Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 77: Der große Zeitkrieg

TS 77: Der große Zeitkrieg

Titel: TS 77: Der große Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
Menschen jetzt ihr Leben in Höhlen und Laubhütten. In kurzer Zeit wird es nur noch Affen geben, und davor werden Reptile den Planeten beherrschen …“
    Ein sonderbares Gefühl überkam Red bei Burmas Worten. Alles war umgekehrt. Chantal unterbrach ihn in seinem Gedankengang.
    „Burma, eines verstehe ich nicht ganz. Warum erleben wir Normalzeit, obwohl wir doch in der Zeit rückwärts geworfen werden?“
    „Leben wir wirklich in Normalzeit?“ fragte Burma scharf. „Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, daß – wenn die Zeit wirklich rückwärts ginge – es überhaupt nichts ausmachen würde? In jedem gegebenen Augenblick würden Sie sich dennoch an das erinnern, was in Ihren Gedanken Vergangenheit ist. Ihre Wahrnehmungen würden in jedem einzelnen ‚Jetzt’ völlig identisch sein, gleichgültig, in welcher Richtung die Zeit abläuft. Es gibt überhaupt kein Instrument, mittels dessen man eine eindeutige Antwort finden könnte.“
    Er brach ab. „Geht es Vyko gut?“
    „Ich glaube, ja, aber Sie haben mir noch immer keine klare Antwort auf meine Frage gegeben.“
    „Was jetzt geschieht, beruht darauf, daß die Kräfte in einer Zeitenwoge eine Abkapselung des Raumes um den in der Zeit versetzten Gegenstand verursachen.“
    Während ihres führerlosen Flugs in die Vergangenheit gab es nur wenig zu tun. Sie überwachten ihre Instrumente und kümmerten sich ab und zu um Vyko, der in tiefe Bewußtlosigkeit versunken schien. So verging den Borduhren zufolge beinahe ein Tag.
    „Endlich“, sagte Burma, der die Instrumente ablas, „werden wir im wirklichen Universum auftauchen. Danach …“
    „Danach“, unterbrach ein Techniker, „werden die Zeitenenergien unsere Instrumente so überlastet haben, daß sie völlig nutzlos sind. Was können wir dagegen unternehmen?“
    Allen war ihre völlige Hilflosigkeit nur zu klar. Stirnrunzelnd gebot Burma dem Techniker Schweigen und beugte sich dann erregt vor. „Wir tauchen auf“, sagte er mit gespannt klingender Stimme. „Ich will, daß Sie sämtliche Instrumente unablässig beobachten, bis sie alle aufhören anzuzeigen.“
    Die Instrumente waren zur Untersuchung einer Zeitenwoge nicht gerade geeignet, aber man konnte sie immerhin verwenden. Sie waren für die vierdimensionale Ausdehnung des WESENS entworfen. Jetzt zeigten sie an, daß Burma und die übrigen Insassen des Schiffes vom Hauptkamm einer Zeitenwoge ausgestoßen wurden und nicht von einem nachfolgenden Wogenkamm. Das konnte man jedoch von den übrigen Schiffen der Verankerungsgruppe nicht sagen. Sie begannen, sich bereits zu zerstreuen.
    „Und dazu noch nicht einmal die geeigneten Zeitreisegeräte“, murmelte Burma. „Bei diesem Stand der Entwicklung des Universums gibt es wahrscheinlich keine Planeten, auf denen wir landen und solche Geräte herstellen könnten.“
    Sie traten jetzt ganz aus der Zeitenwoge heraus, und damit war ihr Schicksal zum Guten oder Bösen besiegelt.
    Mit fest zusammengepreßten Lippen ging Burma aufrecht aus dem Raum. Kurz danach meldete er sich über das Sprechgerät. „Kommt hierher“, sagte er knapp, und alle gehorchten, ohne nachzudenken.
    Red und Chantal waren unter den ersten, die durch die Tür in den Raum des Schiffes traten, von dem aus man direkt in das All blicken konnte.
    „Dies ist ein Anblick, den kein menschliches Wesen je zuvor gehabt hat“, sagte Burma in das Schweigen, und alle standen wie erstarrt.
    Zunächst war es unglaublich. Die Augen weigerten sich, es aufzunehmen. Die Logik aber siegte, und allmählich begannen sie zu begreifen, was sie sahen.
    Vor den Sichtluken stand der Himmel in Flammen. Er leuchtete in so hellem Weiß, daß er beinahe kalt wirkte. Nirgends war das gewohnte Schwarz des Alls zu sehen.
    „Vor uns sehen wir das junge Universum“, erklärte Burma leise. „Dort draußen sind all die Sterne, die wir immer über Hunderte von Parsecs zerstreut gesehen haben. Hier sind sie ganz dicht aufeinander und nur wenige Lichtstunden voneinander entfernt. Wahrscheinlich hat die ungeheure Ausdehnung, von der wir wissen, gerade erst begonnen. Wir sind über Hunderte von Millionen von Jahren hierhergekommen.
    Das Universum“, sagte Burma, „ist noch so klein, daß das Licht der Sterne nicht bis zur Unsichtbarkeit verblaßt, ehe es den vollen Kreis durchlaufen hat, Jenseits der nächsten Sterne dort draußen können Sie die andere Seite der Sterne sehen, die hinter uns liegen, so wie wir jetzt stehen. Dieses Universum ist wie eine gigantische

Weitere Kostenlose Bücher