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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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vertrauensvoll in Ihren primitiven Erpressungsversuch hinein? Selbstverständlich habe ich diesmal einige Sicherungen aufgebaut.“
    Andrej S. Orlow nahm eine der Zeitungen auf, blätterte darin und murmelte boshaft: „Dr. Elmar Keith und die Tochter des verhafteten Professors Alessandro Corell wurden gegen 1,0 von einem Polizeiaufgebot umstellt. Als sie sich einer Verhaftung mit Waffengewalt widersetzten, wurden sie zuerst mit Lähmern, und als sie sich vor diesen abschirmten, mit Strahlern beschossen und schwer verwundet. Sie erlagen inzwischen ihren Verletzungen.“
    „Das müssen Doppelgänger gewesen sein, Orlow. Vor einer halben Stunde hat mich der unbestechlichste Zeuge gesehen, den es geben kann: Beta 01! Überdies, was würden wohl Ihre Zeitungen und die Wähler zu den erneuerten Siegeln an Betty und in meinem Kontrollraum sagen?“
    Orlows Gesicht war rot angelaufen.
    Soltikow blickte ihn interessiert an.
    Keith fuhr mit plötzlicher Schärfe fort: „Senator Orlow! Ich bin Ihnen sehr verbunden, daß Sie mir Ihre kostbare Zeit geopfert haben. Wollen Sie mich jetzt Ihres Dankes für meinen Besuch versichern?“
    Orlow blickte ihn finster an, ohne etwas zu sagen.
     
    *
     
    Keith schaute sich sorgfältig um, konnte aber in den erleuchteten Gängen nichts feststellen, was auf eine Verfolgung schließen ließ. Hier im Regierungsgebäude würden seine Nachforschungen, so stand zu erwarten, am ehesten irgendwelchen neugierigen Augen entgehen.
    Die Bibliothek im Keller war zugleich Phono- und Fotothek.
    Alle Abteilungen waren auch in den Nachtstunden besetzt, um den öffentlich bediensteten Humanoiden Gelegenheit zu geben, ihr Wissen zu vervollständigen. Humanoide Roboter schliefen nicht.
    Keith wandte sich an den Archivar, wobei er sich alle Mühe gab, einen Humanoiden so perfekt wie möglich nachzuahmen.
    „Würden Sie so liebenswürdig sein, mir zu zeigen, wo ich Material über die philosophische und psychologische Auslegung des Begriffes ,Lachen’ finde?“
    Der alte Mann musterte ihn sorgfältig, ehe er antwortete. „Selbstverständlich, mein Herr. Bitte, folgen Sie mir. Mein Name ist Thomas Grabow.“
    Sie gingen durch schier endlose Gänge, deren Wände von chiffrierten Einbauschränken für Mikrofilme und Tonbänder und von Bücherregalen bis zur Decke verdeckt wurden. Der Archivar blieb vor einem der Schränke stehen.
    „Wünschen Sie eine neuere Zusammenfassung oder ein Quellenstudium? Die Zusammenfassung stammt aus dem Jahre 2958.“
    „Ersteres, bitte.“
    „Haben Sie schon eines der positronischen Archive konsultiert?“
    „Ja, aber die Auffassung dieses Begriffes ist dort zur Zeit noch mangelhaft erfaßt, Bürger Grabow.“

„Das ist auch gut so, mein Herr, unser Beruf würde sonst aussterben. Ich habe mein Leben hier verbracht und arbeite freiwillig weiter, obwohl ich schon seit Jahren Ruhegeldempfänger bin. Sehen Sie, meine Frau lebt nicht mehr, meine Kinder sind erwachsen und haben selbst schon wieder Kinder. Man wollte einen Humanoiden als Nachfolger für mich einsetzen, aber das hätte mir leid getan.“
    „Ich verstehe.“
    „Wirklich, mein Herr? Nicht, daß ich etwas gegen Roboter habe, im Gegenteil, Ihresgleichen sind meine verständigsten und seriösesten Kunden. Aber es bedrückt midi, daß unser Geistesgut mehr und mehr in ihren Besitz übergeht, ohne daß wir Menschen uns noch bemühen, es ihnen gleichzutun.“
    Der alte Mann machte eine resignierende Handbewegung.
    Keith trafen diese Worte wie ein richterliches Protokoll seiner eigenen Verbrechen. Er empfand so etwas wie Scham, zu diesen gleichgültigen Menschen zu gehören, und so unterbrach er den Ardivar nicht, obwohl die Zeit dahinrann, obgleich er ungeduldig zusehen mußte, wie sie aus dem löcherigen Gefäß der abgezählten Stunden seiner Freiheit unaufhörlich davontropfte.
    „… so hätte wenigstens nach meinem Tod ein Mensch die Gelegenheit, all das Wissen zu erwerben, das ich mir hier aneignen konnte.“ Thomas Grabow schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich dem chiffrierten Schrank zu. „Hinter dieser Tür liegt alles, mein Herr, was man bis heute über den einzigen göttlichen Funken, den wir bei der Schöpfung eingeblasen bekamen, zusammengetragen hat. Die Projektoren und Abhörgeräte befinden sich in der Kabine hinter der gelbmarkierten Tür, zehn Meter weiter. Sie sind fremd hier?“
    „Ja, Bürger. Ich bin gestern vom Mars gekommen und trete hier eine neue Stellung an, für die ich mich

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