TS 77: Der große Zeitkrieg
sie doch nicht mit derartigen Ausgeburten deiner Phantasie belästigen!“
„Also gut“, erwiderte Chantal gefaßt. „Dann werde ich es ihr sagen. Einen Augenblick“, rief sie hinter der Frau her. „Kann ich mich von hier aus irgendwie mit Artesha in Verbindung setzen?“
Die Frau blieb stocksteif in der Tür stehen und starrte sie an. „Hm – hm – natürlich. Einen Augenblick, bitte.“ Sie verschwand.
Als sie zurückkehrte, war ein Mann bei ihr, der sie hoch überragte. Beunruhigend aber war, das die Frau etwas in der Hand hielt, das sie nicht erkannten, das sie jedoch auf sie gerichtet hielt.
„Tritt hinter sie, Duarak“, sagte sie leise. Der Mann bewegte sich mit der Schnelligkeit eines springenden Löwen, und Red und Chantal spürten seine riesigen Hände auf ihren Schultern.
„Nun, ihr beiden, erklärt euch“, sagte die Frau. „Dieses Ding in meiner Hand ist eine gefährliche Waffe.“
„Sind Sie verrückt!“ sagte Red mit ungläubigem Staunen.
„Keineswegs“, erklärte die Frau grimmig. „Artesha ist jederzeit und von jedem Punkt des Zentrums aus zu erreichen. Nur ein Fremder würde das nicht wissen.“
Red spürte, wie Chantal vor Erleichterung einen Seufzer ausstieß. Er mußte unwillkürlich lächeln. „Wir kennen uns noch nicht richtig im Zentrum aus“, erklärte er. „Mit uns ist das gleiche geschehen wie mit diesem Vyko, den Sie bei sich haben. Wir sind beide aus dem zwanzigsten Jahrhundert.“
„Hast du schon etwas Derartiges gehört, Duarak?“
„Nein“, erwiderte der Muskelprotz.
„Das werden wir ja schnell haben. Setze dich bitte mit Artesha in Verbindung.“
Ohne den Blick von ihnen zu wenden, griff Duarak nach der Wand, betätigte die Knöpfe einer kleinen Schalttafel und sprach.
„Ich bitte schon im voraus um Entschuldigung, falls ich Sie falsch eingeschätzt habe“, sagte er, ohne zu lächeln. „Aber wir gehen kein Risiko mehr ein, seit wir entdeckt haben, daß die Feinde Sauerstoff-Atmer sind.“
„Was gibt es?“ erklang Arteshas vertraute Stimme.
Die Frau erklärte kurz die Lage, und Red und Chantal waren froh, als Artesha eine knappe und gereizte Antwort gab. Die Frau senkte das Gewehr.
„Es tut mir leid“, sagte sie mit ausdruckslosem Gesicht.
„Artesha!“ rief Chantal plötzlich, als wäre ihr etwas eingefallen. „Hier spricht Chantal. Ich möchte Ihnen gern etwas erzählen.“
„Chantal!“ sagte Red verweisend.
„Lassen Sie sie reden“, tadelte Artesha ihn. „Ja?“
„Ich bin absolut sicher, daß ich auf dem Weg hierher am Ende eines Ganges jemand gesehen habe, der genau wie Red aussieht. Er hinkte sogar!“
Es entstand eine kurze Pause. „Nun, das überrascht mich nicht – es gibt mehrere Millionen Menschen im Zentrum. Aber was Sie über das Hinken sagen, ist interessant. Gut, ich werde meine Datenspeicher durchgehen und das überprüfen. Ist das alles?“
„Ja“, bestätigte Chantal und sah Red triumphierend an.
„Siehst du? Sie hat es nicht für lächerlich gehalten. Oder?“
Red murmelte etwas Unverständliches. „Wir haben eine Arbeit zu erledigen“, sagte er spitz zu der grüngekleideten Frau. Sie nickte.
„Gut, kommen Sie mit.“
Der Magier gähnte gerade und rieb sich die Augen wie jemand, der aus tiefem Schlaf erwacht. Nach einem Augenblick sah er sie blinzelnd an.
„Ich – ich fühle mich irgendwie anders“, sagte er bestürzt.
„Fühlen Sie sich gut?“ forschte Red, und der Junge nickte.
„Ja, ich fühle mich sehr gut, und ich – ich scheine die Dinge besser zu begreifen.“ Vyko runzelte die Stirn. „Ich weiß, wo ich bin und weiß, daß man mir durch Magie Ihre Sprache beigebracht hat. Sind Sie …?“ Er unterbrach sich und richtete sich in sitzende Stellung auf.
„Entschuldigen Sie“, warf die grüngekleidete Frau ein. „Können Sie jetzt ohne uns auskommen? Duarak und ich werden anderweitig benötigt.“
„Aber sicher“, nickte Red abwesend. „Vyko, ich fürchte, daß wir keine Magier sind, wie Sie meinen. Was Sie Magie nennen, bezeichnen wir als Wissenschaft, und es ist etwas ganz anderes.“
„Ja, dieses Wort habe ich auch gelernt, und ich weiß, was es bedeutet“, lächelte Vyko. Red und Chantal fragten den Stabsmagier aus. Insbesondere interessierte sie sein Talent. Er beschrieb es als etwas, das einfach da ist.
Später führten Red und Chantal ihn durch das Zentrum und erklärten ihm die ganze Lage. Auch in Arteshas Raum führten sie ihn.
Am Ende ihres Rundganges fragte
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