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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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erzählen.“
    „Ihre Maske ist recht gut gewählt. Man hat Sie ebensowenig bemerkt wie mich, als ich hereinkam. Ich bin aber auch nur ein alter Mann und habe mich verirrt.“
    „Ich würde da nicht so sicher sein. Ich glaube viel eher, der Rat hat zwei Hände, von denen eine nicht weiß, was die andere tut.“
    Soltikow schaute interessiert auf seine gepflegten Fingernägel.
    „Hoffentlich waren Sie so klug, Ihren Unikom auszutauschen?“
    „Humanoiden brauchen einen Unikom ebensowenig wie Menschen eine Maske.“ Keith lächelte ironisch. „Wenn es Sie beruhigt, ich habe den Unikom mit den drei Ohren nicht mehr. Aber, Dr. Soltikow, Sie sind doch gewiß nicht gekommen, um mich zu langweilen? Oder ist das Ihr Auftrag?“
    „O nein, Dr. Keith, ich habe den Auftrag, Ihnen ein Angebot zu machen.“
    „Von wem?“ fragte Keith gleichgültig.
    „Von der einen Hand des Rates.“ Soltikow hielt inne.
    Keith hatte seine rechte Hand vom Tisch gehoben. Darunter lag der Strahler, mit der Mündung genau auf Soltikow gerichtet.
    Soltikow nahm sich, amüsiert grinsend, eine neue Zigarette aus Keiths Packung und drehte verspielt mit ihrem Filter den Strahler um seine Achse. Er tat, als bemerke er die Hand nicht, die wenige Zentimeter darüber in der Luft schwebte.
    „Ich fange bei einem solchen Anblick leicht zu stottern an, Dr. Keith. Glauben Sie wirklich, die Polizei hätte nur sechs Roboter und einen Leutnant, und müsse nun freie Mitarbeiter schicken, um den Staatsfeind Nummer zwei zu fassen?“ Soltikow steckte sich die zweite Zigarette hinters Ohr. „Hören Sie, Dr. Keith! Corell und ich sind seit Jahren befreundet. Ich habe Sie und seine Tochter operiert und bin maßgeblich an der Organisation des ,Verbrechens gegen die Freiheit’ beteiligt. Ich habe Ihre gestrige Unterredung mit Corell und dessen Verhaftung mit angehört, mit Corells Einverständnis. Sein Unikom war auf Gespräch eingestellt, und der Partner war ich.“
    „Wirklich?“ fragte Keith kühl.
    „Ja. Folgendes: Hinter Corell stehen Mitglieder des Obersten Rates und ein Mitarbeiterstab, der in die Tausende geht. Ich habe Vollmacht, Ihnen die Leitung der gesamten Aktion zu übertragen.“
    Keith stieß einen gedehnten Pfiff aus.
    Soltikows Stimme klang fanatisch, als er weitersprach. „Sie sind außer Corell der einzige Mann, der die Fähigkeiten dazu hat. Wir haben uns inzwischen von Ihren Qualitäten überzeugt und sind bereit, Ihnen die Macht über das ganze System Sol anzubieten. Greifen Sie zu, Dr. Keith! Mehr als die Hälfte des Rates, alle Humanoiden, der Funk, die Presse, das Fernsehen und die Raumflotte stehen im entscheidenden Augenblick hinter Ihnen!“
    Keiths Frage wirkte wie ein Strahl eiskalten Wassers. „Haben Sie sich auch davon überzeugt, daß ich überhaupt Interesse an der Macht über ein ganzes Sonnensystem habe, Dr. Soltikow?“
    „Wozu? Sie sind ein Mensch, und jeder Mensch greift zu, wenn ihm eine derartige Macht geboten wird.“
    „Sind Sie da ganz sicher?“ fragte Keith zweideutig.
    „Dr. Keith, überlegen Sie sich, was Sie da vielleicht ausschlagen wollen. Absoluter Herr über neun Planeten, siebzehn Milliarden Menschen und an die hundert Millionen Humanoiden! Andere streben ihr Leben lang danach, auch nur den milliardsten Teil davon zu besitzen, und Sie schlagen dieses Angebot aus wie eine Zigarette, deren Marke Ihnen nicht zusagt? Wollen Sie noch mehr?“
    „Aber, aber, Soltikow! Woher wissen Sie denn, daß ich ablehne? Zeigen Sie mir bitte Ihre Vollmachten!“
    In den Augen des Arztes blitzte unverhohlener Spott. „Stellen Sie sich bitte nicht so naiv! Ein Dokument wäre unter Umständen für alle Beteiligten das Todesurteil. Ich gebe Ihnen mein Wort und verlange nichts als Ihre Zusage, und daß Sie zu gegebener Zeit an die Öffentlichkeit treten.“
    „Wer garantiert mir, daß dies alles nicht ein Versuch ist, mir ein Verbrechen nachzuweisen, das ich noch gar nicht begangen habe? Und wer gibt Ihnen die Garantie, daß ich Sie und alle Mitwisser nach der Machtübernahme nicht einfach in den Konverter schicke?“
    „Das gegenseitige Vertrauen.“
    „Jetzt könnte ich mich über unangebrachte Naivität beklagen, Doktor Soltikow.“
    „Zugegeben, Doktor Keith. Es war albern von mir. Aber vielleicht …“ Soltikow bediente sich erneut aus Keiths Packung. Erst nachdem die neue Zigarette brannte, drückte er den Stummel der alten aus. „Sagen Sie, unter welchen Bedingungen wären Sie bereit, unser Angebot

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