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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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Verhandlung unterbrochen.
     
    *
     
    Joan wandte sich resigniert an Keith. „Glaubst du noch, Elmar“, fragte sie müde, „glaubst du, daß er noch dem Konverter entgehen kann? Ich nicht!“
    „Ich denke“, antwortete Keith, „daß dein Vater dieses Risiko eingerechnet hat, und fast möchte ich annehmen, daß er gerade diesen aufsehenerregenden Tod anstrebt, um seinen Ideen den nötigen Nachdruck zu verleihen. Er spekuliert auf die menschliche Schwäche für Märtyrer.“
    „Und warum sollte er gerade jetzt, auf dem Höhepunkt seines Schaffens, den Tod suchen?“ fragte Joan.
    „Es ist kein Zufall, daß die letzten Seriennummern der humanoiden mit diesen Geschehnissen zusammenfallen. Zufall ist nichts außer der Notwendigkeit, daß sich zwei punktartige Möglichkeiten auf ihren Wahrscheinlichkeitslinien in einer Realitätsebene treffen. Die Zeit war reif für diese Ereignisse, wir haben alle darauf hingearbeitet, ohne es zu wissen.“ Keith blickte abwesend auf seine Schuhspitzen. „Dein Vater fühlte intuitiv“, fügte er nach einer Weile mit Nachdruck hinzu, „daß es so kommen mußte, und er warf seine ganze Persönlichkeit in die Waagschale, um die Dinge zu beschleunigen. Er wollte selbst dabei sein, um die unvermeidlichen Konflikte wenigstens nach seinen Ideen zum Guten zu wenden. Die Zeit war reif, aber er hat die allgemeine menschliche Reife überschätzt.“
    Auf dem Panoramaschirm stand wieder das gelb-schwarze Symbol des Obersten Rates. Der Sprecher kündete die Fortsetzung des größten Prozesses der letzten tausend Jahre an.
     
    *
     
    Professor Corell wurde zusehends sicherer und freier in seinen Ausführungen. Man merkte, daß er sich auf seinem Fachgebiet bewegte. „Ich fasse zusammen: Dr. Keith wußte nichts von seinem humanoiden Wesen. Jerry und Betty wußten, daß sie menschliche Emotionen besaßen, aber nicht, daß die drei Grundgesetze bei ihnen nicht mehr handlungsselektiv wirkten.
    Beta 01 und ZZ 97 – 000 017 waren ferner darüber informiert, daß Dr. Keith ein humanoider Roboter ist, dem die drei Grundgesetze kurzgeschlossen waren, und daß er auf seine negativen Eigenschaften hin getestet werden sollte.
    Es war Jerry, der auf meinen Befehl Keiths Unikom gegen einen anderen, von mir behandelten, vertauschte, so daß meine Verhaftung zustande kam. Jetzt, da Sie, meine Damen und Herren Senatoren, sich von der Loyalität der beiden überzeugt haben, können Sie sich auch dies bestätigen lassen.“
    Yamura Takata hielt es für notwendig, Jerry zu fragen: „Entsprechen Corells Ausführungen der Wahrheit, 017?“
    „Das weiß ich nicht, Sir. Ich weiß nur, daß sie vollauf den Tatsachen entsprechen, deren ich mich erinnere.“
    Jerry lächelte kaum sichtbar.
    Senator Takata schien es dennoch zu bemerken, sein „Danke, 017!“ klang sehr sachlich.
    Corell gab sich offensichtlich Mühe, das verwüstete Rund des Auditoriums nicht zu beachten.
    „Ich ließ Keith in dem Glauben, mehr als die Hälfte des Obersten Rates stünde hinter meinen Bestrebungen“, fuhr er konzentriert fort, „und veranlaßte einen meiner Mitarbeiter, ihm die Führung einer Revolution anzutragen, die eine Beherrschung unseres ganzen Systems zum Ziel hatte. Das Gespräch wurde auf Band festgehalten.
    Inzwischen überzeugte ich Senator Andrej S. Oriow von meinen Plänen, die er vorher nur unwissend unterstützt hatte, und Orlow selbst übernahm die Leitung des Testes. Auch er versuchte Keith zu überzeugen. Er versuchte ihn zu überreden und machte die größten Versprechungen und Zugeständnisse. Er drohte sogar mit einem Mordanschlag. Vergeblich!
    Inzwischen konnte festgestellt werden, daß sich Jerry neutral verhielt, wahrscheinlich wegen seiner Verehrung für mich, seinen Schöpfer. Sonst wäre er mit hundertprozentiger Sicherheit – wie auch Betty – auf Keiths Seite umgeschwenkt. Ich halte es für angebracht, hier ein Wort der Bewunderung für Betty zu sagen. Es ist nicht unwesentlich ihrer ethischen Größe zu verdanken, daß der Test so ausgegangen ist, und damit Erfolg hatte.
    Von allen Gesprächen mit Keith wurden Aufnahmen gemacht, die seine Meinung und Haltung eindeutig wiedergeben. Sie stehen dem Gericht zur Verfügung.
    Damit dürfte ich bewiesen haben, daß die Humanoiden reif genug sind, sich selbst überlassen zu werden. Meine Aufgabe ist damit erfüllt. Alles weitere überlasse ich Ihnen, meine Damen und Herren Senatoren, Ihnen als Oberstes Gericht und Oberster Rat der Erde und des

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