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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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ganz einfach hundertprozentig virenresistent, immun gegen alle bisher bekannten Viren und Bakterien.“
    Keith wollte sie auf andere Gedanken bringen und sagte ein wenig boshaft: „Fast möchte ich annehmen, Sie hätten Corells Prozeß auf dem Gewissen. Er ist der erste Verbrecher seit vielen hundert Jahren, der mit dem Konverter rechnen muß. Und er hätte den Idealismus, sich Ihnen zur Verfügung zu stellen. Aber zufällig weiß ich genau, daß er selbst alles eingefädelt hat.“
    Dr. Lembeck blieb ernst. „Soltikow ist zwar mein Bruder, und er hat Joan eine Zeitlang sympathischer gefunden als sie ihn. Als sie ihm aber deutlich genug gesagt hat, daß sie bereits vergeben wäre, war er so anständig, die Konsequenzen daraus zu ziehen. Joan ist für mich mehr eine Schwester, als Richard mein Bruder.“
    Keith war betroffen von der Wirkung seiner scherzhaften Worte. „Aber es war doch nur Spaß“, beeilte er sich abzulenken. „Darf ich Sie nun um das Gutachten bitten? In einer halben Stunde beginnt die Verhandlung.“ Er nahm die umfangreiche Mappe entgegen. „Vielen Dank, Doktor Lembeck! Drücken Sie uns die Daumen.“
    Die Ärztin reichte ihm die Hand, als er sich verabschiedete.
    „Viel Erfolg“, sagte sie, als Keith bereits mit dem Lift nach oben fuhr.
    Sie kamen, als Joan eben den TV-Schirm aktiviert hatte.
    Ihre Schrauber zerquetschten die Blumen auf den Beeten und schlugen tiefe Wunden in den gepflegten Rasen des Parkes. Ihre Turbowagen walzten die zierlichen japanischen Koniferen nieder, ihre Füße zertrampelten, was übrigblieb.
    Joan hetzte ans Fenster, als die Motoren erstarben. Sie waren mit Knüppeln und Steinen bewaffnet und gingen in breiter Front vor. Dumpfes Murmeln stieg aus der anrückenden Menge, ab und zu von lauten, aufhetzenden Rufen übertönt. Aus dem Wald nahe der Straße strömten noch immer dichte Menschentrauben hervor.
    Etwa zwanzig Meter vor dem Haus stockte die Menge. Schweigen breitete sich aus. Von hinten kamen die Menschen gelaufen.
    Ein heiserer Schrei aus der Menge zerschnitt die Stille.
    „Das ist sie! Nieder mit den Robots!“
    Ein Stein prallte von der großen Scheibe ab. In den Augen der Menschen stand Mordgier und Haß, Sensationslust und Schadenfreude. Das Murmeln verstärkte sich wieder und vereinigte sich zu einem gleichmäßigen Rufen:
    „Nieee – der! Nieee – der!“
    O ja, die Menge schien zu wissen, daß Roboter sich nicht wehrten. In den hinteren Reihen schob man, und die Vordersten wehrten sich nur schwach dagegen. Wieder flog ein Stein gegen das Fenster, und klirrend fielen die Scherben, zusammen mit dem Stein, vor Joans Füße. Es war eine Kalkschieferplatte aus dem Garten.
    Joan trat zurück und ging durch den Flur zur Tür. Auf der Treppe blieb sie stehen und starrte gleichgültig über die Menschen.
    Eine Anzahl Halbwüchsiger und fanatischer Weiber löste sich aus der Menge und rannte die Treppe hinauf. Sie schlugen ein paarmal zu, dann begann Joan sich zu wehren.
    Der Bursche, der ihr den ersten Schlag versetzt hatte, flog mit gebrochenem Rückgrat mitten in den anstürmenden Haufen. Ein anderer bekam ihre Handkante gegen den Hals, daß er mit verglasten Augen zu Boden sank. Kreischend flog eine Frau über die Köpfe der Angreifer. Joan setzte ihre Kräfte rücksichtslos ein; die Grundgesetze der Robotik waren für sie leere Worte.
    Aus der Menge kam ein tierischer Aufschrei. Sie drängten sich zur Treppe und wurden geschoben. Joan konnte sich nicht mehr bewegen. Sie geriet unter die Füße der wildgewordenen Masse. Ihre Kombination war nur noch ein schmutziger Fetzen. Der wuchtige Schlag eines Knüppels bewahrte sie vor dem Schicksal, lebend von der Menge zertrampelt zu werden.
    Sie durchsuchten das Haus nach Keith, und wo sie den Rücken kehrten, blieben Trümmer, Scherben und Fetzen zurück.
    Vom Panoramaschirm her erklang die ruhige Stimme Keiths. Ab und zu wechselte das Bild auf die Mitglieder des Obersten Rates, die mit aufmerksamen Gesichtern zuhörten. Die Zuschauerbänke im Sitzungssaal waren leer.
    Ein Stein zerstörte den Bildschirm, ein anderer den Tonteil des Televisors.
    Als den Menschen bewußt wurde, daß Keith nicht zu Hause war, brüllten sie ihre Wut hemmungslos heraus. Irgendwo züngelte eine Flamme auf. Rauchschwaden verhüllten die Verwüstung in den Räumen. Die zersplitterten Türen fachten das Feuer an.
    Die Menge drängte zurück und stand, eine schweigende Mauer, um das flache Gebäude. In vielen wilden Gesichtern

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