärung von einer halben Minute überall zurechtfindet. Magwareet wird es Ihnen erklären, wenn wir hier fertig sind.“
15.
Bescheiden unterbrach Tesper. „Artesha, einen wichtigen Punkt haben wir noch nicht beachtet. An Bord unseres Schiffes haben wir außer Vyko noch weitere dreißig Crozerianer mitgebracht. Ich möchte gern wissen, welchen Einfluß wir auf die Geschichte ausüben und was wir mit ihnen tun sollten.“
„Wir besitzen einfach nicht genügend Informationen, um das sagen zu können.“ Artesha wirkte müde. „Soweit ich es überblicken kann, richten wir am wenigsten Schaden an, wenn wir sie einfach an den Punkt zurückbringen, an dem sie von der Zeitenwoge erfaßt wurden.“
Tresper ging weg. Red und Chantal aber warteten auf Magwareet, der sich etwas zu überlegen schien. Schließlich redete er.
„Artesha, etwas beunruhigt mich schon die ganze Zeit. Sie warnten uns vor jenem feindlichen Angreifer, als wir uns zwanzig Stunden in der Zeit rückwärts begaben. Warum haben Sie uns nicht gewarnt, als wir früher an jenem Punkt vorbeikamen? Wußten Sie nichts davon? Wenn nicht, warum nicht?“
„Aber ich wußte davon“, erklärte Artesha. „Es hätte keinen Sinn gehabt, Sie zu warnen, ehe Sie …“
„Hören Sie! Wir hatten uns gerade zum Abflug bereitgemacht. Zwanzig Stunden früher war jener Angreifer in das Sonnensystem eingedrungen. Warum war er nicht festgestellt und vernichtet worden, ehe er auch nur eine Chance hatte, in die Zeitenwoge einzudringen? Warum haben wir nicht davon erfahren, ehe wir zurückgingen?“
„Aber …“ Artesha zögerte. Dann sprach sie langsam, und in ihren Worten schwang ein bestürzter Unterton mit, „Ich – ich erinnere mich zweimal an diese Episode, Magwareet! Ein Teil davon ist in zwei verschiedenen Datenspeichern festgehalten. Einmal wußte ich davon – das muß in dem Augenblick gewesen sein, als wir jenen Augenblick auf normale Weise erlebten. Ich konnte nichts dagegen unternehmen.“
„Dann haben wir ja bereits die Antwort auf das Problem der Abänderung der Geschichte. Wir ändern sie. Sie
Weitere Kostenlose Bücher