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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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Kaffee einschenken ließ.
    „Doch, schon! Aber ich saß seit gestern morgen ununterbrochen an Ihrem Auftrag. Seit heute früh gegen 1,0 bin ich fertig. Das war ein schönes Stück Arbeit, kann ich Ihnen sagen! Mir war gar nicht nach lachen zumute.“ Sie biß genießerisch in ein weißes Brötchen.
    Keith schaute sie einen Augenblick forschend an. „Doktor Lembeck, ich benötige Ihre Unterlagen für einen sehr ernsten Zweck. Mit ihnen will ich versuchen, Professor Corell vor dem Konverter und die Menschen vor einem folgenschweren Fehler zu bewahren. Übrigens – was würden Sie sagen, wenn ich wirklich ein Humanoid wäre?“
    „Es wäre schade für uns Menschen.“ Dr. Lembeck blieb ernst.
    „Ich bin es tatsächlich. Sie sollten um 4,5 den Televisor anstellen.“
    Sie legte nur die Stirn in Falten. Aber der katzenhafte Blick ihrer bernsteingelben Augen machte ihr Schweigen zu einer unausgesprochenen Frage.
    Der Raum war durch eine gläserne Wand in strahlendes Sonnenlicht getaucht. Blitzende Instrumenten- und Brutschränke wechselten mit kunstvollen chemophysikalischen Bauten aus gläsernen Rohren, Kühlspiralen, Kolben und Destillationsapparaten. Ein relativ modernes kleines Elektronenmikroskop, eine Ultrazentrifuge, modernste Spektralanalysatoren, Photometer und einige hochgezüchtete optische Stereomikroskope waren das, was Keith eben noch identifizieren konnte. Eine Wand aus elektronischen Bauteilen schien gänzlich fehl am Platz.
    Dr. Lembeck umfaßte alles mit einer großzügigen Handbewegung.
    „Das ist mein Labor. Psychologin bin ich nur, um der Gesellschaft meinen Beitrag zu leisten, solange mir als Virologe noch nicht die große Entdeckung gelungen ist. Sehen Sie, Doktor Keith“, in ihren Augen glitzerte Spott, „in der Medizin ist es anders als in der Robotik. Für einen Mediziner ist es heute unglaublich schwer, etwas umwälzend Neues zu entdecken.“
    „Wirft Ihre Praxis denn soviel ab?“ Keith kopierte ihre Handbewegung.
    „O nein, Doktor Keith.“ Annette Lembeck deutete ein Lächeln an. „Mein Vater hat mir das alles gewissermaßen vom Merkur mitgebracht. Er war Kommandant der Intersolar-Forschungskommission, bis er auf Merkur starb. Und er hat mir nicht nur das mitgegeben. Mein Forschungsziel unter anderem auch, und … er starb an der Brigg’schen Krankheit. Sie wissen es vielleicht … mutierte Viren.“
    „Ich habe davon gehört“, erinnerte sich Keith. „Die Krankheit gilt als unheilbar.“
    Dr. Lembeck wies auf einen der Brutschränke.
    „Nicht mehr lange. Vor einigen Tagen habe ich eine Reinkultur Brigg II abgetötet. Ich weiß nur noch nicht genau, womit. Es geschah unabsichtlich. Es muß eine normale Virenart sein, denn ich arbeite parallel zu Brigg auch mit anderen Stämmen. Irgendwie konnten sich die Kulturen vermischen. Sie töteten sich gegenseitig. Übrigblieben nur einige merkwürdig kristalline Molekülstrukturen ohne artspezifischen Charakter. Sie sind, und das wird Sie vielleicht interessieren, völlig anorganischer Beschaffenheit.“
    Keith hob überrascht die Augenbrauen:
    „Sie meinen …?“
    „Ja, Doktor Keith. Die Grenze zwischen lebender und toter Materie. Die Kristalle dürften so gut wie unschädlich sein, denn sie lassen sich in keinem organischen Medium lösen.“
    „Dann sind Sie ja ziemlich nahe am Ziel“, sagte Keith anerkennend.
    Dr. Lembeck strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nein, Keith. Dann stehe ich erst am Anfang. Ich brauche einen Menschen als Versuchsobjekt. Aber seit Verbrecher nur noch psychisch korrigiert werden, gibt es keine Freiwilligen mehr. Wahrscheinlich ist der Versuch tödlich, denn schließlich müssen die Grenzen festgelegt werden. Zumindest wird das Opfer zu einem menschlichen Wrack. Eine Ironie des Schicksals aber ist, daß ich selbst nicht die Versuchsperson sein kann.“
    „Ich finde“, unterbrach Keith, „Sie sind entschieden zu schade dafür.“
    „So?“ Die Ärztin verzog skeptisch den Mund. „Sie vergessen, daß mein Vater leider zu oft in die Strahlenwirbel der Sonnenoberfläche geriet. Ich bin Mutantin und steril. Das ist eine weitere Mitgift meines Vaters. Glauben Sie, mein Mann hätte sich einer schiefen Nase wegen scheiden lassen?“ Sie lachte bitter. „Nein, ich würde herzlich gern die Testserie an mir vornehmen. Nur geht es eben nicht. Ich sagte bereits, daß ich Mutantin bin. Ich bin aber weder Telepathin, Telekinetin noch Teleporterin oder sonst ein parapsychologisches Monster. Ich bin

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